Mauro Giuliani: Opere solistiche per voce e chitarra
Rossana Bertini, Sopran; Davide Ficco, Gitarre
Aufgenommen im Juli 2013; erschienen ℗ 2018
Gitarre: Louis Panormo 1837
TACTUS TC 780703, im Vertrieb von NAXOS
… interpretatorisches Gleichgewicht …
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Diese Aufnahme hat ein paar Jahre in den Archiven des Labels Tactus geschlummert, bevor sie jetzt auf CD erschienen ist … dabei lässt sich kein plausibler Grund für die Verzögerung finden. Im Gegenteil! Schon das Titelbild wäre ein rasches Erscheinen wert gewesen, ist es doch – mindestens aus meiner Sicht der Dinge – nicht nur eine reizende Darstellung mit Mops und Gitarre, es ist auch eine Rarität. Und Sie wissen ja: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos!“. Das abgebildete Gemälde stammt, nebenbei bemerkt, von François-Hubert Drouais (1727–1775) und stellt Armand Louis II und Armand Louis Jean, die Söhne von Arman Louis I de Béthune dar.
Das Repertoire, das die Künstler präsentieren, besteht – mindestens, was die solistischen Gitarrenwerke angeht –, aus Wohlbekanntem: „Grande Ouverture“ op. 61, Händel-Variationen op. 107, und „Gran Sonata Eroica“ op. 150. Aber der „Star“ des Konzertes ist – mit allem Respekt! – ohnehin Rossana Bertini, die Sopranistin. Natürlich, die Werke, die wir von ihr hören dürfen, sind weitaus weniger „populär … bis abgedroschen“, wie es die Solokompositionen sind, nein, im Gegenteil, sie gehören zu den Kostbarkeiten des Repertoires. Schon die „Sei Ariette. Poesia di Metastasio coll’accompagnamento di piano-forte o chitarra“ op. 95 (hier natürlich mit Gitarren- und nicht Klavierbegleitung) sind perfekte, in sich geschlossene Kunstwerke, und gehen auf Texte des großen Pietro Metastasio (1698–1782) zurück, der immerhin für das Libretto der Oper „La clemenza di Tito“ und andere Mozart-Werke verantwortlich zeichnet.
Rossana Bertini schafft ein interpretatorisches Gleichgewicht zwischen strahlendem Belcanto einer- und sorgfältiger Beachtung aufführungspraktischer Traditionen des 19. Jahrhunderts andererseits. Und das sind auch die musikalischen Pole zwischen denen sie in ihrer musikalischen Arbeit immer wieder zu entscheiden hat. Einerseits singt sie nämlich in der renommierten Compagnia del Madrigale – andererseits unterrichtet sie Operngesang an der Academia Musicale Alta Valdera in Pisa.
Und Davide Ficco? Er spielt ebenso eloquent wie virtuos, manchmal regelrecht mutig nach vorne preschend … und dann doch wieder ziemlich glatt, ebenmäßig, gefällig … „bürgerlich“ gar?.
Am Schluss der CD steht „Di Tanti palpiti“ aus der Oper „Tancredi" von Rossini, das sängerische Glanzstück des Programms. Hier strahlt Rossana Bertini mit Virtuosität und verspielter Sangeskunst,die nicht zufällig belcanto genannt worden ist.