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Alexander-Sergei Ramírez: Guitarra Clásica del Peru
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Alexander-Sergei Ramírez: Guitarra Clásica del Peru
Werke von Pedro Ximénez und von anonymen Komponisten
Aufgenommen im März 2013, erschienen 2014
Gitarre: Paco Santiago Marín
Avi-music 8553316
♦♦♦♦
[Als Referenzeinspielung:]
—Javier Echecopar, Guitarra
Música Virreinal en el Perú
Produziert und herausgegeben von OXY, Occidental Petroleum Corp. of Perú, 1992
Die Conquistadores, die sich Anfang des 16. Jahrhunderts in Südamerika niederließen, brachten nicht nur ihre Sprache(n) mit in die Neue Welt und ihre religiösen Ausrichtungen, sondern auch Sitten und Gebräuche, Kunst und Musik. Dass gleich in den ersten Jahren mit der neuen Schiffslinie auch Gitarren und Vihuelas mitgenommen worden sind, auch Saiten und gedruckte Noten bzw. Tabulaturen, wissen wir aus Inventarlisten, die minutiös für alle Schiffsladung geführt worden sind. Und Musiker brachten die neuen Herren auch mit – schließlich wollten Sie auf ihre Gewohnheiten und ihr Amüsement nicht verzichten. Einer der Musiker ist uns sogar namentlich bekannt: Lucas Ruiz de Ribayaz (1626–nach 1677), dessen Buch „Luz y norte musical“ 1677 in Madrid erschienen ist. 1667 war Ruiz de Ribayaz mit dem neuen Vizekönig Pedro Antonio Fernández de Castro (1632–1672) nach Lima übersiedelt.
Weiterlesen: Alexander-Sergei Ramírez: Guitarra Clásica del Peru
Artyom Dervoed bei Melodiya-Records und NAXOS
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Artyom Dervoed, classical guitar
Ghosts & Shadows: Music of Spain
Werke von Mudarra, Tárrega, de Falla, Moreno-Torroba und Rodrigo
Aufgenommen 27–28. Dezember 2014 und 16–17. Januar 2015
Gitarren: Karl-Heinz Römmich, Gabriele Lodi
MEL REC 10 02362, im Vertrieb von NAXOS
… Das passt! …
♦♦♦♦
[Als Referenzeinspielung:] Laureate Series: Artyom Dervoed
First Prize: 2006 Michele Pittaluga Guitar Competition, Alessandria
Russian Guitar Music
Werke von Biktashev, Orekhov, Rudnev, Koshkin
Aufgenommen im Oktober 2007
Gitarre: Karl-Heinz Römmich
NAXOS 8.570447
… rrrussische Seele …
♦♦♦
Artyom Dervoed wurde 1981 in Rostow am Don geboren, wo er zunächst das Spiel der siebensaitigen russischen Gitarre erlernte. Mit der „normalen“ sechssaitigen Gitarre setzte er seine musikalische Ausbildung fort, ging nach Orekhovo-Zuevo, Moskau, Siena und schließlich, tja, in die Musikmetropole Koblenz! Dort wurde er von Aniello Desiderio unterrichtet, bevor er eine klassische Gitarristenkarriere mit den üblichen Wettbewerben und entsprechenden Konzertverpflichtungen begann.
Eine erste CD von Dervoed mit Musik russischer Komponisten ist 2008 bei NAXOS herausgekommen: Koshkin, Rudnev, Orekhov. Jetzt hat der Gitarrist bei dem neuen russischen Label Melodiya-Records eine zweite CD herausgebracht, die spanische „Klassiker“ enthält. Mit der „Fantasia que contrahaze la harpa en la manera de Ludovico“ von Mudarra beginnt er sein Programm, es folgen „Recuerdos de la Alhambra“, „Homenaje“, „Invocación y Danza“ und andere „Flaggschiffe“ des Repertoires.
