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Greek Guitar MusicGreek Guitar Music: Eva Fampas
Werke von Kyriakos Tzortzinakis, Dimitris Fampas, Mikis Theodorakis, Kostas Hadjopoulos, George Mavroedes, Nickos Harzianos, Minas Bogris, Nikos Athanassakis
Aufgenommen zwischen März und Juni 2013, erschienen 2014
Gitarre: Ramirez

NAXOS 8.573322
… Werke unterschiedlicher Couleur, und leider auch unterschiedlicher Qualität …

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Schon wieder Griechenland! Den wirtschaftlichen Überlebenskampf Griechenlands und besonders der griechischen Bevölkerung verfolgen wir live im Fernsehen. Was die griechische Musik angeht und da speziell die Musik für Gitarre … darüber gab es in letzter Zeit wenig zu berichten. Nun hat Eva Fampas eine CD mit griechischer Gitarrenmusik herausgebracht, auf die in diesem Zusammenhang hingewiesen werden muss.

Eine „Gitarrenszene“ ist in Griechenland in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden – nach den zerstörerischen Wirren des Zweiten Weltkriegs. Wie überall war auch hier Andrés Segovia mit dafür verantwortlich, dass Menschen begannen, sich für die „klassische Gitarre“ zu interessieren. Yiorgos V. Monemvassitis, der Autor des Booklet-Textes, erwähnt drei griechische Musiker, die für die neue „Mode“ in Griechenland verantwortlich waren: Charalambos Ekmetsoglou (1913–1990), Gerassimos Miliaressis (1918–2005) und Dimitris Fampas (1921–1996). Sie lernten und unterrichteten Gitarre, machten das Instrument populär und sorgten dafür, dass Komponisten neue Stücke für Gitarre schrieben.

Eva Fampas, die Solistin vorliegender CD, ist die Tochter von Dimitris Fampas, einem der „Gitarristen der ersten Stunde“ in Griechenland. Bis auf Mikis Theodorakis sind (oder waren) alle Komponisten der CD Gitarristen – und alle sind oder waren natürlich Griechen, was den Hörern keineswegs verborgen bleibt … aber man kann sich irren.

Der „Vals“ von Dimitris Fampas zum Beispiel klingt für mich deutlich mehr nach Argentinien als nach Griechenland. Die Gitarrenstücke von Mikis Theodorakis (*1925) klingen – wie kann es anders sein – nach Theodorakis. Es sind Transkriptionen einzelner seiner weltberühmten Lieder, die buchstäblich jeder kennt. Die Stücke von Kostas Hadjopoulos (*1955) sind eher strukturell und doch griechisch angelegte Kompositionen. Zwei Stücke von George Mavroedes (*1967) folgen. Das erste, „The Journey“, entführt mich wieder nach Argentinien. Ich höre Astor Piazzolla und andere. Nickos Harizanos (*1969) bleibt in Griechenland, entführt aber in neue Klangwelten. „Polychordon“ op. 86 lebt von Tremolo-Passagen und akkordischen Tremolos, die zu Clustern verwachsen, die auf einer Gitarre nicht in Standardstimmung gespielt werden. Es folgt „Vals“ von Minas Bogris (*1970), der erneut an Lateinamerika erinnert, und dann eine „Greek Suite“ von Dimitris Fampas. Gut, Dimitris Fampas war ein international tätiger Gitarrist, der nicht nur in aller Welt zuhause, sondern der auch musikalisch diversen Einflüssen ausgesetzt war. Seine Suite, die als griechisch angekündigt ist, klingt eher nach einer Weltreise. Geschrieben ist sie 1968 und am Schluss, im letzten Satz, kommt Dimitris auch wirklich in seiner Heimat an. Das klingt griechisch … jedenfalls klingt es, wie ein gebildeter, weltgewandter Mitteleuropäer sich griechische Musik vorstellt. In dem Zusammenhang darf ich noch einmal an George Bizet und seine Oper „Carmen“ erinnern, die als die spanischste Oper an sich gilt … dabei war ihr Komponist nicht ein einziges Mal in Spanien!

Am Schluss steht „Taygetus Mountain“ von Nikos Athanassakis (*1972), das jüngste Werk der Werkzusammenstellung …und keineswegs das modernste! Ein griechischer Tanz bewegt dieses Stück – nicht der Sirtaki, den Touristen gern für Folklore halten, sondern Kalamatianos, den es lange vor Alexis Sorbas gegeben hat und der tatsächlich griechisch und im Volk verankert ist.

Die Musik, die uns Eva Fampas da auftischt, ist keine frische, innovative, moderne Gitarrenmusik … es sind Werke unterschiedlicher Couleur, und leider auch unterschiedlicher Qualität, die sie da spielt. Als Interpretin beteiligt sich Eva Fampas mit der vorliegenden CD an keinem internationalen Wettbewerb und würde ihn auch (vermutlich) bei dem enormen internationalen Niveau auch nicht gewinnen können. Anerkennen muss man ihr Bemühen, ihr Publikum mit bisher unbekannter griechischer Gitarrenmusik bekannt zu machen. Die Auswahl ist interessant, nicht sensationell und macht uns zu Zeugen einer patriotischen Aktion … und keiner musikalischen Revolution.