FLORILEGIUM
FLORILEGIUM … enthält Beiträge zu Themen, die Peter Päffgen, dem Chefredakteur, am Herzen liegen und die er für interessant und wichtig genug hält, sich mit ihnen näher zu befassen … eine Blütenlese mit Anmerkungen zu Kunst und Kultur, zu Gelesenem und Gehörtem. Alle Beiträge sind von Peter Päffgen und entsprechen seiner persönlichen Meinung.
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Encuentro: Manuel de Falla, Federico García Lorca Estrella Morente, Gesang; Javier Perianes, Klavier
Aufgenommen im Dezember 2015, erschienen 2016
harmonia mundi HMC 902246, im Vertrieb von Helikon
… Danke für die begeisternde Neuaufnahme eines lange bekannten Repertoire-Klassikers! …
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Fast hat man sich daran gewöhnt, die „Siete canciones españolas“ von Manuel de Falla in der Besetzung mit Gitarre zu hören und fast glaubt man auch, sie klängen da besser. Spanischer. Ähnliches wird seit über hundert Jahren über die Klavierwerke von Isaac Albéniz behauptet und auch, ihr Komponist habe das selbst so eingeschätzt. Ob man nun die Gitarren- der Klavierversion vorzieht, ist Geschmackssache und hängt schließlich auch von der Überzeugungskraft des jeweiligen Interpreten ab. Aber dass Albéniz selbst seine Klavierwerke lieber auf der Gitarre gehört und dass er das auch noch irgendwem coram publico mitgeteilt habe, ist ein Gerücht, das vermutlich absichtlich in die Welt gesetzt worden ist, um die Gitarre als Konzertinstrument aufzuwerten. Wir wissen, wer für solche bewussten Täuschungen in Frage kommt!
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In Search of Dowland
Consort Music of John Dowland and Carl Rütti
bFIVE Consort: Markus Bartholomé, Katelijne Lanneau, Thomas List, Silje-Maaria Schütt, Mina Voet (Blockflöten)
Aufgenommen im August 2013, erschienen 2014
Coviello Classics COV 91415
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[Zum Thema „Lachrimæ“ ist am 13. November 2016 unter GITARRE & LAUTE außerdem diese Besprechung erschienen.]
Die Musik von John Dowland, um die geht es hier, entstammt dem Zyklus „LACHRIMÆ, OR SEAVEN TEARES FIGURED IN SEAVEN PASSIOnate Pavans, with divers other Pavans, Galiards, and Almands, set forth for the Lute, Viols, or Violons, in five parts“ … im Druck erschienen in London im Jahr 1604, vor gut vierhundert Jahren.
Die Musik wird auf der CD nicht in ihrer originalen instrumentalen Besetzung gespielt, sondern von einem Blockflötenquintett, das – kontrastierend und gleichzeitig als Ergänzung zu Dowland – zusätzlich die „Dowland-Suite“ des Schweizer Komponisten Carl Rütti spielt. Als Welturaufführung!
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Cantigas de Santa Maria
Hana Blažiková
Barbora Kabátková, Margit Übellacker, Martin Novák
Aufgenommen im Mai 2014, erschienen 2015
outhere LPH017, im Vertrieb von Note-1
… lebendige Musik und kein Museum …
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Gitarristen, Lautenisten und überhaupt Musiker und Musikhistoriker kennen die „Cantigas de Santa Maria“ wegen der in einer der Handschriften enthaltenen Miniaturen, die verschiedene mittelalterliche Musikinstrumente darstellen. Die 419 „Cantigas de Santa Maria“ (Lieder auf die Heilige Maria) sind in galicisch-portugiesischer Sprache in vier Handschriften überliefert. Entstanden sind sie zwischen 1264 und 1284 auf Anregung von König Alfons X. (El Sabio/Der Weise) von Leon und Kastilien (1221–1284), der außerdem einige der Lieder selbst komponiert haben soll. Es handelt sich um die zweitgrößte Sammlung mittelalterlicher Lieder mit Notation.