Michel Cardin spielt Weiss
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Silvius Leopold Weiss (1687–1750)
The Complete London Manuscript
Michel Cardin, Baroque Lute; Christiane Laflamme, Baroque Flute
Aufgenommen zwischen 1992–2004
12CD, Brilliant Classics 95070
… keine Grüße von seinem Alter Ego, dem Gitarristen …
♦♦♦♦♦
Silvius Leopold Weiss gilt als der „bedeutendste Lautenist des Spätbarock“ (Douglas Alton Smith im ersten Band der Ausgabe Sämtlicher Lautenwerke von S. L. Weiss, Frankfurt u.a, 1983). Johann Nikolaus Forkel, der erste Bach-Biograph, lobte die „vortrefflichen und schweren Kompositionen“ aus Weissens Feder, „die in dem ächten und körnichten Geschmack geschrieben sind, wie ungefehr die Clavier-Arbeiten des sel. Joh. Seb. Bach“ (Musikalischer Almanach … auf das Jahr 1782) und nicht einmal der scharfzüngige Kritiker Johann Mattheson (1681–1774), der ansonsten kein gutes Haar an den kompositorischen Leistungen der Lautenisten seiner Zeit ließ, kam nicht umhin, Weiss zu loben: „Wäre die Laute noch ein Kirchen-Instrument, oder würde auf Schau-Plätzen gebraucht, und ich hätte einen braven weltberühmten Virtuosen, wie der Herr Weiß in Dresden ist, wegen seines Spielens meistern, oder den Gebrauch des Instruments gar abgeschafft wissen wollen, so mögte Ursache da seyn, mir (wiewol ohne Schelten) zu widersprechen.“ (Lauten-Memorial 1727).
Und doch: Trotz der Hochachtung, die Weiss und seinem Werk immer wieder aufs neue entgegengebracht worden ist, sollte es lange dauern, bis es Musikern in größerem Umfang in Form verlässlicher Editionen zugänglich gemacht wurde. Für die Verzögerung gab es verschiedene Gründe: Erstens waren die Werke ausschließlich in Handschriften überliefert, die nicht oder nur unzureichend inhaltlich erfasst waren; zweitens waren alle Stücke in Tabulatur aufgeschrieben und drittens für Barocklaute, die selten gespielt wurde.
Das Ding 4
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- Geschrieben von Markus Grohen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Andreas Lutz/Bernhard Bitzel, das DING 4, Kultliederbuch, DIN A5, 430 S., Manching, Edition DUX [D 99], 2014, € 21,80
dies., das DING mit Noten 4, Kultliederbuch, DIN A4, 428 S., Manching, Edition DUX [D9999], 2014, € 31,80
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Selbstbewusst haben die Herausgeber und Verleger von „Das Ding 1–4" ihre Liederbücher als „Kultliederbücher“ bezeichnet, und niemand hat je widersprochen! Die Bücher sind Kult und zwar überall da, wo sie eingesetzt werden!
In Band 4 sind keineswegs die neueren Songs veröffentlicht, er ist also nicht die Fortsetzung von Band 3 in chronologischer Reihenfolge. Hier zunächst das Inhaltsverzeichnis — mehr Empfehlungen kann man kaum geben:
2raumwohnung 36 Grad, A fine Frenzy Almost lover, Abba Lay all your love on me, AC/DC Thunderstruck, Adele Rolling in the deep, Adele Set fire to the rain, Adele Skyfall, Adele Someone like you, Aerosmith Cryin', A-ha Foot of the mountain, Alexander Rybak Fairytale, Alexandra Zigeunerjunge, Alexandra Stan Mr Saxo Beat, Alicia Keys Fallin', Alicia Keys No one, Amy MacDonald Mr Rock&Roll, Amy MacDonald This is the life, Anastacia Sick & Tired, Andrea Berg Du hast mich 1000 Mal belogen, Asaf Avidan & the mojos One day (reckoning song), Ashford & Simpson Solid, Aura Dione Friends, Aventura Obsesion, Avicii Hey Brother, Avicii Wake me up, Beatrice Egli Mein Herz, Beverley Craven Promise Me, Beyoncé If I were a boy, Billy Joel Honesty, Birdy People Help The People, Blues Brothers Soul man, Bob Seger Against the wind, Bob Seger Still the same, Bob Seger We've got tonight, Bob Seger Turn The Page, Bon Jovi You give love a bad name, Bruce & Bongo Geil, Bruno Mars Grenade,
