Giuliani pop

Giancarlo Dipierro La RoseLa Rose – 19th Century Guitar Music
Giancarlo Dipierro, Gitarre
Werke von Giuliani, Sor; Mertz, Coste, Regondi und Schubert
Aufgenommen März 2016 bis Februar 2017, erschienen ℗ 2017
Gitarre: Ian Tulažek, 2015 after Stauffer ca. 1800
Eigenproduktion, GTIN 191061562559
… ausgesprochen eloquent, flüssig und gesanglich …

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Giancarlo Dipierro spielt Gitarrenmusik des 19. Jahrhunderts – nicht nur italienische, sondern eine bunte Sammlung von Stücken verschiedener Provenienz von Komponisten wie Mertz, Regondi, Giuliani,Coste und schließlich Franz Schubert, mit dessen „Lob der Tränen“ in der bekannten Bearbeitung von Caspar Joseph (oder doch Johann Kaspar?) Mertz er sein Programm beschließt.

Das Schubert-Lied am Schluss ist – „natürlich“, möchte ich fast sagen – der musikalische Höhepunkt des Programms. Weil Schubert der bekannteste und, sagen wir, weitestgehend anerkannte Komponist des Programms war und ist? Oder weil er gar als der beste gilt? Und wer aus der großen Schar der Klassik-Hörer kennt schon Giuliani oder Sor?

 Vielleicht sollte man denen, die Gitarrenmusik eher abwertend einschätzen oder einfach links liegen lassen, ein Stück wie Sors Variationen über „Marlbrough s’en va-t-en guerre“ zum Genuss empfehlen, die Giancarlo Dipierro im Programm hat? Dieses Stück habe ich vor vielen Jahren in Polen von Roland Dyens gehört und war tief erschüttert davon. Ich kannte das Werk zwar recht gut, aber nur in eher mittelmäßigen Darstellungen, darunter – zugegeben! – eine vor vielen Jahren von mir selbst dilettierte. Aber an diesem Oktoberabend im Jahr 1996 war es eine ausgezeichnete Interpretation, eine phantasievoll und bunt schillernde, tieflotende und amüsante zugleich.
Sie werden sich fragen, warum ich jetzt, wo es doch um eine CD von Giancarlo Dipierro geht, über eine Interpretation meines Freundes Roland Dyens nachdenke, der im Oktober 2016 verstorben ist. Kann ich Ihnen sagen! Giancarlo Dipierros Spiel hat mich irgendwie an das von Roland Dyens erinnert. Irgendwie! Er schwelgt allerdings weitaus weniger, erlaubt sich auch weniger Freiheiten … und doch! Roland war allerdings auf diskretere Art virtuos, verzauberte sein Publikum auf eine Art, die sich selbst ausgesprochene Profis nicht erklären konnten. Geheimnisvoll!
Giancarlo Dipierro spielt ausgesprochen eloquent, flüssig und gesanglich – gerade in den „Malbrough-Variationen“, von denen ja schon die Rede war, fehlt mir allerdings das unerklärlich Poetische, wie ich es von Dyens in Erinnerung habe.
Das Schubert-Lied am Schluss beweist erneut, wie schwierig es ist, auf einer Gitarre legato zu spielen. Bei Instrumenten mit punktuellem Ton geht halt nur eine Art „quasi-legato“, das nicht immer überzeugt.
Ich bin gespannt, was wir als Nächstes von Giancarlo Dipierro hören werden. Mit seiner Debüt-CD hat er hohe Erwartungen geweckt!