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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CD 1: Johann Adolph Hasse
Valer Sabadus, Hofkapelle München, Michael Hofstetter
Aufgenommen im Juni 2011
CD 2: Giovanni Battista Pergolesi
Valer Sabadus, Terry Wey, Ensemble Barock Vokal, Mainz, Neumeyer Consort, Michael Hofstetter
Aufgenommen im März 2011
CD 3: English Songs von Henry Purcell, Anthony Poole, Nicola Matteis und John Dowland
Valer Sabadus, Olga Watts, Axel Wolf, Pavel Serbin
Aufgenommen im September 2012
CD 4: Wolfgang Amadeus Mozart: Castrato Arias
Valer Sabadus, Recreation – Großes Orchester, Graz, Michael Hofstetter
4 CDs in Schuber, 2015, OEHMS Classics OC 011, im Vertrieb von NAXOS
… wärmstens zu empfehlen! …
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Über Valer Sabadus, die große Entdeckung der letzten Jahre, was Countertenöre angeht, ist hier schon berichtet worden und zwar im Zusammenhang mit dem Erscheinen seiner CD „… to touch, to kiss, to die … English Songs“. Natürlich war das nicht die einzige Aufnahme, die in den letzten Jahren bei OEHMS herausgekommen ist, nein, vier waren es und die liegen seit einiger Zeit beim gleichen Label in einem Schuber vor … zu meinem großen Vergnügen, muss ich vorwegnehmend sagen!
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„Mer stelle alles op der Kopp“ (Wir stellen alles auf den Kopf) war das Motto der Session 2015/2016 im Kölner Karneval.
Mahan Esfahani: Time Present — Time Past
Mahan Esfahani, Cembalo; Concerto Köln
Werke von Alessandro Scarlatti, Henryk Górecki, Carl Philipp Emanuel Bach, Francesco Geminiani, Steve Reich, Johann Sebastian Bach
Aufgenommen im September 2014, erschienen 2015
Deutsche Grammophon/Archiv Produktion 479 4481, Koproduktion mit dem Deutschlandfunk, Köln
… nicht wirklich aufregend …
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Als am 29. Mai 1913 im Théâtre des Champs-Elysées in Paris das Ballett „Le Sacre du Printemps“ uraufgeführt wurde, löste dieses Ereignis den „Musikskandal des Jahrhunderts“ aus. Die Balletttruppe „Ballets Russes“ unter Sergej Diaghilev hatte das Stück bei dem jungen Igor Strawinsky (1882–1971) bestellt, der darauf das Pariser Publikum mit einer weitgehend rhythmisch strukturierten Musik schockte. Claude Debussy nannte die Aufführung „Massacre du Printemps“, Jean Cocteau schrieb: „Man lachte, höhnte, pfiff, ahmte Tierstimmen nach, und vielleicht wäre man dessen auf die Dauer müde geworden, wenn nicht die Menge der Ästheten und Musiker in ihrem übertriebenen Eifer das Logenpublikum beleidigt, ja tätlich angegriffen hätte. Der Tumult artete in einem Handgemenge aus“, der compositeur floh durch eine Hintertür.
Als der Cembalist Mahan Esfahani und das Ensemble Concerto Köln am 29. Februar 2016 in der Kölner Philharmonie ein Konzert mit Werken von Henryk Góretzky, Fred Frith, Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bach sowie Steve Reich bestritten, kam es nicht zu ähnlich exzessiven Protesten, sondern „nur“ zu einem kleinbürgerlichen Aufbegehren … das allerdings Tage später noch die Lokalpresse beschäftigte. Über die Musik, die an diesem denkwürdigen 29. Februar 2016 aufgeführt worden ist, spricht heute niemand mehr, wohl aber über die Empörung der Konzertbesucher und darüber, wie sie sie geäußert haben.
