Laureate Series – Guitar
Ekachai Jearakul, 2014 Winner Guitar Foundation of America (GFA) Competition
Werke von Weiss; Mertz, Berkeley, Legnani, Brouwer und H.M. King Bhumipol
Aufgenommen im November 2014, erschienen 2015
Gitarre: Matthias Dammann
NAXOS 8.573481
… Musiker mit enormem Potential …
♦♦
Ekachai Jearakul spielt kraftvoll und virtuos; klanglich ausgewogen und kulinarisch … aber leider, seine Musik wirkt irgendwie seelenlos und weit entfernt von dem, was die Stücke seines Programms versprechen. „Wie am Schnürchen“ läuft die Musik an einem vorüber, als Töne sozusagen, die wie Perlen zu einer Kette zusammengefügt sind … nur sind es gleichgroße Perlen, die eher amorphe Reihen ergeben, als organisch gewachsene Musik. Er gehört nicht zu der Spezies Jungvirtuosen, die sich gockelhaft in ihrer eigenen Behändigkeit suhlen; auch nicht zu denen, die im selbst erzeugten und dosierten Wohlklang baden. Keineswegs! Aber Ekachai Jearakul ist nicht wirklich präzise, was, Akzentuierungen und Phrasierungen angeht. Zu oft lässt er seine Interpretationen von Aspekten der spieltechnischen Machbarkeit beeinflussen oder gar bestimmen; zu oft spielt er beispielsweise schneller, wenn’s das Stück hergibt.
Ein Beispiel: Ekachai beginnt mit der eigenen Bearbeitung einer „Suite Nº 13“ von Silvius Leopold Weiss. Als Marginalie muss hier dringend angemerkt werden, dass es sich bei diesem Stück keineswegs um die „Suite Nº 13“ von Weiss handelt, sondern um drei Sätze aus dessen „Sonata Nº 18“. aus der Londoner Weiss-Handschrift und zwar mit der „Passacaglia“, die bei Gitarristen durchaus bekannt ist. Wie Ekachai auf die falschen Angaben gekommen ist, weiß ich nicht, wir sollten uns aber in solchen Fragen an die mittlerweile fertiggestellte Weiss-Gesamtausgabe halten, um Verwechslungen auszuschließen.
Zurück zu Ekachai Jearakul und Weiss: Er spielt Allemande, Courante und Passacaglia. Die Courante verleitet – „natürlich“, möchte man fast sagen – zum Beschleunigen und das bewirkt in sequenzierten Arpeggiaturen, wenn nicht sehr fein differenziert wird, so, dass das musikalische Gefüge vulgär mechanisch wirkt. Hier, in der Courante von Bach, und später auch im „Concertino“ von Johann Kaspar Mertz, ist das leider der Fall.
Die „Sonatina“ von Lennox Berkeley gelingt Ekachai Jearakul sehr gut, auch „Rito de los Orishas!“ von Leo Brouwer, ein Stück, das man, nebenbei bemerkt, zu selten hört.
Am Schluss des Programms stehen drei Stücke von Seiner Majestät, König Bhumibol von Thailand, Ekachais Heimat. Eines davon ist arrangiert von Frederic Hand, ein anderes, „Oh I Say“, von Andrew York und das dritte von William Kanengiser. Es handelt sich um Jazz-orientierte Barmusik (im besten Wortsinn) und hier zeigt Ekachai Jearakul sich von seiner besten Seite. Er beginnt mit dem romantischen „Love Right in My Heart“ und schließt sein Programm mit „Magic Beams“. Leser von Gitarre & Laute sind durchaus vertraut mit der majestätischen Musik aus Thailand. Eine CD mit dem Titel „The Music of His Majesty the King of Thailand“ (Asia Music) von Hucky Eichelmann ist hier schon besprochen worden.
Ekachai Jearakul (geb. 5.7.1987) ist ein Musiker mit enormem Potential – spieltechnisch und musikalisch, nur steckt er als Musiker noch in den Kinderschuhen. Ich will ihn hier nicht zum Barmusiker stempeln, aber die Jazz-Einlagen in den Stücken seines Königs Bhumibol haben mir am besten gefallen! Was die Klassiker des Gitarrenrepertoires angeht … da sollte er nochmal drüber schlafen!