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Michel Grizard: Le Rappel des Oiseaux
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Le Rappel des Oiseaux – Michel Grizard, guitare
Werke von Dowland, Sylvius Leopold Weiss, Bach, Rameau
Aufgenommen im Oktober 2016, erschienen ℗ 2017
Gitarre: Daniel Friederich 2007
SKARBO DSK 1171, im Vertrieb von NAXOS
… diese Sphäre von Eleganz, Großzügigkeit und Versailles …
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Michel Grizard ist hier irgendwie weitgehend unbekannt. Warum? Weder ist er ein Jungkünstler, der an seiner Karriere bastelt, noch einer, der es auf internationale Bühnen nicht geschafft hätte. Im Gegenteil!
Michel Grizard hat am Pariser Konservatorium bei Ramón Cueto und Alexandres Lagoya studiert und danach mehrere renommierte Wettbewerbe gewonnen. Das Repertoire der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert liegt ihm besonders am Herzen und das spielt er auf zeitgenössischen Instrumenten – daneben befasst er sich intensiv mit Neuer Musik. Hier, auf der CD aus dem letzten Jahr, spielt er Musik zwischen John Dowland (1563—1626) und Jean-Philipppe Rameau (1683—1764) … dazwischen Weiss und Bach.
Alles Transkriptionen … und das ist so etwas, wie der rote Faden, an dem das gespielte Repertoire aufgereiht ist: Transkriptionen von Werken der sehr späten Renaissance und sehr (spät-) barocker Kompositionen unterschiedlicher Provenienz und unterschiedlicher ursprünglicher Besetzung.
Giancarlo Dipierro: La Rose
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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La Rose – 19th Century Guitar Music
Giancarlo Dipierro, Gitarre
Werke von Giuliani, Sor; Mertz, Coste, Regondi und Schubert
Aufgenommen März 2016 bis Februar 2017, erschienen ℗ 2017
Gitarre: Ian Tulažek, 2015 after Stauffer ca. 1800
Eigenproduktion, GTIN 191061562559
… ausgesprochen eloquent, flüssig und gesanglich …
♦♦♦
Giancarlo Dipierro spielt Gitarrenmusik des 19. Jahrhunderts – nicht nur italienische, sondern eine bunte Sammlung von Stücken verschiedener Provenienz von Komponisten wie Mertz, Regondi, Giuliani,Coste und schließlich Franz Schubert, mit dessen „Lob der Tränen“ in der bekannten Bearbeitung von Caspar Joseph (oder doch Johann Kaspar?) Mertz er sein Programm beschließt.
Das Schubert-Lied am Schluss ist – „natürlich“, möchte ich fast sagen – der musikalische Höhepunkt des Programms. Weil Schubert der bekannteste und, sagen wir, weitestgehend anerkannte Komponist des Programms war und ist? Oder weil er gar als der beste gilt? Und wer aus der großen Schar der Klassik-Hörer kennt schon Giuliani oder Sor?
Hamish Strathdee: Impressions of Spain
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
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Impressions of Spain
Hamish Strathdee; Gitarre
Werke von Rodrigo, Granados und José
Aufgenommen im März 2017, erschienen ℗ 2018
Gitarre: Greg Smallman & Sons
EAN-13: 0 706502 230319
… fern von wohlbekannten interpretatorischen Floskeln …
♦♦♦
Hamish Strathdee ist Australier. Studiert hat er weltweit bei verschiedenen Gitarristen, unter ihnen schließlich Tilman Hoppstock in Darmstadt. Nun liegt uns Hamish’s Debüt-C vor, auf der er folgendes Repertoire vorführt: „Junto de Generalife“ und „Tres Piezas Españolas“ von Rodrigo; die „Valses Poéticos“ von Granados und schließlich die Sonata von Antonio José, für die er eine neue praktische Ausgabe erarbeitet hat.
Antonio José wurde am 12. Dezember 1902 in Burgos geboren, gestorben ist er schon am 9. Oktober 1936 – gerade einmal 34 Jahre alt. Wie der Dichter Federico García Lorca wurde er – übrigens auch im Jahr 1936 – von Faschisten in Estépar in der Provinz Burgos erschossen.