Weiterlesen: Mer stelle alles op der Kopp – Proteste in der Kölner Philharmonie
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Dreams: Ahlam Babiliyya
modern iraqi maqam music for oud and percussion
Saif Al-Khayyat & Nora Thiele
Erschienen 2014
Oud von Fouad Jihad; Perkussion von Eckermann
Talanton TAL 90015, im Vertrieb von Raumklang
… Arabesken …
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Moderne irakische Musik für Oud und Percussion? Die Musik, die Saif Al-Khayyat und Nora Thiele uns hier vorlegen, ist für fast alle von uns terra incognita. Ihr Herkunftsland dagegen ist keineswegs unbekanntes Terrain, und das nicht nur wegen zweier amerikanischer Präsidenten namens Bush und der Kriege, die sie angezettelt haben. Nein, der Irak liegt auf dem Gebiet des legendären Zweistromlands zwischen Euphrat und Tigris (Mesopotamien), das eine der frühesten Hochkulturen der Menschheit war und heute gern als Wiege der Zivilisation bezeichnet wird. In Bagdad, der im Jahr 762 gegründete Hauptstadt, blühten bald Kunst und Wissenschaften und zwar in einem Maß, mit dem sich europäische Metropolen nicht messen konnten.
Als die Berber nach der Schlacht bei Jerez de la Frontera im Jahr 711 die iberische Halbinsel und angrenzende Gebiete eroberten, hatten sie ihre Kultur im Reisegepäck … auch ihre Musik und Musikinstrument, darunter der Rabāb und die Laute. Außerdem gab es berühmte Musiker, die uns heute sogar noch namentlich bekannt sind: Ziryab (vollständiger Name: Abu l-Hasan ‘Ali Ibn Nafi‘) lebte als Sklave am Hof in Bagdad unter Kalif Harun al-Rashid und war als Oud-Spieler so berühmt, dass er sich frei entscheiden durfte, wo er tätig sein wollte. Ziryab ging nach 822 nach Córdoba, um dort am Hof des Sultans zu leben und zu arbeiten, und zwar mit allen Privilegien eines freien Mannes.
Weiterlesen: modern iraqi maqam music for oud and percussion
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Cantar de Amor: Juan Hidalgo and 17th Century Spain
Juan Sancho, Tenor
Accademia del Piacere, Fahmi Alqhai
Aufgenommen im Januar 2015
GLOSSA GCD P 33204, im Vertrieb von Note 1
… zweifellos etwas Besonderes …
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Juan Hidalgo (1614–1685) war für die Musik am spanischen Hof im 17. Jahrhundert eine wichtige, wenn nicht gar dominante Person. Er war Madrilene und wurde schon 1631, Harfenist und Cembalist am Königlichen Hof in seiner Heimatstadt … ein Posten, den er zeit seines Lebens innehaben sollte. Zur gleichen Zeit standen auch Musiker wie Cristobál Galán, Juan del Vado und José Marín im Dienst des spanischen Königs – aber Hidalgo, heißt es, war der am höchsten geschätzte.
Zusammen mit dem Dichter Pedro Calderón (1600–1681) verfolgte Hidalgo das Ziel, eine spanische Operntradition zu gründen und zu verfolgen – es ist den beiden Künstlern nicht gelungen. Ihre Zusammenarbeit brachte zwar zahlreiche musikalische Bühnenwerke hervor, aber keines davon traf den Geschmack des spanischen Publikums … das sich nicht damit anfreunden konnte, dass die komplette Handlung einer Oper gesungen und nicht (mindestens teilweise) gesprochen wird. Zwei (erfolglose) Opern entstanden und schließlich Zarzuelas, deren Handlung weitgehend rezitativisch vorgetragen wurde.
