ATRIUM MUSICÆ de Madrid, Gregorio Paniagua
LA SPAGNA: A Tune through three Centuries
Aufgenommen im April 1980, digitalisiert und als SACD herausgegeben 2011
BIS-SACD 1963, in Deutschland bei Klassik Center, Kassel
Diese Produktion ist 1980 entstanden und als Doppel-LP erschienen. Das Ensemble ATRIUM MUSICÆ DE MADRID hat in der fast neunzig Minuten langen Aufnahme musikalische Modelle durch Europa und durch drei Jahrhunderte verfolgt, die auf drei spanische Themen zurückgehen: „La Spagna“, „Spagnoletta“ und „Pavana spagnola“. Das Ensemble bestand aus sieben Musikern, die eine Vielzahl unterschiedlicher Instrumente spielten. Die Aufnahme ist als Repertoiredarstellung von Bedeutung, aber auch als rezeptionshistorische Studie zum Thema Alte Musik.
Cesare Negri: La gratie d’Amore (1602)
Ensemble La Follia
Aufgenommen im Mai 1995, erschienen 2010
DYNAMIC DM8006, in Deutschland bei Klassik Center, Kassel
Cesare Negri (ca. 1535—ca. 1605) war wie sein Zeitgenosse Fabritio Caroso (ca. 1525/1535—1605/1620) Tanzmeister und hat Bücher mit Tanzanweisungen und Tänzen herausgegeben, darunter die im 16. Jahrhundert so beliebten Ostinato-Formen. Beide Autoren haben die italienische Lautentabulatur als Notationsform gewählt, weil die Laute das wichtigste Musikinstrument ihrer Zeit war und weil gerade die Laute im Zentrum jedes Ensembles stand. Zum Ensemble „La Follia“ gehören sieben Musiker, die jeweils mehrere Instrumente spielen, darunter natürlich auch Laute und Barockgitarre. Im Gegensatz zu ATRIUM MUSICÆ DE MADRID ist „La Follia“ wohltuend zurückhaltend in der Verwendung von Schlagwerk.
Brio: Sol y Luna
Aufgenommen im März 2010, erschienen 2011
DORIAN SONO LUMINUS DSL-92118, in Deutschland bei NAXOS
CD enthält sephardische Musik, die auf die Juden der iberischen Halbinsel zurückgeht. Nach deren Vertreibung im späten 15. Jahrhundert hat sich die sephardische Kultur im Mittelmeerraum, im Osmanischen Reich und in Nordafrika verbreitet und sich dabei natürlich mit der Kultur der jeweiligen Gegenden vermischt. So hört man in der sephardischen Musik Spuren des Flamenco, türkische und auch arabische Anklänge. Das Ensemble Brio besteht aus dem exzellenten Countertenor José Lemos und drei Instrumentalisten mit abend- und morgenländischen Instrumenten. Keine „Alte Musik“ im strengen Sinn, aber ein exzellentes Stück „Weltmusik“!
William Lawes: The Passion of Musicke
Sophie Gent, Violine; Giovanna Pessi, Harfe; Eduardo Egüez, Theorbe; Philippe Perlot, Bass-Gambe und Lyra-Viol
Aufgenommen im August 2006, erschienen 2012
FLORA-1206. in Deutschland bei CODAEX
Williams Lawes (1602—1645) hat Stücke für „Harp-Consort“ , bestehend aus Harfe, Bass-Gambe, Violine und Theorbe komponiert, die hier wiedergegeben sind. Außerdem hat er für die zu seiner Zeit in England höchst populäre Lyra-Viol geschrieben. Werke beider Genres sind hier zusammengefasst. Gespielt wird hinreißend schön, und zwar auf sehr französisch/belgische Art. Die mag nicht jeder – aber sie ist Garant für innere Spannung und Aufregung. Höhepunkt des Programms ist die „Fantazy“ aus der Suite in d-Moll, die in ihrer imitativen Machart für die Besetzung (consort) höchst selten ist und doch auf ältere Vorbilder, auf Lautenfantasien des frühen 17. Jahrhunderts, zurückdeutet.