Die Sonate von José hat zwar in den letzten Jahren etwas an Popularität eingebüßt, vor zehn/zwanzig Jahren gehörte sie aber zum Top-Repertoire, was Musik des 19. Jahrhunderts angeht. Sie wurde oft gespielt und ist auf vielen Schallplatten und CDs herausgekommen. Seit ein paar Jahren ist die Musik gemeinfrei und kann nun in neuen Ausgaben erscheinen. So wurde ermöglicht, dass Hamish Strathdee seine neue Ausgabe der Sonate als Bachelor-Arbeit seiner Universität vorlegen konnte: „His major academic research was concerned with creating a new performing edition of Antonio José’s Sonata para Guitarra using various manuscript sources and modern editions.“ Ob und wo die Ausgabe erscheinen wird, teilt Hamish bisher nicht mit, benutzt wird bis jetzt die Edition von Angelo Gilardino und Juan José Sáenz Gallego, erschienen 1990 bei Bèrben in Ancona.
Perpetual Night
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Perpetual Night: 17th Century Ayres and Songs
Lucille Richardot, Ensermble Correspondances, Sébastien Daucé
Werke von Johnson, Lawes, Coprario, Ramsey, Lanier, Banister u.a.
Aufgenommen im Juli 2017, erschienen ℗ 2018
Im Vertrieb von Harmonia Mundi HMM 902269
… nimmt einen vom ersten Moment an für sich ein …
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Wunderbar, Lucile Richardot, Mezzosopran, nimmt einen vom ersten Moment an für sich ein und zwar ob ihrer ebenso kraftvollen, makellosen wie ausgewogenen Stimme und der Entschiedenheit, mit der sie die Ayres und Songs vorträgt, um die es heute geht. Diese sind nicht – auch, wenn man das leichthin vermuten mag – in direkter stilistischer Nachfolge der Elizabethanischen Lautenlieder von John Dowland oder Thomas Morley entstanden. Schließlich war „1610 […] a turning point for English music“, wie Peter Holman im Booklet der CD schreibt, oder:„1610 fut une année charnière pour la musique anglaise.“ „Charnière“ … das ist nicht nur ein Scharnier, es ist auch ein Wendepunkt, eine grundsätzliche Neuorientierung.
Die ersten Dezennien des neuen siebzehnten Jahrhunderts brachten allenthalben für die Entwicklung der Musik und des Komponierens tiefgreifende Veränderungen mit sich, die für die nächsten – sagen wir – hundertfünfzig Jahre bestimmend bleiben sollten. Von Italien ging die Mode aus, solistischem Gesang nur Basslinien beizugeben, mithilfe derer auf Theorbe oder anderen langhalsigen Lauteninstrumenten und in beinahe beliebigen anderen Besetzungen Begleitungen improvisiert wurden. Der Generalbass war „erfunden“, mit ihm beispielsweise die Monodie und schließlich die Oper.
Flávio Apro plays Napoleon Coste
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Flávio Apro plays Napoleon Coste
Aufgenommen im Juni 2015, erschienen ℗ 2016
Gitarre: Sérgio Abreu
BRILLIANT CLASSICS 95255
… er glänzt auch durchaus musikalisch …
♦♦♦♦
Flávio Apro ist Brasilianer. Bekannt ist er, so heißt es jedenfalls im Booklet, als Gitarrist, Produzent, Forscher und Lehrer. Bei Brilliant Classics hat er jetzt seine zweite CD herausgebracht – eine Sammlung mit „Romantic Guitar Miniatures“ ist bereits 2014 im gleichen Label unter dem Titel „Nocturne“ erschienen.