Ricardo Gallén mit Sor
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Fernando Sor: Guitar Sonatas
Ricardo Gallén, Romantic Guitar
Aufgenommen im September 2013
SACD Eudora Records EUD-SACD 1401, im Vertrieb von Challenge Records
… Die neue Aufnahme von Ricardo Gallén ist etwas Besonderes! …
♦♦♦♦♦
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Aufnahmen mit Sonaten von Fernando Sor sind nicht unbedingt etwas Besonderes. Solche Werkzusammenstellungen hat es schon häufiger gegeben – und bieten sie sich nicht regelrecht an? Opp. 14, 15b, 22 und 25 zusammen passen soeben noch auf eine CD und ohne Probleme auf eine SACD (wie bei der vorliegenden Aufnahme mit zusammen knapp 76 Minuten). Außerdem werden formal verwandte Werke von der Plattenindustrie immer wieder gern zu „Zyklen“ miteinander verbunden – auch, wenn sie nichts Zyklisches haben (wie „sämtliche Etüden“, „sämtliche Fantasien“ oder „sämtliche Symphonien“).
Und doch: Die neue Aufnahme von Ricardo Gallén ist etwas Besonderes! Schon für Technik-Besessene: Die SACD ist in DSD256 aufgenommen, dem mit 11,2 MHz höchstauflösenden, verfügbaren Audioformat. Sie ist, damit nicht unterschiedliche Abspielgeräte benötigt werden, ein Hybrid mit gleich drei Versionen der Musik. Man erhält eine Version in herkömmlicher CD-Qualität und jeweils eine in DSD64 Stereo und Surround. Für die beiden DSD64-Versionen braucht man spezielle Abspielgeräte, die CD-Variante erkennt der benutzte Player automatisch. Die Klangqualität der SACD ist makellos – ob sie besser ist, als herkömmliche Aufnahmen und Pressungen, kann nicht entschieden werden.
Das Begleitmaterial: Die Texte für das Booklet (englisch und spanisch) hat Julio Gimeno geschrieben. Er liefert interessante Informationen und, als Abschlusskapitel, einen Exkurs über Sors Gestaltung von Durchführungsabschnitten in Sonatensätzen: „La sección de desarrollo en las sonatas de Sor/The development section in Sor’s sonatas“. Dabei behandelt er die unterschiedlichen Arten der Weiterverarbeitung musikalischer Materialien und die Schwierigkeit, sie auf der Gitarre umzusetzen. Vor allem thematische Verarbeitungen, wie sie zum Beispiel in Klaviersonaten üblich sind, stellen bei der Gitarre vor große Probleme. Sor hat eher harmonisch verarbeitet und weniger thematisch oder im Bereich Kontrapunkt, was Julio Gimeno erklärt und belegt.
Il Spiritillo Brando
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Florilegium
Andrea Falconieri: Il Spiritillo Brando
La Ritirata – Josetxu Orbegón
Stücke von Diego Ortiz (ca. 1510—ca. 1570), Giovanni Battista Vitali (1632—1692), Dario Castello (ca. 1590—ca. 1630), Giuseppe Maria Jacchini (1667—1727), Juan Cabanilles (1644—1712), Bartolomé de Selma y Salaverde (ca. 1580—ca. 1640), Giovanni Gabrieli (1462—1612) … und Andrea Falconieri (1585—1656)
GLOSSA GCD 923101, im Vertrieb von Note 1
… eine bunte Auswahl …
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Andrea Falconieri bezeichnete sich selbst als „Napolitano“, seine Jugend- und Lehrjahre verbrachte er allerdings nicht in Neapel. Als im Januar 1604 der berühmte Santino Garsi starb, wurde Falconieri sein Nachfolger als Virtuose auf Laute, Theorbe und Harfe am herzoglichen Hof in Parma – jedenfalls erwähnt der Herzog höchstselbst in einem Brief einen „Andrea sonatore“. In seinem Buch „Appendice di varii soggetti parmigini“ von 1642 berichtete dann Ranuccio Pico (1568—1644) über den Lebensweg des Komponisten. Aus dessen Notenveröffentlichung:
Il primo libro di canzone, sinfonie, fantasie, capricci, brandi, correnti, gagliarde, alemane, volte per violini e viole, overo altro stromento a uno, due, e tre con il basso continuo, erschienen 1650 in Neapel, stammen Falconieris Kompositionen auf vorliegender CD.