Principe & Principessa
Flöte und Laute am Berliner und Bayreuther Hof
Werke von Jakob Friedrich Kleinknecht, Paulo Carlo Durant, Friedrich dem Großen, Adam Falckenhagen, Wilhelmine von Bayreuth, Johann Joachim Quantz, Ernst Gottlieb Baron, Carl Philipp Emanuel Bach
Duo Mignarda: Sabine Dreier, Flöte und Johannes Vogt, Laute/Theorbe
Aufgenommen im September 2010, erschienen 2011
TREFOIL EDITION 2.002
Friedrich II. von Preußen (Friedrich der Große oder der „Alte Fritz“) war ein kunstinteressierter, aufgeklärter Herrscher, der Musik liebte und selbst Flöte spielte und für Flöte komponierte. Seine Schwester, Wilhelmine, wurde 1731 durch Heirat Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth. Sie hatte Lautenunterricht bei Silvius Leopold Weiss und Adam Falckenhagen. Wilhelmines Laute wurde von Friedrich als „Principe“, seine Flöte als „Principessa“ bezeichnet. Die CD enthält Musiken rund um den Preußischen Hof und um das Geschwisterpaar Wilhelmine und Friedrich. Die Darstellung der Musik zwischen Barock, galantem und empfindsamem Stil ist ein exquisites Vergnügen.
NYMPHIDIA, The Court of Faerie: Phantastical Ballads, Ayres and Dances from Elizabethan and Jacobean England
Pantagruel
Aufgenommen im Juli 2010, erschienen 2011
CARPE DIEM RECORDS CD-16282, in Deutschland bei NAXOS
Anna Maria Wierød singt strahlend klar und ausdrucksstark englische Lautenlieder, Balladen der Zeit Elizabeths I. (1533 [1558]—1603) und ihres Nachfolgers Jakob I. (1566 [1603]—1625). Aber zusammen mit dem Ensemble Pantagruel fängt sie, was Aufführungspraxis und Werktreue angeht, da an, wo ihre Kollegen gemeinhin aufhören. Anna Maria Wierød, Mark Wheeler (Lauten, Cister und Pandora) und Dominik Schneider (Flöten, Gittern und Gesang) benutzen die gedruckt oder handschriftlich überlieferten Quellen als Improvisationsvorlagen … wie es ihre Kollegen vor rund vierhundert Jahren auch getan haben – und sie bringen damit ein Spektakel, bunt schillernd und energiegeladen auf die Bühne, wie man es von dem Genre nicht wirklich kennt. Als roter Faden zieht sich die blutige Geschichte der Bartholomäus-Nacht (23. August 1572) durch das musikalische Drama, dessen Besuch jedem empfohlen sei!
Ensemble Syntagma: Rosa e Orticha
Music of the Trecento
Aufgenommen im August 2010, erschienen 2011
CARPE DIEM RECORDS CD-16287, in Deutschland bei NAXOS
Um „musica composita“ dreht es sich hier, die sich von der „musica simplex“ und der „musica ecclesiastica“ unterschied, wie Johannes de Grocheo (um 1265—1320) in seinem Traktat „ars musica“ definiert hat. Die „Musica compositia“ war die Musik der gebildeten Stände, die Musik, die nach den Regeln der Kunst verfasst worden ist. Sie war weltlich, denn sie unterschied sich von der „musica ecclesiastica“, der kirchlichen Musik – aber sie war nicht volkstümlich und einfach wie die „musica simplex“. Da aber im 14. Jahrhundert der Klerus Bildung und Kultur repräsentierte, waren die Schöpfer der „musica composita“ Geistliche: Bartolino da Padova (um 1365—um 1405) zum Beispiel, er ist der am häufigsten vertretene Komponist auf dieser CD und war Karmeliter. Der Titel der CD leitet sich von Allegorien ab, die in Texten des Trecento verwendet wurden: „la rosa“, die Rose, steht für das Gute und „l’orticha“, die Brennnessel, für das Laster. Das Ensemble Syntagma präsentiert das recht intellektuelle Vergnügen dieser Musik auf sehr sinnliche Art – übrigens unter Verwendung von Instrumenten, was im Booklet wortreich begründet, um nicht zu sagen verteidigt wird. Wurden da etwa Fragen oder gar Widerspruch erwartet!