Dieses Mal bekommen wir den Zyklus „Vingt cinq Études de Genre“ von Coste zu hören, dazu die „Grande Sérénade“ op. 30 – zwei Werke also, bestehend aus insgesamt dreiunddreißig Einzelsätzen. Was die Etüden angeht, gehören sie zum Standardspielmaterial – als Etüden allerdings und weniger als Vortragsstücke. In der undatierten Edition der Etüden im Münchener Verlag „Der Gitarrefreund“ heißt es: „Die Werke Coste’s sind im Handel vollständig vergriffen. Mit dem Neudruck des vorliegenden Werkes glauben wir den Gitarrespielern einen Dienst zu erweisen, da es für Studienzwecke unumgänglich notwendig ist und ein abgeschlossenes Studium ohne Kenntnis dieses Werkes undenkbar ist, andererseits aber enthält es auch Stücke von so hohem musikalischen Wert, und solcher Schönheit, daß es für jeden ernsten Gitarrespieler zu einer Quelle wertvoller Gitarremusik wird.“
Salon-Atmosphäre
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Roch Modrzejewski: Fantasias on operas by …
Bellini, Rossini, Donizetti, Verdi in Bearbeitungen von Napoléon Coste, Luigi Legnani, Mauro Giuliani, Jan Nepomuk de Bobrowicz, Johann Kaspar Mertz und Giulio Regondi
Aufgenommen im August 2012, erschienen ℗ 2013
BRILLIANT CLASSICS 94446
… So kann man sich Salon-Atmosphäre vorstellen! …
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Zugegeben, ich habe mir viel Zeit gelassen, diese CD von Roch Modrzejewski hier zu würdigen. Dabei stimmt so gut wie alles: Das Programm besteht aus Fantasien über Themen aus romantischen Opern – dafür muss man sich keineswegs schämen und schon gar nicht, wenn man, wie Roch Modrzejewski, die Gassenhauer des Repertoires nicht aufgenommen hat; der Solist kommt sympathisch daher – wie übrigens auch seine CD und er stammt außerdem aus der wunderbaren Stadt Kraków, die man nicht nur bewundern, sondern einfach lieben muss. Alles gut!
Noch ein paar Worte mehr über Roch Modrzejewski: Er hat zunächst in seiner Heimatstadt Kraków studiert, danach in Basel und schließlich in Weimar – bei wem, da ist er diskret, aber man hat so seine Ahnung! Wettbewerbe hat er natürlich gewonnen … aber nicht die Riesendinger in fernen Ländern, sondern eher kleinere: Erwitte und Moncalieri—ich kannte nicht einmal die Orte. Aber ist vielleicht die Zeit der großen internationalen Wettbewerbe überhaupt vorbei?
Vor ein paar Monaten war ich beim ARD-Wettbewerb in München, der einmal der „schwierigste“ und renommierteste deutsche Wettbewerb seiner Art gewesen war. Die Gitarre ist allerdings in München immer schon eher stiefmütterlich behandelt worden – vor dem Wettbewerb 2017 hatte sie vierundzwanzig Jahre nicht auf dem Programm gestanden.
Erfreuliche Lautenlust von William Waters
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Reusner: Erfreuliche Lauten-Lust
William Waters, Laute
Aufgenommen im Oktober 2016, erschienen ℗ 2017
11-chörige Laute (2015) von César Árias nach Hans Frei
BRILLIANT CLASSICS (2 CDs) 9242
♦♦♦
Esaias Reusner (1636–1679) wurde in Löwenstein in Schlesien (heute Polen) geboren. Zu der Zeit herrschte seit achtzehn Jahren Krieg und der sollte noch zwölf Jahre weitergehen. Als Reusners Mutter 1643 starb, zog Esaias mit seinem Vater nach Wrocłav (Breslau), weil der sich dort sicherer wähnte – ob er damit die Situation richtig eingeschätzt hat, wissen wir nicht. In Wrocłav blieb er jedenfalls bis 1648, als in Münster und Osnabrück der „Westfälische Friede“ unterzeichnet und damit der „Dreißigjährige Krieg“ beendet wurde.
Seine musikalische Ausbildung erhielt Esaias von seinem Vater, der auch Esaias hieß und der als Lautenist bekannt war. 1665 wurde Esaias jr. Lautenist am Hof der Herzöge von Brzeg, Legnica und Wolów. Zwei Jahre später erschien sein erster Tabulaturband „Delitiae Testudinis“. 1672 ging Reusner jr. nach Leipzig; wo er als Lautenlehrer an der Universität angestellt wurde und als Continuo-Lautenist unter anderem an der Thomaskirche spielte. Die nächste Anstellung führte ihn als Kammermusiker an den Hof von Friedrich Wilhelm von Brandenburg nach Berlin. Dort erschien 1676 auch Reusners zweite Sammlung von Lautenstücken: „Neue Lauten-Früchte“. Der Titel vorliegender CD „Erfreuliche Lauten-Lust“ nimmt Bezug auf die zweite Auflage von Reusners erstem Lautenbuch: „Delitiae Testudinis Oder Erfreuliche Lauten-Lust“ von 1668.