Weiterlesen: Cantar de Amor: Juan Hidalgo and 17th-Century Spain
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Andrea Falconieri: Il Spiritillo Brando
La Ritirata – Josetxu Orbegón
Stücke von Diego Ortiz (ca. 1510—ca. 1570), Giovanni Battista Vitali (1632—1692), Dario Castello (ca. 1590—ca. 1630), Giuseppe Maria Jacchini (1667—1727), Juan Cabanilles (1644—1712), Bartolomé de Selma y Salaverde (ca. 1580—ca. 1640), Giovanni Gabrieli (1462—1612) … und Andrea Falconieri (1585—1656)
GLOSSA GCD 923101, im Vertrieb von Note 1
… eine bunte Auswahl …
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Andrea Falconieri bezeichnete sich selbst als „Napolitano“, seine Jugend- und Lehrjahre verbrachte er allerdings nicht in Neapel. Als im Januar 1604 der berühmte Santino Garsi starb, wurde Falconieri sein Nachfolger als Virtuose auf Laute, Theorbe und Harfe am herzoglichen Hof in Parma – jedenfalls erwähnt der Herzog höchstselbst in einem Brief einen „Andrea sonatore“. In seinem Buch „Appendice di varii soggetti parmigini“ von 1642 berichtete dann Ranuccio Pico (1568—1644) über den Lebensweg des Komponisten. Aus dessen Notenveröffentlichung:
Il primo libro di canzone, sinfonie, fantasie, capricci, brandi, correnti, gagliarde, alemane, volte per violini e viole, overo altro stromento a uno, due, e tre con il basso continuo, erschienen 1650 in Neapel, stammen Falconieris Kompositionen auf vorliegender CD.
Der Originaldruck des „libro primo“ besteht aus vier Stimmbüchern mit den Bezeichnungen „Canto, Altro Canto, Basso und Basso Continuo“. Keine verbindlichen Angaben, was die Besetzung angeht, keine Aufführungsanweisungen! Die Stücke sind zwar „per violini e viole“ herausgegeben, gleichzeitig heißt es aber, man könne sie auch auf anderen Instrumenten spielen. Der Basso Continuo wird als Basslinie mit gelegentlicher Bezifferung mitgeliefert.
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Klemm, Hans Georg, „Echte Kunst ist eigensinnig!“ – Das Leben des Ludwig van Beethoven, Darmstadt 2011, WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), ISBN 978-3-534-24418-8, € 19,90
„Es ist eine Nacht im Dezember. Vom blauschwarzen Himmel leuchten die Sterne hernieder und spiegeln sich in dem still und mächtig strömenden Rhein. In tiefem Schlummer liegt Bonn, die alte Residenzstadt der kölnischen Erzbischöfe“ … dies ist nicht das Entree zu Klemms Beethoven-Biographie, könnte es aber sein! So beginnt vielmehr der zweibändige Roman „Beethoven“ von Felix Huch von 1927 bzw. 1931, den Klemm (mit falschem Erscheinungsjahr übrigens) in das Literaturverzeichnis seines Buches aufgenommen hat. Nicht verzeichnet ist dort die neuere und neueste Fachliteratur – weder die Neuausgaben von Briefen und Dokumenten, noch Literatur zur Biographie des Komponisten oder zu seinen Werken … sieht man von einer Handvoll rundum informierender Publikationen wie dem „Beethoven-Lexikon“ (Laaber 2008) ab.
Woher Klemm sein Wissen über Beethovens Vita, das er beredt vor seinen Lesern ausbreitet, geschöpft hat, darüber hüllt er sich in Schweigen: keine Anmerkungen, keine Nachweise! Zwar beteuert er im Nachwort, er habe für sein Buch „all das herangezogen, was geeignet schien, ein lebensnahes Portrait Beethovens und seiner Zeit zu schaffen, darunter eben auch Anekdotisches, dessen Wahrheitsgehalt kaum mehr überprüfbar ist“ [S. 132], aber reicht das?
Seine Beethoven-Biographie beginnt Klemm so: „Es ist eine kalte Dezembernacht, als die kleinen, pechschwarzen Augen sich zum ersten Mal öffnen und doch nur wenig vom Licht der Welt erblicken. Denn finster ist es in der winzigen niedrigen Dachstube.“ Ganz am Schluss, in einem Postskriptum, gibt er [Klemm] dann zu: „Um ehrlich zu sein: Auch [!] am Anfang dieses Buches stand nicht unbedingt die Wahrheit […] Denn ob es wirklich frostig war am Tag der Geburt im Dezember 1770, ist unbekannt. Man weiß nicht einmal, ob das Kind in der Nacht oder am Tag geboren wurde.“ Na ja!
