Avi Avital: Vivaldi
Werke von Antonio Vivaldi
Avi Avital, Mandoline; Juan Diego Flórez, Tenor; Mahan Esfahani, Cembalo; Ophira Zakai, Laute; Patrick Sepec, Cello; Venice Baroque Orchestra
Aufgenommen im Dezember 2014, erschienen 2015
Mandoline: Arik Kerman (1998) und „Mandolino lombardo“ von Federico Gabrielli
Deutsche Grammophon 479 4017
… ein Wunder an Zartheit und klanglichem Ausgleich …
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Nein, der Mandolinenklang ist nicht jedermanns Sache: hart, metallen, nuancenarm. Aber das Instrument liefert Farbe, iItalienische Farbe, die überall da zu hören ist, wo die Zuhörer nach Italien entführt werden sollen. Nino Rotas Filmmusik zu Francis Ford Coppolas epochalem Film „The Godfather“ (Der Pate) mag als Beispiel dienen aber auch das Mandolinenkonzert C-Dur (RV 425) von Antonio Vivaldi, das oft Italien-Bilder illustriert … besonders Venedig-Bilder. Antonio Vivaldi war Venezianer (geboren ebendort am 4. März 1741), aber er war Geiger und nicht Mandolinist. Außerdem hat er die Mandoline nicht häufig verwendet – umso erstaunlicher ist Avi Avitals Einschätzung, Vivaldis kleines Mandolinenkonzert RV 425 (es ist dreisätzig und gerade einmal sieben Minuten lang!) sei das „Alte Testament“ oder einer der „Grundpfeiler im Repertoire des Instruments“.
Das Testament wird mangels Masse ergänzt durch das Largo aus dem Konzert RV 443 für Flautino, der Trio-Sonate RV 82 (Original für Violine und Laute), dem „Sommer-Konzert“ RV 315 aus den „Vier Jahreszeiten“ und schließlich dem venezianischen Volkslied „La biondina in gondoleta“, gesungen in venezianischem Dialekt von dem Peruaner Juan Diego Flórez.
Avi Avital kitzelt aus seiner Mandoline Klänge, die das Vorurteil „hart, metallen, nuancenarm“ überzeugend als falsch entlarven – oder, sagen wir, als übertrieben! Denn sie kann ziemlich zickig sein, die Mandoline, dann nämlich, wenn schnell und laut gespielt wird wie beispielsweise im dem das Programm eröffnenden ersten Satz aus dem Konzert a-Moll. Im Gegensatz dazu ist das Largo aus RV 443 (original für Flautino) ein Wunder an Zartheit und klanglichem Ausgleich. Aber „nur“ Farbe zu liefern, ein Tiritomba am Rande, sozusagen, damit wären diese Mandoline und Avi Avitals Spielkunst unterfordert!
Es ist eine erstaunliche klangliche und musikalische Vielfalt, die uns der israelische Mandolinist auf seiner neuesten CD vorführt … und ob dieser Vielseitigkeit ist er schließlich auch – als bisher erster Mandolinenspieler überhaupt – für einen Grammy nominiert worden (Kategorie: Beste Soloinstrument-Darbietung mit Orchester). Mit Repertoireengpässen, die sich für ihn vermutlich bald auftun werden, wird Avi Avital sicher spielend fertig. Er hat seine Kompatibilität mit fremden musikalischen Sphären schon unter Beweis gestellt … bisher hat er zusammen mit Juan Diego Flórez italienische Lieder aufgenommen (bei DECCA 00028947884088), dann, in „Between Worlds“ (00028947910695), Musik zwischen Dvorák und Piazzolla und schließlich Allerlei von Johann Sebastian Bach (00028947900924): diverse Konzerte für diverse Instrumente und Orchester.