White Sparrow: Mr. Dowland’s Midnight
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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White Sparrow: Mr. Dowland’s Midnight
The Music and Melancholy of John Dowland and his Contemporaries
Debi Wong, Mezzosopran; Solmund Nystabakk, Lute
Werke von Robert Jones, John Dowland, Thomas Campion, John Danyel, Philip Rossetter, Francis Pilkington
Aufgenommen im Februar 2014; erschienen ℗ 2017
Laute: 10-course renaissance lute after Hans Frei by Bruce Brook, 1998
SIBA RECORDS SRCD 1021, im Vertrieb von NAXOS
… Die CD „Mr. Dowland’s Midnight“ ist etwas Besonderes, und zwar in fast jedweder Hinsicht …
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Englische Lautenlieder gehörten hier vor – sagen wir – vierzig fünfzig Jahren zu den Geheimtipps des Repertoires der „Alten Musik“ bzw. der „Early Music“. Dort, in England, hatte man sich lange vorher dieser Preziosen des englischen Musikschaffens erinnert und zwar auf mehrerlei Art … denn tatsächlich gibt (oder gab) es eine englische Musik, auch, wenn der deutsche Gesellschaftsschriftsteller Oscar A. H. Schmitz etwas ganz anderes behauptete. Der schrieb 1914 bedauernd, England sei „das Land ohne Musik“ (Buch: Das Land ohne Musik – Englische Gesellschaftsprobleme, München, 11914). Da wir nun wissen, dass es englische Musik gibt und zwar andere, als die von Händel (oder Handel), deren Komponist im „GROVE Dictionary of Music and Musicians“ immerhin als „English Composer of German Origin“ ausgewiesen ist, gehören die Lautenlieder des frühen 17. Jahrhunderts zweifellos zum Besten, was in dieser Kategorie im Angebot ist. Und sie sind in England auch tatsächlich in ihrer Originalbesetzung mit Laute gepflegt worden, als „in Europe“ niemand daran dachte, dieses antiquierte Instrument, das zudem auch noch auf eine höchst kryptische Art notiert war, zu spielen. Aber Arnold Dolmetsch (1858–1940) und später Alfred Deller (1912–1979) und besonders Peter Pears (1910–1986) führten die Tradition weiter … und sie ist bis heute sehr lebendig, wie Debi Wong und Solmund Nystabakk beweisen.
Angela Mair: Sin palabras
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
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Angela Mair: Sin palabras
Werke von Giuliani, Pujol, Granados und Mertz
Aufgenommen 2016, erschienen ℗ 2017
Gitarre: Paco Santiago Marin
MA001 (mairecords)
… ungemein sympathisch! …
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Bravo, dies ist eine Debut-CD, in deren Covertext nicht vorgegeben wird, ihr Interpret/ihre Interpretin habe schon sämtliche Kontinente bespielt und ebendort auch schon die wichtigsten Wettbewerbe gewonnen. Angela Mair gibt auch nicht vor, sie habe bei allen Großmeistern der Branche studiert (gemeint sind dabei nämlich meistens nichts als Meisterkurse, bei denen die jeweiligen Debütanten die eine oder andere Unterrichtsstunde erhalten haben). Nein, Angela bringt ihre CD ohne Hochstapeln und ohne große Worte (sin palabras!) heraus … und nicht nur damit macht sie ihr Medien-Debüt so ungemein sympathisch!
Orpheus Anglorum
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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ORPHEUS ANGLORUM: Lute Music by John Johnson and Anthony Holborne
Yavor Genov, Lute
Aufgenommen im Mai 2017, erschienen, ℗ 2018
Laute: Ivo Magherini nach Georg Gerle, Innsbruck ca. 1550
BRILLIANT CLASSICS 95551
… sehr an Sensibilität im Umgang mit dieser Musik hinzugewonnen! …
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Den Lautenisten Yavor Genov kennen wir – hier ist bereits seine frühere CD besprochen worden, sie enthält Werke von Giovanni Girolamo Kapsberger. Eine weitere CD mit Kompositionen von Giovanni Zamboni ist hier bisher nicht gewürdigt worden.