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Die 32 Nationalhymnen zur Weltmeisterschaft in Brasilien
Slovak Radio Symphony Orchestra, Slovak State Philhamonic: Peter Breiner
NAXOS 8.552014
Ohnehin sind die Deutschen die wahren Brasilianer … schrieb der Wiener Kurier am Tag danach. Nach dem 7:1 zwischen der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft und der von Brasilien am 8. Juli 2014. Für die Brasilianer war die WM damit zu Ende – obwohl sie sich eigentlich auf einen längeren Aufenthalt eingestellt hatten.
Jetzt wurden nur noch drei Nationalhymnen gespielt: die von Argentinien, Deutschland und die der Niederlande – am Beginn der WM-Endrunde waren es 32. Italien flog schon in der Gruppenphase raus, ebenso Spanien und England. Auch Portugal. Dafür kamen Costa Rica, Kolumbien und sogar die USA weiter, wo bis vor ein paar Jahre nicht einmal bekannt war, dass Fußbälle rund sein können. Die Marseillaise würde man also nicht mehr hören, auch nicht die Nationalhymne Spaniens … die keinen Fußballer in Verlegenheit bringt, weil sie nämlich keinen offiziellen Text hat. Muss niemand mitsingen!
NAXOS bringt seit einigen WMs und EMs Aufnahmen mit allen relevanten Nationalhymnen heraus, gespielt von Symphonie-Orchestern und nicht von Blaskapellen. Das ist korrekter und weniger emotional. Wir werden sehen, welche Hymnen am Schluss gespielt werden! Die holländische vielleicht?
Die Niederländische Hymne wird seit dem 16. Jahrhundert gesungen, offiziell ist sie aber erst 1932 als Nationalhymne eingesetzt worden. Erstmalig veröffentlicht wurde sie 1626 von Adrian Valerius in seinem „Neder-Landtschen Gedenck-Clanck“ und zwar – Achtung! – mit Harmonisierungen „vande Luyt ende Cyther“ [für Laute und Zister], notiert in den jeweiligen Tabulaturen.
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Saints and Sinners: The Music of Medieval and Renaissance Europe
Aufgenommen zwischen 1992 und 2013, erschienen 2014
NAXOS, 10 CDs in Kassette, 8.501067
… mehr als eine Art klingender Musikgeschichte zu einem sensationellen Preis …
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Eine klingende Anthologie von mehr als zwölf Stunden Dauer zusammenzustellen, die nur aktuelle Aufnahmen aus eigener Produktion enthält und den Zuhörer Schritt für Schritt durch die Musikgeschichte vor 1600 führt, das kann nur NAXOS. Dieses 1987 gegründet Label darf sich heute mit über 2500 Titeln „The World's Leading Classical Music Group“ nennen und das bei einem Bekenntnis zu „unduplicated repertoire“, das heißt zu dem Bemühen, nur Werke aufzunehmen, die (im eigenen Programm) noch nicht vorliegen. Das kann nicht hundertprozentig erfüllt werden und auch bei NAXOS gibt es mehrere Aufnahmen des „Concierto de Aranjuez“ oder der „Vier Jahreszeiten“ – um nur zwei Beispiele zu nennen. Aber das Label setzt insgesamt auf Repertoire-Vielfalt und auf verbraucherfreundliche Preise und weniger auf Personenkult, was Interpreten angeht. So ist in kurzer Zeit ein Unternehmen herangewachsen, das Projekte wie die vorliegende Sammlung problemlos mit eigenem Material ausstatten kann.
Die meisten verwendeten Aufnahmen stammen aus den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts, einige sind jünger. Natürlich sind alle auf dem neuesten Stand der Technik.