Der Originaldruck des „libro primo“ besteht aus vier Stimmbüchern mit den Bezeichnungen „Canto, Altro Canto, Basso und Basso Continuo“. Keine verbindlichen Angaben, was die Besetzung angeht, keine Aufführungsanweisungen! Die Stücke sind zwar „per violini e viole“ herausgegeben, gleichzeitig heißt es aber, man könne sie auch auf anderen Instrumenten spielen. Der Basso Continuo wird als Basslinie mit gelegentlicher Bezifferung mitgeliefert.
Michelagnolo Galilei: Intavolatura di liuto
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Michelagnolo Galilei: Intavolatura di liuto
Anthony Bailes, lute
Aufgenommen im Juli 2013
Ramée RAM 1306, im Vertrieb von Note-1
… nicht, dass er der Schnellste, Virtuoseste oder Originellste von allen wäre …
♦♦♦♦♦
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Als Vincenzo Galilei, Vater von sechs oder sieben Kindern, im Jahre 1591 starb, wurde sein ältester Sohn Galileo (1564–1642) verantwortlich für die Familie. Er übernahm diese Verantwortung auch ohne Murren – so war der Lauf der Dinge!
Galileo war der Mathematiker, Naturwissenschaftler, Astronom und Philosoph. Das Genie der Familie. Und es heißt, er sei auch ein begabter Musiker gewesen.
Aber Michelagnolo (das ist die Florentiner Schreibweise des Vornamens, Michelagniolo schrieb sich sein Großvater, aber auch Michelangelo kommt vor), geboren am 18. Dezember 1575, 11:25h, war der Sprössling, der die musikalische Tradition der Familie weiterführen sollte. Vater Vincenzo war Musiktheoretiker und Lautenist, Mitglied der Camerata Fiorentina und Autor eines – mindestens, was die musikalische Kunst angeht – in die Zukunft weisenden Buches: „Dialogo della musica antica e della moderna“ (Florenz 1581).
Galileo hat sich nie professionell mit Musik befasst – Kompositionen aus seiner Feder sind jedenfalls nicht überliefert, auch gibt es keine weiteren Berichte, in denen er als Musiker erwähnt würde. Er wurde Lektor in Pisa später Professor für Mathematik an der renommierten und wohlhabenden Universität in Padua, 1610 dann in Florenz. Für seinen Bruder Michelagnolo suchte er nach dem Tod des Vaters eine respektable und auskömmliche Stellung an einem europäischen Hof. In Italien gelang es ihm nicht, auch nicht in Polen, wo Michelagnolo immerhin sechs Jahre verbrachte. Schließlich erhielt er eine Stelle als „Instrumentist“ am Hof Herzog Maximilians I. von Bayern in München.
Michelagnolo heiratete 1608 – von den acht Kindern, die er mit seiner Frau Anna Chiara geb. Bandinelli hatte, reüssierten zwei als Musiker: Vincenzo und Alberto Cesare. Aber die Zeiten waren schlecht. 1618 hatte ein Krieg begonnen, der als „Dreißigjähriger Krieg“ in die Geschichte eingehen sollte, und an diesem Krieg waren die Bayern maßgeblich beteiligt. Als dann Michelagnolo die Idee hatte, seine Lautenstücke in einem gedruckten Buch herauszugeben, rieten ihm viele ab, schließlich musste er die kostspielige Ausgabe finanzieren und das Gehalt, das er von Herzog Maximilian bekam, war, besonders in Kriegszeiten, knapp bemessen.