Yavor Genovs Spiel hat mich damals – die Besprechung entstand im Jahr 2013 – nicht begeistert. „Sein Spiel ist“ – so schrieb ich damals – „klanglich fragil. […] Sieht man von technischen Unzulänglichkeiten ab, sind es vor allem Temposchwankungen, die mir an Yavors Spiel auffallen. Große Bögen, die Form und Gefüge abbildeten, kann ich mir nur selbst hinzudenken; Verfahren, die mit Akzentuierung und Phrasierung zusammenhängen, sind eher als kryptisch wahrzunehmen; ein leicht federndes, dynamische Spiel ersetzt er durch ein schwerfälliges, indifferentes … kurz: Ich bin nicht begeistert von Yavor Genovs Spiel. Seine Energie, sich mit dieser Musik und diesen Instrumenten zu befassen, ist allerdings zu unterstützen.“
Xianji Liu: Laureate Series
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
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Laureate Series
Xianji Liu – First Prize 2016 Tárrega International Guitar Competition, Benicàssim
Werke von Scarlatti, Tárrega, Sor, Albéniz, Malats, Piazzolla, Coste, Berkeley
Aufgenommen im Januar und April 2017, erschienen ℗ 2017
Gitarre: Dominique Field
NAXOS 8.573813
… scheinbar locker und leicht …
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Dies ist Xianji Lius Debüt-CD mit dem „typischen Debüt-Repertoire“ zwischen Tárrega und Albéniz, Sor und Malats. Er spielt es nicht so, wie es Debütanten normalerweise spielen – nervös und unsicher, vorsichtig und Risiken vermeidend – nein, er spielt es so, als hätte er es schon zigmal auf den Bühnen der Welt vorgeführt. Routiniert manchmal, gelegentlich sogar gelangweilt … dabei ist er noch so jung! Aber Stücke wie „Sevilla“, die anderen Gitarristen den letzten Nerv rauben, schüttelt er aus dem Ärmel, auch zwei der fünf Stücke von Piazzolla („Romántico“ und „Compadre“).
Xianji Liu: Latin Guitar Sonatas
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Xianji Liu: Latin Guitar Sonatas
Werke von Leo Brouwer, Sergio Assad und Roberto Sierra
Aufgenommen im Januar 2017. Erschienen ℗ 2017
Gitarre: Paco Marin
IBS CLASSICAL 62017, im Vertrieb von NAXOS
… Er hat in Beijing studiert, danach in Köln und Weimar …
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In den letzten Jahren ist es bei Gitarristen üblich geworden, für Aufnahmen, die sie als besonders wichtig erachten, mehrere große Sonaten des 20. Jahrhunderts zu Programmen zusammenzuschnüren. Ponce, Rodrigo, Brouwer, Ginastera, José, Castelnuovo-Tedesco … Möglichkeiten gibt es etliche – sie alle ergeben am Schluss musikalisch schwergewichtige Werkzusammenstellungen, keine folkloristischen Schaustücke, nichts für’s ZDF!
Der chinesische Gitarrist Xianji Liu hat ausschließlich lateinamerikanische Werke für seine Sonaten-CD ausgewählt, die Komponisten sind Sergio Assad, Leo Brouwer und Roberto Sierra. Francisco J. Giménez hat einen klugen Einführungstext zu dem CD-Programm geliefert … der höchstens gelegentlich ergänzende Worte oder gar Widerspruch verträgt. Es heißt da, die Sonatenform habe in Europa im 20. Jahrhundert zunehmend an Popularität verloren … „at the same time, the sonata allowed Latin American composers to build an identity by incorporating local sonorous traits in a sense as much structural as symbolic, legitimising them thanks to the form’s very prestige“. So kamen Manuel Ponce und Alberto Ginastera zu Ruhm und Ehren, der bedeutendste und weltweit erfolgreichste Komponist Lateinamerikas, Heitor Villa-Lobos [Manuel Negwer im Plattentext zu seinem Buch „Villa-Lobos – der Aufbruch der brasilianischen Musik“, Mainz u.a.2008], allerdings nicht. Er hat keine Sonaten geschrieben und sich weitgehend an der Musik seiner brasilianischen Heimat orientiert. Ähnlich hat Astor Piazzolla verfahren. Er hat zeit seines Lebens Tangos geschrieben und ist darin von seiner europäischen Kompositionslehrerin Nadia Boulanger (1887–1979) sogar ausdrücklich bestärkt worden.