Die Reihenfolge der dargebotenen Werke ist zunächst eine chronologische: Die ältesten stammen aus dem 12. und 13. Jahrhunderts – die jüngsten aus der Zeit um 1600. Intern wird dann noch systematisch gegliedert: So enthält beispielsweise CD-6 ausschließlich Werke englischer Komponisten – von William Mundy (ca. 1529—?1591) bis Orlando Gibbons (ca. 1545—1594).
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Music for A While: Improvisations on Henry Purcell
Philippe Jaroussky, Countertenor; Raquel Andueza, Sopran; Vincenzo Capezzuto, Alto; Dominique Visse, Countertenor
L’Arpeggiata unter der Leitung von Christina Pluhar
Aufgenommen im Juni 2013, VÖ: 28.02.2014
ERATO/WARNER MUSIC 08256 463375 0 7
… ein köstliches Wechselspiel …
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L’Arpeggiata: Christina Pluhar
The Complete Alpha-Recordings (6 CDs)
Featuring Marco Beasly, Lucilla Galeazzi, Johannette Zomer, Gianluigi Trovesi …
CD1 Giovanni Girolamo Kapsberger: La Vilanella
CD2 Stefano Landi: Homo fugit venut umbra
CD 3-1 Emilio de’ Cavalieri: Rappresentatione di Anima e di Corpo 1
CD 3-2 Emilio de’ Cavalieri: Rappresentatione di Anima e di Corpo 2
CD 4 La Tarantella Antidotum Tarantulae
CD 5 All’Improvviso: Ciaccone, Bergamassche & un po’ di Follie …
Aufgenommen zwischen Juni 2000 und August 2004, Zusammenstellung erschienen 2014
ALPHA 828 (outhere music, im Vertrieb von Note 1
… Alles in mediterranen Farben strahlend … zwischen Flamenco und Oratorium, Tarantella und Españoletas …
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Der neue Stil, „stile nuevo“ oder „stile moderno“ – Komponisten des frühen 17. Jahrhunderts initiierten eine bewusste künstlerische Wende, die sie auch als „seconda pratica“ gegen Unverständnis und Angriffe verteidigten. Während die „prima pratica“ polyphone Satzweisen bevorzugt hatte, wurde jetzt die Melodie in den Vordergrund gestellt und damit das Wort. Im Anhang an diese Wandlung wurde der Einzelgesang mit Generalbassbegleitung, Monodie genannt, stilistisch vorherrschend – mit ihm die Oper, die sich seit Anfang des 17. Jahrhunderts als neue musikalische Großform etablierte.
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Tommy Engel und Bernd Imgrund: Tommy Engel, Du bes Kölle. Autobiographie. Köln 2012, Kiepenheuer & Witsch, ISBN 978-3-462-03827-9, € 18,99
Es war einmal eine Kölner Rock-Band, die sattelte um auf Karneval und hatte ab sofort en „superjeile Zick“. Ihr Frontmann meint heute: „Jeder direkte Bezug zu Köln wäre [zur Gründungszeit der Band] tödlich gewesen. Da hätten wir uns gleich zur Prunksitzung mit Prinz Karneval anmelden können.“ Heute schreibt Wikipedia über die ehemalige Rock-Band, sie sei eine „Kölner Mundart-Band“ und singe „kölsche Schlager und Stimmungshits“.
Bei Tommy Engel, um dessen Autobiografie geht es hier, lief alles anders. Sein Vater war Musiker und gehörte einer Gruppe an, die bis in die 1960er Jahre auftrat und heute noch legendär ist. Name: „De Vier Botze“. Die waren sehr erfolgreich im Kölner Karneval tätig. Was also musste aus Klein-Thomas, dem jüngsten von zehn Kindern von Richard Engel, genannt „Rickes“, werden? Richtig! Schornsteinfeger!