carpet of leaves
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Peter Söderberg & Erik Peters: On the carpet of leaves illuminated by the sun
Werke von John Cage, James Tenney, Alvin Lucier und Steve Reich
Aufgenommen 2012 und 2013, erschienen 2014
ALICE ALCD028, im Vertrieb von NAXOS Schweden
… ein besonderes Vergnügen …
♦♦♦♦♦
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1. Ein Sinus-Oszillator liefert für 13:49 Minuten einen durchgehenden Ton von 164,8 Hz. Gleiche Frequenz, gleiche Lautstarke. Dazu spielt Peter Söderberg in sehr regelmäßigen Abständen den gleichen Ton auf einer Oud. Auf einer nicht bebündeten Oud. Das Stück „On the Carpet of Leaves Illuminated by the Moon“ von Alvin Lucier lebt davon, dass sich die Töne, die von der Oud geliefert werden, um minimale Intervalle – angegeben sind zwei bis drei Cent – verändern. Diese minimalen Abweichungen addieren sich im Verlauf der Komposition auf einen Ganzton, als 200 Cent, um die die Oud um den Sinuston kreist. Bei zwei so nah beieinander liegenden Schwingungen entstehen Interferenzen, Schwebungen, die der Hörer immer wieder aufs Neue für sich bewerten muss.
2. James Tenneys „Cromatic Canon“ für Laute und Live-Elektronik lebt von phase shifting, einer Technik, die von den amerikanischen Minimalisten „erfunden“ worden ist. Man stelle sich vor, man spiele ein und dieselbe Komposition auf zwei Tonbandmaschinen gleichzeitig ab. Da niemals zwei Bandmaschinen hundertprozentig gleich schnell laufen, ergeben sich nach ziemlich kurzer Zeit klangliche Abweichungen, aus der sich später raffinierte Klangmuster entwickeln … um nach ziemlich langer Zeit für einen Moment wieder zum parallelen Klang zurückzufinden.
3. One7 von John Cage gehört zu den „Number pieces“ des Komponisten, die nach der Anzahl der mitwirkenden Interpreten benannt sind. One7 ist also eine Solokomposition, die hier aber von zwei Musikern realisiert wird – auf einer Gitarre und Live-Elektronik. Es geht um das Erzeugen von zwölf Klängen „for any way of producing sounds“, für die lediglich die zeitliche Abfolge in einer Partitur festgelegt ist. Das Stück ist dreißig Minuten lang und für diese dreißig Minuten wird ein streng gegliederter Ablaufplan geliefert, in den die unterschiedlichen Klangerlebnisse eingetragen sind und der für jede Aufführung neu berechnet wird.
50 x Guitar
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
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50 x Guitar
Eduardo Fernández, Alexandre Lagoya, Ida Presti, Pepe, Celín, Angel und Celedonio Romero
Aufgenommen zwischen 1962 und 1998, erschienen 2014
DECCA 478 6745
… Interpreten erster Güte …
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Dies ist ein Querschnitt durch das Gitarren-Repertoire auf drei CDs. Alles zwischen Bach und Rodrigo. Die Werkauswahl könnte von Andrés Segovia sein, aber der hat schließlich mindestens bis in die siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts bestimmt, was gespielt wurde und was nicht. Einige Stücke sind in der Zwischenzeit aus der Mode (zum Beispiel die Spanischen Tänze von Enrique Granados, auch Dauerbrenner wie „Asturias“ oder „Sevilla“ von Isaac Albéniz), damals aber spielte sie buchstäblich jeder. Andere Kompositionen hat Maestro Segovia links liegen gelassen, darunter das „Concierto de Aranjuez“ und Stücke von Barrios.
CD-3 enthält drei Konzerte von Joaquín Rodrigo, „Concierto de Aranjuez“, „Fantasia para un Gentilhombre“ und „Concierto para una Fiesta“, alle gespielt von Pepe Romero und der Academy of St. Martin in the Fields unter Neville Marriner. Allein wegen dieser CD lohnt sich die Anschaffung des Dreier-Sets. Selten hört man die Rodrigo-Konzerte mit einem so guten Orchester, selten auch mit einem Solisten wie Pepe Romero, der die Werke zelebriert, der sie so sorgfältig phrasiert und akzentuiert, als wären es Solostücke. Selten gehen Solisten in Konzerten mit Orchester so fürsorglich mit dem musikalischen Material um!
