Giuliani pop

Yepes Konzerte RemasteredNarciso Yepes
London Symphomy Orchestra, English Chamber Orchestra,. Luis Antonio García Navarro
Gitarrenkonzerte von Giuliani, Castelnuovo-Tedesco und Villa-Lobos
Aufgenommen 1977 und remastered 2014
PENTATONE (Remastered Classics) PTC 5186 202, im Vertrieb von NAXOS
… eigentlich nie wirklich gemocht …

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Zugegeben, ich habe Narciso Yepes (1927–1997) – bzw., besser gesagt, sein Spiel und sein Musikertum – eigentlich nie wirklich gemocht. Er spielte mir zu kontrolliert und ebenmäßig, zu rational. Leblos! Einmal, nach Erscheinen einer Yepes-LP mit Werken von Francisco Tárrega, habe ich ihn als beamteten Gitarrenkünstler betitelt.

Als Yepes schließlich 1977 bei der Deutschen Grammophon (Archiv Produktion) sämtliche Lautenwerke von Johann Sebastian Bach einspielte, sank meine Achtung vor dem Gitarristen auf „Null“. Er hat die Lautenwerke nämlich nicht standesgemäß auf der Gitarre, er hat sie auf einer Barocklaute eingespielt und das war so furchtbar – furchtbarer ging’s nicht. Michael Schäffer, mein Lehrer, sagte mir damals: Bei der Deutschen Grammophon kann jetzt für zwanzig Jahre kein ernsthafter Lautenist mehr die Lautenwerke von Johann Sebastian Bach einspielen. Es gibt ja eine Aufnahme und die war teuer!

Warum Yepes damals diesen Zyklus auf der Laute aufnehmen wollte und warum die Entscheider bei der Deutschen Grammophon ihn unterstützt haben, weiß niemand mehr. Fest steht, dass Thomas Kohlhase die Booklet-Texte geschrieben hat, dass Andreas Holschneider der Produzent war und dass Niko van der Waals die Barocklaute gebaut hat (letztere Information steht nicht im Booklet, ich habe sie vom Lautenbauer!)

Die Deutsche Grammophon ist schließlich mit der Bach-Einspielung des Lautenisten (als solcher ist er heute noch bei Wikipedia verzeichnet) Narciso Yepes nicht glücklich geworden. Sie ist nie wieder aufgelegt worden und Yepes hat sich nie wieder mit der Laute eingelassen.

Hic et nunc geht es um die Wiederauflage dreier Einspielungen von Gitarrenkonzerten: Giuliani, Castelnuovo-Tedesco und Villa-Lobos. Bei den beiden Konzerten des 20. Jahrhunderts hat das London Symphony Orchestra mitgewirkt, bei Giuliani das English Chamber Orchestra, beide unter Luis Antonio García Navarro. Die Aufnahmen stammen aus dem Jahr 1977 und tragen auch dieses Jahr als ℗.

Was die technische Ausstattung der CD angeht, heißt es im Booklet: „Die Saat für die Reihe Remastered Classics wurde bereits in den frühen siebziger Jahren gesät, als Deutsche Grammophon Mehrkanal-Aufnahmen – statt zwei wurde auf bis zu acht Tonspuren aufgezeichnet – vornahm. Diese Form der Aufnahme ermöglichte ein bis dahin ungeahntes Klangerlebnis. Jedoch stand dem etwas im Wege: Durch Schwächen der damaligen Wiedergabegeräte waren Musikliebhaber nicht imstande, die Aufnahmen so zu genießen, wie es die eigentliche Intention der Musiker, Produzenten, Tonmeister der damaligen Zeit war – diese Technik war ihrer Zeit weit voraus […] Heute; mehr als ein Vierteljahrhundert später, ermöglicht die Mehrkanal Super-Audio- CD, diese Aufnahmen in der hohen Qualität wiederzugeben, wie es damals beabsichtigt war. Die Bänder wurden nun von PENTATONE zu neuem Leben in akustischer Brillanz erweckt.“

Was die Interpretationen der CD angeht, habe ich irgendwie mit Narciso Yepes und seinen musikalischen Eigenheiten Frieden geschlossen – vor allem, was die vorliegenden Aufnahmen angeht. Das Konzert von Mario Castelnuovo-Tedesco (Nº 1, D-Dur, op. 99) gefällt mir dabei am besten. Daran ist natürlich das gut aufgelegte Orchester beteiligt, aber auch der Solist. Die Arbeit mit Orchester zwingt Solisten zu hoher Disziplin, und das ist Yepes vermutlich entgegengekommen. Aber gleichwohl: Er war ein äußerst präziser Musiker und hatte auch die Spieltechnik, diese Präzision in jedem Tempo durchzuhalten. Aber trotzdem: Laute hätte er nicht spielen dürfen, dabei bleibe ich!

Die Klangqualität der CD ist wirklich erstaunlich, dabei ist analog aufgenommen worden!