Mauro Giuliani: Opere solistiche per voce e chitarra
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Mauro Giuliani: Opere solistiche per voce e chitarra
Rossana Bertini, Sopran; Davide Ficco, Gitarre
Aufgenommen im Juli 2013; erschienen ℗ 2018
Gitarre: Louis Panormo 1837
TACTUS TC 780703, im Vertrieb von NAXOS
… interpretatorisches Gleichgewicht …
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Diese Aufnahme hat ein paar Jahre in den Archiven des Labels Tactus geschlummert, bevor sie jetzt auf CD erschienen ist … dabei lässt sich kein plausibler Grund für die Verzögerung finden. Im Gegenteil! Schon das Titelbild wäre ein rasches Erscheinen wert gewesen, ist es doch – mindestens aus meiner Sicht der Dinge – nicht nur eine reizende Darstellung mit Mops und Gitarre, es ist auch eine Rarität. Und Sie wissen ja: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos!“. Das abgebildete Gemälde stammt, nebenbei bemerkt, von François-Hubert Drouais (1727–1775) und stellt Armand Louis II und Armand Louis Jean, die Söhne von Arman Louis I de Béthune dar.
Das Repertoire, das die Künstler präsentieren, besteht – mindestens, was die solistischen Gitarrenwerke angeht –, aus Wohlbekanntem: „Grande Ouverture“ op. 61, Händel-Variationen op. 107, und „Gran Sonata Eroica“ op. 150. Aber der „Star“ des Konzertes ist – mit allem Respekt! – ohnehin Rossana Bertini, die Sopranistin. Natürlich, die Werke, die wir von ihr hören dürfen, sind weitaus weniger „populär … bis abgedroschen“, wie es die Solokompositionen sind, nein, im Gegenteil, sie gehören zu den Kostbarkeiten des Repertoires. Schon die „Sei Ariette. Poesia di Metastasio coll’accompagnamento di piano-forte o chitarra“ op. 95 (hier natürlich mit Gitarren- und nicht Klavierbegleitung) sind perfekte, in sich geschlossene Kunstwerke, und gehen auf Texte des großen Pietro Metastasio (1698–1782) zurück, der immerhin für das Libretto der Oper „La clemenza di Tito“ und andere Mozart-Werke verantwortlich zeichnet.
Weiterlesen: Mauro Giuliani: Opere solistiche per voce e chitarra
Carl Maria von Weber: Complete Songs for Voice and Guitar
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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CD: Carl Maria von Weber: Complete Songs for Voice and Guitar
Patrizia Cigna, Sopran; Adriano Sebastiani, Gitarre
Aufgenommen im Mai 2017, Gitarre: Antonio Scandurra, 2013, erschienen ℗ 2018
Gesangstexte unter: www.brilliantclassics.com
Brilliant Classics 95323
… respektable Einspielung …
♦♦♦
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BUCH: Christoph Schwandt: Carl Maria von Weber in seiner Zeit. Eine Biografie. Mainz u.a. 2014, Schott Music, ISBN 978-3-7957-0820-7, € 35,–
… Wie deutsch ist Herr von Weber? …
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Drei Zyklen mit Liedern bekommen wir geboten: Opera 13, 25 und 29, dazu acht Einzellieder. Alle von Carl Maria von Weber. Der war selbst Gitarrist, die Gitarrenbegleitungen sind also (vermutlich) von ihm selbst. Wie weit er das Instrument beherrscht und geschätzt hat, können wir nicht sagen. An Solokompositionen jedenfalls ist nur wenig überliefert, die Begleitsätze zu den Liedern sind eher schlichterer Art. Die kammermusikalischen Werke lassen ahnen, dass Weber keine ausgesprochene Vorliebe für virtuoses Gitarrenspiel hatte.
