Giuliani pop

Bach Cello Suiten PetrinjakCD
Johann Sebastian Bach: The Cello Suites

für Gitarre eingerichtet von Valter Dešpalj
Petrit Çeku, Gitarre
Aufgenommen im November und Dezember 2014 und März 2015
Gitarre: Ross Gutmeier, Baltimore
Eudora Records EUDORA-SACD-1602 (2 SACD)
… ebenso grazil pointiert, wie es elegisch schwelgend sein kann …


EDITION
Johann Sebastian Bach: Six Cello Suites BWV 1007–1012

Transcribed for Guitar by Valter Dešpalj
Fingered by Darko Petrinjak
CHANTERELLE ECH 114, im Vertrieb von Zimmermann Musikverlag ISMN 979-02047-0114-8

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Die sechs Cello-Suiten von Johann Sebastian Bach sind schon mehr als einmal für Gitarre übertragen und auf dem Instrument aufgeführt worden. Zunächst waren es Einzelsätze, die bearbeitet wurden, dann ganze Suiten und schließlich der komplette Zyklus. Die originalen Versionen gehören zum Anspruchsvollsten, was für Solo-Cello geschrieben worden ist – spieltechnisch und musikalisch. Heute gehören sie zudem zum meistgespielten Material für diese Besetzung, das uns zur Verfügung steht.

Das Quellenmaterial für das gesamte Œuvre von Johann Sebastian Bach liegt uns in zwei verlässlichen Gesamtausgaben vor, auf die sich die Herausgeber von Transkriptionen berufen. Autographe Quellen für die Cello-Suiten gelten als verschollen, allerdings haben wir zeitgenössische Abschriften – eine davon von der Hand Anna Magdalenas, der zweiten Ehefrau Johann Sebastian Bachs: „6 Suites a Violoncello Solo senza Basso composées par Sr. J. S. Bach. Maitre de la Chapelle.“

Bach Cellosuiten CekuAuch, wenn alle heute vorhandenen Ausgaben der Cello-Suiten von Johann Sebastian Bach auf die gleichen Quellen zurückgehen, unterscheiden sie sich. Herausgeber haben Suiten transponiert, um sie leichter (oder überhaupt) spielbar zu machen, andere haben Akkorde aufgefüllt, weil das auf der Gitarre eben geht und wieder andere haben Fingersätze, Verzierungen und sonstige spieltechnische Anweisungen im Übermaß in ihre Ausgaben eingebracht, während ihre Kollegen auf solche Zugaben verzichtet haben. Dass sich musikalische Ausgaben weiter in ihrer technischen Ausstattung unterscheiden können, muss nicht erwähnt werden. Beispiel: Der eine Verleger gönnt einer Ausgabe eine Seite mehr, um sie besser lesbar zu gestalten, der andere bringt so viel auf eine Seite, wie gerade passt … um sie in der Herstellung preiswerter zu machen. Der eine druckt auf vergleichsweise billigem, weißem Offset-Papier – der andere auf leicht chamois gefärbtem, eleganterem Notendruckpapier, das den gelblichen Farbton aufweist, weil es damit direkte Beleuchtung weniger reflektiert. Und schließlich: Der eine Verleger druckt in dem Standardformat DIN A4 – der andere im traditionellen Bach-Format (230 x 305 mm und größer), das mehr Platz lässt für Notizen und Anmerkungen und einfach schöner … aber auch teurer ist.

 

Was die Ausgabe angeht, von der hier die Rede ist, stammt die Transkription von Valter Dešpalj, die spieltechnische Ausstattung von Darko Petrinjak. Dešpalj ist Cellist, hat an Juilliard und in Moskau studiert und ist heute Professor an der Musikakademie in Zagreb. Und mehr: Valter Dešpalj schätzt die Gitarre und war auch schon mit Gitarre in Kammermusikensembles aktiv … dies nur als Antwort auf die Frage, warum sich ein hochrangiger internationaler Cellist mit der Transkription der Cellowerke von Bach für Gitarre befasst. Er liebt die Gitarre – ganz einfach! Und weiter: Darko Petrinjak, der zweite Mit-Herausgeber der Ausgabe, ist der, bei dem die Gitarrenprominenz seines Landes Kroatien studiert oder studiert hat. Unter ihnen ist zum Beispiel Petrit Çeku, der Interpret der vorliegenden CD.

Was die Ausgabe angeht, ist an nichts gespart worden: großzügig dimensionierter Notensatz in SCORE-Qualität von Darko Petrinjak; gedruckt auf Notendruckpapier im Bach-Format; Quellen als Faksimiles abgedruckt. Regelrecht minimalistisch sind Fingersätze und andere Spielanweisungen abgedruckt – daraus resultiert ein klares, „sauberes“ Stichbild.

Darko Petrinjak, dem übrigens, wie aus dem Vorwort ersichtlich ist, István Römer assistiert hat, setzt in seiner Ausgabe auf „schlanke Klarheit“, auf schnörkellosen Urtext. Die Ausgabe kostet € 31,40 für alle sechs Suiten in einem Band inklusive Faksimiles – im Vergleich dazu kosten die sechs Suiten in Einzelausgaben, herausgegeben von Gerd Michael Dausend, € 9,50 pro Heft, zusammen also € 57,–. Auch sie sind erschienen bei Zimmermann in Mainz.

Die CD von Petrit Çeku weist ihn als überlegen und überlegt planenden Musiker aus. Der Albaner hat bei Petrinjak studiert und später am Peabody Conservatory in Baltimore bei Manuel Barrueco. Sein Spiel ist ebenso grazil pointiert, wie es elegisch schwelgend sein kann. Eines jedenfalls ist es immer: in hohem Maß zurückhaltend und hinter das jeweilige Werk tretend.