Die Aufnahmen der Rodrigo-Konzerte sind zwischen 1976 und 1984 entstanden und haben, mindestens für damals, Pepes Statur als Musiker bewiesen … die ich, wenn es um Solowerke und auch Aufführungen des Familien-Quartetts ging, gelegentlich nicht einmal erahnen konnte. Die „Malagueña“ seines Vaters Celedonio (CD-1) zum Beispiel ist kein Meisterwerk, aber ich habe von Papa Romero andere Opera gehört – gespielt fast immer von Pepe, der sie dazu als Jahrhundertwerke anpries –, die mich gelehrt haben, was „Fremdschämen“ bedeutet. Und doch ist Pepe Romero einer der ganz Großen der Gilde – mindestens war er es! Beweise finden sie in der Anthologie 50x Guitar!
Bardenklänge
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Caspar Joseph Mertz: Barden-Klänge
Graziano Salvoni, guitar
Aufgenommen zwischen Februar und März 2013, erschienen 2014
BRILLIANT Classics (2 CD) 94473
… und dafür kann man nur danken …
♦♦♦♦
Lange ist die Musik von Johann Kaspar, seit Astrid Stempniks Dissertation von 1990 und auch von Graziano Salvoni als Caspar Joseph Mertz (1806–1856) erkannt, als minderwertiger Kitsch abgelehnt worden. Sogar Fritz Buek (Die Gitarre und ihre Meister, Berlin 1926), der ein bedingungsloser Apologet der Gitarre und ihres Repertoires war, meinte: „Es darf nicht außer acht gelassen werden, daß das Wirken von Mertz bereits in die Zeit der Romantik fiel, daß das Klavier damals schon einen bedeutenden Fortschritt in bezug auf den Ton aufzuweisen hatte und daß die Stimmungsmusik schon einen ziemlich breiten Raum innerhalb der Klavierkompositionen einnahm. Sein Stil ist stark von dieser Musik beeinflußt, und indem er diesen Stil der Gitarre anzupassen suchte, gelang es ihm manchmal, wenn auch in bescheidenen Grenzen und mit einfachen Mitteln, Werke zu schaffen, die einer gewissen Genialität nicht entbehren.“ [S. 39] Sehr reserviert!
Seit einigen Jahren aber, seitdem man die Musik von Mertz immer häufiger nicht auf modernen Gitarren, sondern auf Gitarren seiner Zeit spielt, wird die Akzeptanz seiner Musik gegenüber immer größer.
Graziano Salvoni ist auch nicht der erste Gitarrist, der sich den Bardenklängen widmet. Adam Holzman war vor ihm, auch Richard Savino, Francesco Biraghi und einige Kollegen. Sie alle haben aber alle nur jeweils eine kleinere oder größere Auswahl der Bardenklänge in ihre CD-Programme aufgenommen. Dass Simon Wynberg schon in den frühen achtziger Jahren eine groß angelegte (fast Gesamt-) Ausgabe der Werke von Mertz herausgegeben hat (Edition Chanterelle), war fast visionär.
Bei Salvoni, hören wir den kompletten Inhalt der Hefte 1 bis 11 der Bardenklänge. Die Hefte 12 und 13 enthalten Werke von Michal Oginsky (1765—1833) – darunter dessen „Douze Polonaises favorites“, die Mertz für Gitarre übertragen hat. Die Hefte 14 und 15 sind posthum, also nach Mertz‘ Tod im Jahr 1856 herausgekommen. Sie fehlen also, diese Hefte 12 bis 15, an einer Gesamteinspielung … wenn man so will! Im Grunde hat Salvoni den vollständigen Zyklus auf CD vorgelegt, und dafür kann man nur danken.