Weiterlesen: Carl Maria von Weber: Complete Songs for Voice and Guitar
Viermal „Seaven Teares“
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
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John Dowland: Lachrimae or Seven Tears
PHANTASM; Elizabeth Kenny, Laute; Laurence Dreyfus, Jonathan Manson, Mikko Perkola, Emilia Benjamin, Markku Luolajan-Mikkola, Viola
Aufgenommen im Juli 2015, erschienen ℗ 2016
Booklet mit deutscher Übersetzung im Download unter http://www.linnrecords.com/recording-download.aspx
LINN RECORDS CKD 527, im Vertrieb von NAXOS
… jugendlicher und dynamischer …
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Dowland – Benjamin
Werke von John Dowland und George Benjamin
Sit Fast Viol Consort: Atsushi Sakaï, Isabelle Saint-Yves, Marion Martineau, Nicholas Milne, Joshua Cheatham; Sarah Breton, Mezzosopran; Karl Nyhlin, Laute Aufgenommen im Dezember 2016, erschienen ℗ 2017
EVC D034, im Vertrieb von Helikon Harmonia Mundi
… keine volksweite Untergangsstimmung! …
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David Gorton: Variations on John Dowland
Longbow; Peter Sheppard Skærved, director; Stefan Östersjö, guitar‘
Aufgenommen im Juni 2015, erschienen ℗ 2017
TOCCATA CLASSICS TOCC 0396, im Vertrieb von NAXOS
… Von Dowland ist auf der CD von David Gorton nur noch mittelbar die Rede …
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LACHRYMAE REVISITED Duo van Vliet: Ian Anderson, Viola; Rafał Łuc, Akkordeon
Aufgenommen im August 2014 und Juni 2015, erschienen ℗ 2017
ORCHID CLASSICS ORC 100069, im Vertrieb von NAXOS
… in einer mehr als außergewöhnlichen Besetzung …
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Der Zyklus „Lachrimæ, or Seaven Teares“ von John Dowland steht im Mittelpunkt dieser vier Aufnahmen, von denen allerdings nur eine, die von Phantasm und Elizabeth Kenny bei LINN-Records nämlich, für ihre Käuferinnen und Käufer den kompletten Zyklus mit insgesamt einundzwanzig Kompositionen bereithält. Die ursprüngliche Werkfolge hat John Dowland komponiert, zusammengefasst und 1604 veröffentlicht. Sie besteht zunächst aus sieben Pavanen („SEAVEN TEARS FIGURED IN SEAVEN PASSIONATE PAVANS“):
Lachrimæ Antiquae
Lachrimæ Antiquae Novae
Lachrimæ Gementes
Lachrimæ Tristes
Lachrimæ Coactae
Lachrimæ Amantis
Lachrimæ Veræ
in memoriam KONRAD RAGOSSNIG (6.Mai 1932–3.Januar 2018)
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Am 3. Januar 2018 starb in Antwerpen der international bekannte und geschätzte Gitarrist, Lautenist, Lehrer und Musikwissenschaftler Konrad Ragossnig.Neben seiner Familie trauern zahllose Schüler, Freunde und Bewunderer um den allseits geschätzten Musiker.
»Ein begabter Schüler braucht lediglich einen Lehrer, der ihn nicht behindert«
Interview mit Konrad Ragossnig
Das Gespräch führte Leo Witoszynskyj am 3. Dezember 2000 in Wien
(Foto: Peter Päffgen und Konrad Ragossnig beim Forum Gitarre, Wien, 2002. Foto: © Dorothea Päffgen)
Leo Witoszynskyj: Konrad, in Deinem vor 22 Jahren gegebenen Interview hast du sehr durchdachte Ansichten geäußert und dabei einen doch eher pragmatischen Zugang zu Fragen der Aufführungspraxis bekundet. Damals hast du viel über Klang- und Texttreue gesprochen. Was hat sich seither geändert. Haben diese Gesichtspunkte noch dieselbe Bedeutung für Dich wie damals?
Konrad Ragossnig: Ich glaube, deren Bedeutung hat sogar noch zugenommen. Die Ausbildung des Klangs ist mir bei meinen Schülern ein zentrales Anliegen – schließlich sprechen wir ja von einer Tonkunst. Aber natürlich ist die Heranbildung eines Ton- und Klangbewusstseins nur ein Faktor. So, wie es eine Klangunterschätzung gibt, gibt es auch eine Klangüberschätzung, die Klangverliebtheit. Bei dieser läuft man dann Gefahr, die Architektur, das Gerüst zu verlieren. Was die Texttreue betrifft, wäre anzumerken: Faksimile-Ausgaben und Urtext-Editionen boomen, wenngleich sie auch kritisch gelesen sein wollen!
Witoszynskyj: Welche Entwicklung haben die Gitarre beziehungsweise die Laute seit Deiner Zeit in Basel, in diesem Zentrum für Alte Musik, genommen?
Weiterlesen: in memoriam KONRAD RAGOSSNIG (6.Mai 1932–3.Januar 2018)