Anderthalb Jahre blieb er in der Lehre … und warf das Handtuch. Aus gesundheitlichen Gründen. „Dass ich immerhin anderthalb Jahre ausgehalten habe, hat sicherlich mit meinem Vater zu tun. »Du musst was Anständiges lernen« -- das war seine Einstellung“ [S. 46]. Heute weiß Tommy Engel: „Eigentlich hatte ich von der ersten Sekunde an gewusst, dass die Schornsteinfegerei nichts für mich war. Ich wollte Musiker werden.“ [S. 45]
Wieder steuerte Richard Engel die Geschicke und meldete seinen Sohn bei der Rheinischen Musikschule an. Fach: Schlagzeug. In der Aufnahmeprüfung spielte Tommy „Take Five“ von Dave Brubeck! 5/4-Takt! Er wurde genommen … aber nicht glücklich: „Mir war das alles ein bisschen zu steif und akademisch“. [S. 48]
1959 hatte der kleine Tommy, er war gerade mal zehn Jahre alt, mit Lotti Krekel auf der Bühne gestanden. Als „Doof und Dooflinchen“ beim WDR. Drei Jahre später, 1962 gab es die „Luckies“, Tommys erste Band. Ein richtiges Schlagzeug hatte er noch nicht und spielte auf Holz-Instrumenten aus dem Orffschen Schulwerk. Angesagt waren Songs von den Shadows, den Beatles und sogar von Cliff Richard.
Aber die Konkurrenz war groß, „Beatbands gab es wie Sand am Meer, auch in Köln.“ [S. 56] Die Black Birds hielten nicht lange zusammen, weil zwei Bandmitglieder zum Bund mussten. Die nächste Formation, in die Tommy Engel einstieg, hieß „Guys and Doll“ und war im Bergischen Land zuhause.
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Christoph Graupner
Chalumeaux
Concertos, Ouvertures & Sonatas
Ars Antiqua Austria, Gunar Letzbor
Aufgenommen im November 2011
Challenge Records CC72539, im Vertrieb von New Arts International
… aufregendes, fast explosives Spiel …
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Der Chalumeau, der auf vorliegender CD mit Werken von Christoph Graupner (1683—1760) gespielt wird, sieht einer Blockflöte ähnlich. Oder einem chanter, dem Instrument, das meist beim Erlernen der schottischen bagpipe, verwendet wird. Ein chanter ist eine Pfeife, wie sie als Melodiepfeife an Dudelsäcken verwendet wird, nur wird er als Separatinstrument nicht über den Luftsack, sondern durch direktes Einblasen mit Luft versorgt.
Der Chalumeau hat ein Mundstück mit einem einfachen, „aufschlagenden“ Rohrblatt … wie wir es schließlich von der Klarinette kennen. Telemann (1681—1767) hat das Instrument geschätzt, auch Hasse (1699—1783), Reinhard Keiser (1674—1739), Jan Dismas Zelenka (1679—1745) … und Christoph Graupner, der Darmstädter Kapellmeister.
Darmstadt, das ist die Stadt, die man mit dem Chalumeau in Verbindung bringen muss. Und mit Graupner. 1709 hat Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt (1667/1687—1739) ihn – auf Vermittlung durch Johann Mattheson übrigens – als „Vice-Capellmeister“ verpflichtet und zusammen mit ihm weitere talentierte junge Musiker. Zwei Jahre später übernahm Graupner das Amt des Kapellmeisters … Hof- und Kirchenmusik in Darmstadt blühten zu ungeahntem Glanz auf. Ein neues Opernhaus wurde gebaut und 1711 mit Graupners Oper „Telemach oder die durch Weißheit im Unglück triumphierende Tugend“ eingeweiht … bald aber aus finanziellen Gründen wieder geschlossen.
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ATRIUM MUSICÆ de Madrid, Gregorio Paniagua
LA SPAGNA: A Tune through three Centuries
Aufgenommen im April 1980, digitalisiert und als SACD herausgegeben 2011
BIS-SACD 1963, in Deutschland bei Klassik Center, Kassel
Diese Produktion ist 1980 entstanden und als Doppel-LP erschienen. Das Ensemble ATRIUM MUSICÆ DE MADRID hat in der fast neunzig Minuten langen Aufnahme musikalische Modelle durch Europa und durch drei Jahrhunderte verfolgt, die auf drei spanische Themen zurückgehen: „La Spagna“, „Spagnoletta“ und „Pavana spagnola“. Das Ensemble bestand aus sieben Musikern, die eine Vielzahl unterschiedlicher Instrumente spielten. Die Aufnahme ist als Repertoiredarstellung von Bedeutung, aber auch als rezeptionshistorische Studie zum Thema Alte Musik.