Klangfarben wie ein ganzes Orchester: Evgeni Finkelstein spielte in Horstmar
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- Geschrieben von Ulrich Coppel
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Konzert von Evgeni Finkelstein am 12. Oktober 2014 in der evangelischen Kirche in Horstmar (Evgeni Finkelstein und Horstmar:) Mit einem Programm aus deutscher, italienischer und französischer Barockmusik unterstrich der russische Gitarrist Evgeni Finkelstein wieder einmal seine herausragende Stellung unter den zeitgenössischen Konzertgitarristen. In der gut besuchten evangelischen Kirche im münsterländischen Horstmar erklangen selten dargebotene Werke von Giovanni Zamboni, Jean de Sainte-Colombe, Carl-Friedrich Abel, Marin Marais, Antoine Forqueray und Johann Sebastian. Doch mit den ausnahmslos selbst erstellten Transkriptionen der Werke für Laute, Gambe und Cembalo setzte Finkelstein darüber hinaus Maßstäbe in puncto historischem Klang und Werktreue. Manch einer traute seinen eigenen Ohren nicht! Klang da wirklich „bloß“ eine Gitarre?
Wer, wie Finkelstein selber auch, während der musikalischen Vorträge die Augen schloss und die Ohren weit öffnete, der hörte in der anfänglichen Sonate Nr. 8 von Giovanni Zamboni ganz deutlich den charakteristischen „Campanella“-Klang einer Laute, bei dem sehr kleine Intervalle zu Miniclustern verschmelzen und feinste Dissonanzen ein schwebendes Klanggefühl erzeugen. Jean de Sainte-Colombe, Antoine Forqueray, Marin Marais und Carl Friedrich Abel waren hingegen bedeutende Gambisten, die zum Teil am Hofe Ludwig XIV beschäftigt waren. Mühelos vermochte Finkelstein die nicht selten flächigen Melodiestimmen der Sonate Jean de Sainte-Colombe mit seiner „Ramirez“-Gitarre in der einer Intensität eines ganzen barocken Streichorchsters klingen zu lassen, währenddessen das zarte Continuo fein wie eine einzige Gambe erklang. In Johann Sebastian Bachs „Andante“ aus der Sonate für Cembalo, BWV 964 meinte man hingegen sogar unterscheiden zu können, wann das Cembalo mit, und wann ohne Lautenzug gespielt wurde – und das alles auf nur einer einzigen Gitarre! Finkelstein hauchte dem Meisterwerk einen ruhigen, aber stringenten Puls ein.
Weiterlesen: Klangfarben wie ein ganzes Orchester: Evgeni Finkelstein spielte in Horstmar
Mieneke van der Velde mit Marin Marais
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Marin Marais: Images
Mieneke van der Velde, Viola da Gamba; Fred Jacobs, French Theorbo
Werke von Marin Marais, Etienne Le Moine und Robert de Visée
Aufgenommen im Mai 2011, erschienen 2013
RAM 1205, im Vertrieb von Note-1
… so belgisch, belgischer geht‘s nicht …
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Marin Marais (1656–1728) war Gambist am Hof Ludwigs XIV. in Paris. Nein, mehr: Marais war die zentrale Figur des französischen Gambenspiels seiner Zeit. Was das Komponieren angeht, war er Schüler von Jean-Baptiste Lully und hat vier Opern geschrieben, ein Te Deum, Konzerte … in Erinnerung geblieben ist er aber wegen seiner Gambenmusik, die zwischen 1686 und 1725 in fünf Bänden erschienen ist: über 550 Kompositionen für jeweils eine oder mehrere Gamben mit basso continuo.
Es waren vornehmlich Suiten, die Marais veröffentlicht hat, Folgen von Tanzsätzen mit den herkömmlichen Einzelsätzen wie Courante, Sarabande und Gigue, aber auch Novitäten wie „Tombeaux“ und „Pièces de Charactère“, wie Marais Sätze wie „Le Troilleur“ oder „La simplicité paysane“ genannt hat. Diese Kompositionen, die formal frei angelegt sind, sind Programmmusik oder enthalten einfach nur lautmalerische Elemente wie etwa die Nachahmung einer Musette (eines Duckelsacks, wenn es um bäuerliche Szenen geht) oder auch sehr gezierte wie in „La Fière“ (die Stolze).
