The Elfin Knight: Ballads and Dances
Joel Frederiksen: Ensemble Phoenix Munich
Aufgenommen im November 2006, erschienen 2018
harmonia mundi gold HMB 501983, im Vertrieb von HELIKON
… Sensationell! …
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Sensationell! Joel Frederiksen spielt Laute und ist Leiter des begleitenden Ensembles (Ensemble Phoenix Munich). Und er singt! Er singt einen sensationellen, unvergleichbaren tiefen Bass. Sonor und doch mit einer Leichtigkeit, die man niemals erwartet. Nicht gehaucht und nicht gepresst, kein Belcanto, aber von großer unaufdringlicher Schönheit. „Für das CD-Programm bin ich davon ausgegangen, mit ganz einfachen Mitteln starke Affekte zu erzielen und damit jedem Stück auf seine Weise gerecht zu werden. Wir haben uns hierbei einige Freiheiten genommen. In der Kunst und in der Liebe rechtfertigt die Überzeugungskraft des Ergebnisses fast jedes Mittel. Aber dies sollen die Hörer selbst beurteilen.“
Den Sänger – nein, die Sänger, denn der Countertenor Sven Schwannberger, der auch Flöte, Blockflöte, Theorbe und Laute spielt, ist mit von der Partie – begleitet ein Consort aus Renaissance-Zupfinstrumenten, Schlagwerk und Viola da Gamba. Gesungen und gespielt werden volkstümliche ‚Ballads and Dances‘ der Zeit von Königin Elizabeth I. Fast alle sind anonym überliefert, was Texte und Musik angeht … Liebeslieder, Tänze und Balladen, in denen über Land und Leute schwadroniert wird, über Krieg und Frieden, über Aktuelle und Verflossene. Und manchmal wird auch von Menschen berichtet, in denen man sich getäuscht hat, von Greensleeves zum Beispiel: „Das weltbekannte Greensleeves wird ja manchmal ganz süßlich-unschuldig gesungen. Die imaginäre Hauptperson ist jedoch – wenn man genau hinhört – eher eine Frau, die käuflich ist. Der Mann redet mit ihr und sagt: „Wieso liebst Du mich nicht? Ich habe Dir das und das gegeben und Du liebst mich immer noch nicht …“ Deshalb wollte ich das Stück nicht als sentimentales, langsames Liebeslied vortragen, sondern als etwas Rthythmisches mit viel sinnlicher Energie“ … schreibt Joel Frederiksen.
Vielleicht noch ein Wort über The Elfin Knight: Auf die Frage, wie er auf diesen Titel gekommen ist, antwortet Frederiksen: „Wir haben drei Stücke eingespielt – Whittingham Faire, The Lover’s Tasks und Scarboroough Faire –, die von Francis J. Child auf die gemeinsame mythische Urballade The Elfin Knight zurückgeführt wurden. Child hat eine mehrbändige Anthologie mit dem Titel The English and Scottish Popular Ballads verfasst. Wenn man von frühen Balladen spricht, braucht man nur die entsprechende Child-Nummer zu nennen, und jeder Eingeweihte weiß Bescheid.“
Bravo, Hörern und Lesern wird sogar der wissenschaftliche Hintergrund der Edition mitgeliefert! „Eingeweihte“ wissen zwar immer schon um ihn – aber interessant und wichtig ist er freilich für viele mehr. Francis James Child lebte übrigens von 1825 bis 1896, seine Anthologie erschien in Boston in den Jahren 1882 bis 1898.