Giuliani pop

Modrzejewski Fantasias CDRoch Modrzejewski: Fantasias on operas by …
Bellini, Rossini, Donizetti, Verdi in Bearbeitungen von Napoléon Coste, Luigi Legnani, Mauro Giuliani, Jan Nepomuk de Bobrowicz, Johann Kaspar Mertz und Giulio Regondi
Aufgenommen im August 2012, erschienen ℗ 2013
BRILLIANT CLASSICS 94446
… So kann man sich Salon-Atmosphäre vorstellen! …

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Zugegeben, ich habe mir viel Zeit gelassen, diese CD von Roch Modrzejewski hier zu würdigen. Dabei stimmt so gut wie alles: Das Programm besteht aus Fantasien über Themen aus romantischen Opern – dafür muss man sich keineswegs schämen und schon gar nicht, wenn man, wie Roch Modrzejewski, die Gassenhauer des Repertoires nicht aufgenommen hat; der Solist kommt sympathisch daher – wie übrigens auch seine CD und er stammt außerdem aus der wunderbaren Stadt Kraków, die man nicht nur bewundern, sondern einfach lieben muss. Alles gut!

Noch ein paar Worte mehr über Roch Modrzejewski: Er hat zunächst in seiner Heimatstadt Kraków studiert, danach in Basel und schließlich in Weimar – bei wem, da ist er diskret, aber man hat so seine Ahnung! Wettbewerbe hat er natürlich gewonnen … aber nicht die Riesendinger in fernen Ländern, sondern eher kleinere: Erwitte und Moncalieri—ich kannte nicht einmal die Orte. Aber ist vielleicht die Zeit der großen internationalen Wettbewerbe überhaupt vorbei?
Vor ein paar Monaten war ich beim ARD-Wettbewerb in München, der einmal der „schwierigste“ und renommierteste deutsche Wettbewerb seiner Art gewesen war. Die Gitarre ist allerdings in München immer schon eher stiefmütterlich behandelt worden – vor dem Wettbewerb 2017 hatte sie vierundzwanzig Jahre nicht auf dem Programm gestanden.

Roch Modrzejewski jedenfalls hat für seine CD tief in die Schatztruhe des Populärsten gegriffen, was in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts für Gitarre komponiert worden ist. Das Instrument hatte einen völlig unerwarteten Sturm der Begeisterung erlebt, der allen Beteiligten Beschäftigung einbrachte. Die Virtuosen bereisten die europäischen Metropolen und betätigten sich – wie Coste, Legnani, Giuliani, Mertz und Regondi – gleichzeitig als Komponisten; die Instrumentenmacher bauten Gitarren der neuen Bauart mit sechs einzelnen Saiten; die Musikverlage brachten zahllose Neuerscheinungen mit Gitarrenmusik heraus und schließlich lebten viele Musiker vom Unterrichten. Fantasien über bekannte Opernthemen, wie wir sie auf der vorliegenden CD hören können, wurden daheim von Musikfreunden gespielt … und viele von ihnen brauchten Unterweisung. Gitarrenstunden!

Roch Modrzejewski spielt virtuos und mit eben der Raffinesse die man von den Komponisten der Fantasien erwartet. Weit entfernt von dem Testosteronstrotzenden Virtuosentum, dessen Resultate man leider so oft hört, kommt hier auch auf der (ungenannten) modernen Gitarre, die Roch spielt, eine wunderbare Leichtigkeit rüber. So kann man sich Salon-Atmosphäre vorstellen!