Schmitt, Thomas
Untersuchungen zu ausgewählten spanischen Gitarrenlehrwerken vor 1800
VI, 227 S., Kart.
G&L 153, ISBN 3-88583-009-4
Die vorliegende Arbeit will […] auch das Interesse an der Gitarrenmusik vor 1800 wecken und kann vielleicht den einen oder anderen Gitarristen dazu anregen, sich näher mit dieser Zeit zu befassen. Wenn primär die in dieser Zeit erschienenen Lehrwerke untersucht werden, bleibt doch genügend Raum, den Blick auf die Gitarrenmusik dieser Zeit zu richten, zumal oft im Anhang der Schulen Musikstücke mitgeteilt sind, die typische und originale Musik darstellen.
»Trotz des großen Booms der letzten 20 Jahre, in denen die Guitarre eine wahre Renaissance erlebte – wofür zahlreiche Schallplatteneinspielungen und Gitarrenmusikausgaben unterschiedlichster Art Indikator sein mögen –, beginnt für viele Gitarrenliebhaber und zum Teil auch professionelle Spieler das Repertoire erst ab etwa 1800: Fernando Sor und Dionisio Aguado werden als die typischen Gitarrenkomponisten Spaniens angesehen, aus der Zeit davor kennt man allenfalls noch Gaspar Sanz, vielleicht nicht zuletzt auch nur wegen Joaquín Rodrigos Bearbeitungen seiner Stücke. Was die Zeit vor 1800 betrifft, greifen die meisten Gitarristen bei ihren Programmen heute lieber auf Kompositionen für Laute und Vihuela (und oft auch für Tasteninstrumente) zurück, um diese dann als „Transkription und Bearbeitung” dem Gitarrenrepertoire einzuverleiben.
Dabei sind gerade in den den zweihundert Jahren, die hier betrachtet werden sollen, eine große Anzahl von Musikdrucken in Europa erschienen, mit Musikstücken aller Art, die auch auf modernen Konzertgitarren sehr gut gespieolt werden können. Eigentlich läge es nahe, zuerst das gesamte Spektrum originaler Gitarrenmusik auszuschöpfen, ehe man sich die Mühe machte, Kompositionen anderer Instrumente zu transkribieren. Denn mit dem heutigen technischen Stand ließen sich die Kompositionen für Barock-Gitarre auf modernen Instrumenten recht gut wiedergeben – besser jedenfalls als dies oft bei Übertragungen von Kompositionen für andere Instrumente der Fall ist.«