Langer Michael und Ferdinand Neges (Hrsg.)
Play Guitar in Concert, 70 ausgewählte Gitarrensolos, leicht bis mittelschwer, didaktisch gereiht. Bekanntes und Neues aus 6 Jahrhunderten von Komponisten wie Leo Brouwer, Roland Dyens, Carlo Domeniconi, Andrew York, Pat Matheny
Learn and Play inklusive MP3-CD
Manching, Dux-Verlag, 2015
ISMN 979-0-50017-428-8, ISBN 978-3-868839-274-3, € 26,80
Ausgabe bei Amazon bestellen?
Anthologien mit Stücken „aus x Jahrhunderten“ oder „von diesem und jenem Komponisten“ sind im Editionswesen nicht Neues. Streng genommen hat es so etwas schon in der Zeit der frühesten Notendrucke überhaupt gegeben, im 16. Jahrhundert nämlich. Nehmen wir beispielsweise den ersten Tabulaturdruck, in dem Stücke des „Göttlichen“ Francesco da Milano enthalten waren: „INTABULATURA DI LIUTO DE DIVERSI, CON LA | BATAGLIA ET ALTRE COSE BELLISSIME, DI M. FRANCESCO DA | MILANO, STAMPATA NUOVAMENTE PER FRANCESCO | MARCOLINI DI FORLI“ von 1536. Gut, eine CD mit Aufnahmen in MP3 oder WAV war nicht enthalten, dafür aber das, was vor knapp fünfhundert Jahren musikalisch en vogue war, darunter ein Tabulatursatz der berühmten Chanson „la Bataglia“ von Clément Jannequin und andere wunderschöne Stücke. Die meisten dieser Kompositionen waren so berühmt, dass die Drucker (und Verleger) der Ausgaben nicht einmal deren Komponisten angeben mussten.
Was die Anthologien mit Gitarrenmusik angeht, die immer wieder neu herauskommen: Die meisten dieser Ausgaben bestehen weitgehend aus gemeinfreiem Material, das heißt, aus Stücken, an denen kein Urheberrecht besteht. Gemeinfrei wird ein Werk siebzig Jahre nach dem Tod des Urhebers. Das heißt, dass Werke, deren Komponisten länger als siebzig Jahre tot sind, kostenlos abgedruckt werden dürfen – für alle anderen müssen die Verlage oder Herausgeber Gebühren bezahlen … und das versuchen sie zu vermeiden. Daher gibt es so viele Sammelausgaben mit Stücken von Aguado, Giuliani oder Fernando Sor – und so wenige mit Leo Brouwer, Roland Dyens oder Andy York.
Michael Langer und Ferdinand Neges machen es anders: „Aus den Epochen Renaissance, Barock, Klassik und Romantik haben wir jeweils 10 musikalische Beispiele ausgewählt, das 20./21. Jahrhundert ist mit 30 Stücken vertreten“. Geordnet sind die Stücke nicht chronologisch, sondern nach Schwierigkeit. Deshalb beginnt der Reigen nicht mit einem älteren Stück, sondern mit „La toque à Tina“ von Roland Dyens und endet mit dem wunderschönen „Un Dia de Noviembre“ von Leo Brouwer. Ein Inhaltsverzeichnis nach Epochen gibt es natürlich auch!
Dazwischen gibt es eine kurzweilige Mischung zwischen „He`s a Pirate“ aus „Fluch der Karibik“ oder „Always look on the bright side of life“ aus dem hinreißend witzigen Film „Das Leben des Brian“ von Monty Python … ach ja! Politisch so was von korrekt wird dieses Lied in der Ausgabe kommentiert: „Auch heute noch wird dieses Lied gerne in sympathisch-naiver Weise, ohne jeglichen religionskritischen Bezug als optimistische Hymne auf die „schönen Seiten des Lebens“ gesungen“. Wer könnte schon auf die Idee kommen, Monty Python hätte jemals ernsthaft Religionskritik üben wollen?
Wer das Inhaltsverzeichnis sehen möchte, bevor er sich zum Kauf der Ausgabe entscheidet, hier ist es!
Alle Stücke sind von Michael Langer eingespielt und liegen auf einer MP3-CD bei. Was die editorischen Prinzipien angeht, sind „teilweise neue Fingersatzideen“ umgesetzt worden, der Notensatz ist makellos, im Druck sind sogar bei dreiseitigen Stücken Faltblätter verwendet worden. Das ist für die Musiker komfortabel – für den Verleger teuer!
Das Team Langer/Neges hat wieder einmal eine Sammlung höchst spielenswerter hörenswerter und sogar übenswerter Musiken zusammengestellt. Der Verlag DUX hat sie in vorbildlicher Form zu einem akzeptablen Preis herausgebracht. Gut!