Cesare Negri: La gratie d’Amore (1602)
Ensemble La Follia
Aufgenommen im Mai 1995, erschienen 2010
DYNAMIC DM8006, in Deutschland bei Klassik Center, Kassel
Cesare Negri (ca. 1535—ca. 1605) war wie sein Zeitgenosse Fabritio Caroso (ca. 1525/1535—1605/1620) Tanzmeister und hat Bücher mit Tanzanweisungen und Tänzen herausgegeben, darunter die im 16. Jahrhundert so beliebten Ostinato-Formen. Beide Autoren haben die italienische Lautentabulatur als Notationsform gewählt, weil die Laute das wichtigste Musikinstrument ihrer Zeit war und weil gerade die Laute im Zentrum jedes Ensembles stand. Zum Ensemble „La Follia“ gehören sieben Musiker, die jeweils mehrere Instrumente spielen, darunter natürlich auch Laute und Barockgitarre. Im Gegensatz zu ATRIUM MUSICÆ DE MADRID ist „La Follia“ wohltuend zurückhaltend in der Verwendung von Schlagwerk.
Weiterlesen: … in drei Sätzen … Notizen zu CDs mit Alter Musik
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Claudine Nightingale (Hrsg.): British & International Music Yearbook 2012
London 2012, Rhinegold Publishing, € 49,99
Tobby Deller (Hrsg.): British Music Education Yearbook 2012
London 2011, Rhinegold Publishing, € 63,99
Ein Londoner Verlag mit dem typisch britischen Namen „Rhinegold Publishing“ gibt seit vielen Jahren musikalische Adressbücher heraus (Scherz!) Es sind natürlich keine musikalischen Adressebücher, sondern Branchenbücher mit Adressen zum Thema Musik. Das „British & International Music Yearbook“ liegt immerhin schon in achtunddreißigster Auflage vor!
Keith Clarke blickt zunächst auf das Jahr 2011 zurück und beklagt die ökonomische Krise: „the deepening economic crises created bigger challenges than ever“ [S. 12]. Er bringt viele Beispiele an, darunter die „London Mozart Payers“, denen unter materiellem Druck ein Essen im Buckingham Palace ausgerichtet worden ist, das die finanziellen Nöte erst einmal befriedigt hat – natürlich nicht, weil die Queen in die Tasche gegriffen hätte, sondern weil das unter den Umständen genug andere Sponsoren getan haben.
Weiteren britischen Orchestern und Einrichtungen ging es ähnlich, aber sie fanden andere Wege. Das City of Birmingham Symphony Orchestra, immerhin lange Jahre Brötchengeber von Sir Simon Rattle, musste Gehaltskürzungen bei seinen Mitgliedern durchsetzen, und auch das BBC-Philharmonic hatte Schwierigkeiten. Neben allen finanziellen Nöten ist dieses angesehene Orchester auf einer Konzerttournee durch Japan in die Auswirkungen des Erdbebens von Fukushima geraten und musste nach England evakuiert werden. Keiner wurde verletzt … zur gleichen Zeit sind in Japan 18.000 Menschen ums Leben gekommen.
Keith Clarke berichtet weiter kurz über das Schicksal des englischen Plattenlabels EMI. Die Bank des Unternehmens, Citigroup, hat Kontrolle über die Geschäfte übernommen und schließlich die Firma in zwei Teile geteilt: Einen hat UNIVERSAL MUSIC übernommen, den anderen ein Konsortium unter SONY. UNIVERSAL MUSIC besitzt jetzt die Rechte an den Tonaufnahmen, SONY die Aufführungsrechte. Je Unternehmen sind dabei rund 1,2 Milliarden £ bezahlt worden.