Toys for Two – from Dowland to California
Margret Köll, Triple Harp; Luca Pianca, Lute
Werke von Dowland, Jimmy Page, Robinson, Byrd, Philips, Locke und anderen
Aufgenommen im Mai 2016, erschienen ℗ 2018
Laute: Luc Breton 1988
ACCENT Records ACC24340, im Vertrieb von Note-1
… Leichtigkeit und Spielwitz …
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Margret Köll und Luca Pianca sind die Akteure dieser CD, die Musik „von Dowland bis California“ zusammenfasst. Es ist mehr Dowland, als California zu hören … und das ist bei der Besetzung mit Harfe und Laute nicht weiter verwunderlich. „Dowland“ steht für englische Consort-Musik des 17. Jahrhunderts – „California“ für Popmusik der neunzehnhundertsiebziger Jahre. Komponiert ist letztere von James Patrick (Jimmy) Page, dem Gründer von „Led Zeppelin“. Alle fünf Stücke, die auf der CD unter „California“ laufen, sind von ihm.
Bei Dowland ist das anders – nicht alles, wo Dowland draufsteht, ist auch von Dowland. William Byrd (1543–1623) ist der Älteste, Matthew Locke (1621–1677) der Jüngste der Komponisten … oder – sagen wir besser – Locke ist rund fünfundsiebzig Jahre später geboren, als William Byrd. Kein Wunder, dass sich die Musiken der beiden Komponisten grundsätzlich unterscheiden. Unter Königin Elizabeth I. (1533/1558–1603) haben die Älteren von ihnen komponiert, die Jüngeren unter James I. (1566/1603–1625) und sogar Charles I. (1600/1625–1649).
Wir hören in der „alten Abteilung“ Lautenmusik, die uns durchaus bekannt ist. Mit Dowlands „My Lord Willoughby’s Welcome Home“ beginnt das Programm. Die Instrumente spielen sich dabei gegenseitig divisions zu, Umspielungen, die das tragende formale Element der englischen Lautenmusik waren. Sie verleihen der Musik Leichtigkeit und Spielwitz und genau das vermitteln die beiden Musiker auch – sogar in den Stücken von Jimmy Page. Sie übrigens sind erfrischende Zugaben, die das doch etwas festgefahrene Repertoire zwischen Dowland und Morley auflockern.
Das Zusammenspiel von Harfe und Laute bringt – auch, wenn man das vielleicht nicht erwartet – eine sehr willkommene klangliche Bereicherung mit sich. Zwei gezupfte Instrumente sind miteinander kombiniert worden und das geht nicht immer reibungslos über die Bühne. Aber hier wird der Eindruck vermittelt und bestärkt, kaum eine oder gar keine andere instrumentale Kombination wäre natürlicher und auch historisch angesagter, als die, welche wir von Köll und Pianca hören dürfen. Harfe und Laute sind „die beiden typischsten Instrumente des elisabethanischen Zeitalters“ … meint Luca Pianca … und vermutlich hat er „statistisch“ recht. Aber was sind schon Statistiken? Mir fielen ein paar andere Instrumente ein, die gut zu Dowland und seiner Kammermusik passten. Er selbst hat 1604 ein wichtiges in einem ebenso wichtigen Zyklus verwendet, die Gambe (Viol oder Lyra Viol) in „Lachrimæ or seaven teares“. Aber die Besetzung mit Harfe und Laute bringt, wenn ich das noch einmal unterstreichen darf, neue Frische und Farbe ins Spiel.
Köll und Pianca spielen lebhaft und angemessen virtuos. Sie sonnen sich nicht in sportiver Tempolust, wie man das gelegentlich hört und wozu das Umspielen und Verzieren mit divisions einzuladen scheint Sie folgen vielmehr den Aufführungsgepflogenheiten der Zeit, als die Musiken, um die sie sich bemühen, entstanden sind … ganz abgesehen von ihrem musikalischen Wissen und Können, das seit Jahrhunderten gewachsen ist.