Giuliani pop

Moreno Torroba Konzerte IFederico Moreno Torroba: Guitar Concertos I
(Concierto en Flamenco, Diálogos entre guitarra y orchesta, Aires de la Mancha, Suite castellana)
Pepe Romero und Vicente Coves, Gitarre
Málaga Philharmonic Orchestra, Manuel Coves
Aufgenommen Juli 2013, erschienen 2015
Gitarren: Pepe Romero jr. und Vicente Coves

NAXOS 8.573255
… ein Großer seiner Zunft …

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Dass er, Federico Moreno Torroba, überhaupt Konzerte für Gitarre und Orchester geschrieben hat, ist vermutlich vielen heute noch unbekannt – selbst Gitarristen. Der Maestro ist – vor allem bei Gitarristen – für Solostücke bekannt, die er für und in Zusammenarbeit mit Andrés Segovia komponiert hat. Selbst, dass Moreno Torroba „ein Leben vor Segovia“ gehabt hat, ein Leben als Komponist von Zarzuelas, wie man gelegentlich hörte, wurde mehr vermutet als gewusst. Zarzuelas, galten als „eine Art spanischer Operette“ – viel mehr wusste man nicht über das Genre.

Die Monographie „Federico Moreno Torroba – A Musical Life in Three Acts“ von Walter Aaron Clark und William Craig Krause (Oxford, 2013), die bald hier besprochen wird, verzeichnet im Werkeverzeichnis neun[!] Werke für Gitarre und Orchester. Zwei davon sind im Programm vorliegender CD enthalten, das „Concierto en Flamenco“ und die „Dálogos entre guitarra y orquesta“.

Das „Concierto“ ist dem Flamenco-Gitarristen Sabicas gewidmet und vor 1959 komponiert … schreiben Clark/Krause. Dort heißt es auch, dass dieses Konzert drei Sätze hat, nicht veröffentlicht (gedruckt) worden ist und dass sich das Manuskript im Archiv der Romero-Familie in San Diego befindet. Auf der CD sind vier Sätze zu hören (Fandango–Farruca–Alegrías de Cadiz und Bulerías) und als Entstehungsjahr ist 1962 verzeichnet. Dass hier unterschiedliche Angaben gemacht worden sind, wäre nicht weiter erstaunlich … wenn nicht Walter Aaron Clark und William Craig Krause als Autoren der sleeve-notes verantwortlich zeichneten. Im Buch heißt das Konzert außerdem „Concierto flamenco“ und im Booklet „Concierto en flamenco“.

Ein Uraufführungstermin ist im Werkeverzeichnis nicht verzeichnet, wohl aber der Widmungsträger. Dann liest man, Pepe Romero sei ohnehin der beste Interpret für dieses Konzert, weil er in absoluter Meisterschaft beides beherrsche: klassische und Flamenco Gitarre. („Pepe Romero ist justly famous for his masterful interpretations of both classical and flamenco repertoire. His interpretation oft the Concierto en Flamenco is notable for its technical precision and for conveying the emotional directness and sincerity of Sabicas’s playing.“ An mangelndem Selbstbewusstsein haben die Mitglieder der „Holy Family of the Guitar“ noch nie gelitten!

Dieses Konzerts belegt wieder einmal die Frage, die sich jeder Komponist, der ein Konzert für Gitarre und Orchester schreiben will, stellen muss: Wie verbinde ich das relativ schwache Stimmchen des Soloinstruments mit dem Klangkörper „Orchester“? Der eine baut auf die moderne Verstärker- oder Aufnahmetechnik, der zweite instrumentiert insgesamt sehr zurückhaltend, der dritte lässt die Gitarre nur spielen, wo das Orchester Pause hat oder höchstens durch leichten Streicherklang oder ein Soloinstrument vorhanden ist. Moreno Torroba hat letzteren Weg gewählt … und zwar geschickt, weil er sich gleichzeitig die Frage beantwortet hat, wie er denn dem Orchester Flamencoelemente zuweisen konnte. Gar nicht, weil die vom Soloinstrument geliefert werden und vom Orchester nur der Klangteppich!

Das zweite Konzert, „Diálogos entre guitarra y orquesta“ ist, wen wundert’s, Andrés Segovia gewidmet. Und es ist viel mehr Konzert, als es das Concierto ist … obwohl auch hier die Form eines Dialogs wieder Redefreiheit für jeweils einen der Beteiligten garantiert: das Orchester oder den Solisten. Das Stück ist in den frühen sechziger Jahren für Segovia geschrieben, später überarbeitet und 1977 in Admonton/Alberta von Michael Lorimer uraufgeführt worden. 1980 ist das Werk erstmalig aufgenommen worden … von Pepe Romero!

Die Diálogos sind zweifellos der Programmhöhepunkt dieser CD und man wundert sich, warum man sie nicht häufiger hört. Ein schönes Konzert!

Die beiden verbleibenden Programmnummern der CD sind Solowerke (von Federico Moreno Torroba): „Aires de la Mancha“ und „Suite castellana“. Letztere enthält die Danza, die Torroba als sein ersten Gitarrenstück überhaupt für Segovia geschrieben hat. Das war 1920[!]. Später hat er sie mit zwei weiteren Stücken (Fandanguillo und Arada) zu der überall bekannten Suite kombiniert.

Pepe Romero hält viel von sich und den seinen … und er ist tatsächlich ein großer seiner Zunft. Die CD ist überzeugend, das Programm auch – auch, wenn es nur zur Hälfte das enthält, was sein Titel verspricht: Gitarrenkonzerte von Federico Moreno Torroba. Aber CD Nº 2 wird folgen!