Diese Musik hat etwas durch und durch Elegantes und, wenn man sie in einer Interpretation wie der jetzt vorliegenden hört, sehr Sinnliches. Alte Musik? Verstaubt oder in Formalin? Dass ich nicht lache! Dies ist vitale, lebendige, in allen Farben schillernde, Musik fürs Sentiment … und keineswegs nur für den Verstand! Das „Ballet en rondeau“ gleich in der ersten Suiten-Zusammenstellung, bei Marais schlicht als „Pièces en rè mineur“ bezeichnet, zum Beispiel hat etwas sehr Kurzweiliges, Witziges und … na ja … irgendwie Keckes, Freches. Das Ganze wird dann durchbrochen von Virtuosem, von spielerischen Elementen, die nie prahlerisch wirken sondern irgendwie beifällig zwischendurch extemporiert werden. Wie das Ausatmen oder wie ein „Voilà!“.
Es ist, zugegeben, überfordernd zu behaupten, eine moderne Interpretation eines Stücks der Alten Musik sei belgisch. Aber das, was Mieneke van der Velden hier spielt, ist so belgisch, belgischer geht‘s nicht.
Klemm über Beethoven
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Florilegium
Klemm, Hans Georg, „Echte Kunst ist eigensinnig!“ – Das Leben des Ludwig van Beethoven, Darmstadt 2011, WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), ISBN 978-3-534-24418-8, € 19,90
„Es ist eine Nacht im Dezember. Vom blauschwarzen Himmel leuchten die Sterne hernieder und spiegeln sich in dem still und mächtig strömenden Rhein. In tiefem Schlummer liegt Bonn, die alte Residenzstadt der kölnischen Erzbischöfe“ … dies ist nicht das Entree zu Klemms Beethoven-Biographie, könnte es aber sein! So beginnt vielmehr der zweibändige Roman „Beethoven“ von Felix Huch von 1927 bzw. 1931, den Klemm (mit falschem Erscheinungsjahr übrigens) in das Literaturverzeichnis seines Buches aufgenommen hat. Nicht verzeichnet ist dort die neuere und neueste Fachliteratur – weder die Neuausgaben von Briefen und Dokumenten, noch Literatur zur Biographie des Komponisten oder zu seinen Werken … sieht man von einer Handvoll rundum informierender Publikationen wie dem „Beethoven-Lexikon“ (Laaber 2008) ab.
Woher Klemm sein Wissen über Beethovens Vita, das er beredt vor seinen Lesern ausbreitet, geschöpft hat, darüber hüllt er sich in Schweigen: keine Anmerkungen, keine Nachweise! Zwar beteuert er im Nachwort, er habe für sein Buch „all das herangezogen, was geeignet schien, ein lebensnahes Portrait Beethovens und seiner Zeit zu schaffen, darunter eben auch Anekdotisches, dessen Wahrheitsgehalt kaum mehr überprüfbar ist“ [S. 132], aber reicht das?
Seine Beethoven-Biographie beginnt Klemm so: „Es ist eine kalte Dezembernacht, als die kleinen, pechschwarzen Augen sich zum ersten Mal öffnen und doch nur wenig vom Licht der Welt erblicken. Denn finster ist es in der winzigen niedrigen Dachstube.“ Ganz am Schluss, in einem Postskriptum, gibt er [Klemm] dann zu: „Um ehrlich zu sein: Auch [!] am Anfang dieses Buches stand nicht unbedingt die Wahrheit […] Denn ob es wirklich frostig war am Tag der Geburt im Dezember 1770, ist unbekannt. Man weiß nicht einmal, ob das Kind in der Nacht oder am Tag geboren wurde.“ Na ja!
Siebenzueins!
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- Geschrieben von Redaktion
- Kategorie: Florilegium
Die 32 Nationalhymnen zur Weltmeisterschaft in Brasilien
Slovak Radio Symphony Orchestra, Slovak State Philhamonic: Peter Breiner
NAXOS 8.552014
Ohnehin sind die Deutschen die wahren Brasilianer … schrieb der Wiener Kurier am Tag danach. Nach dem 7:1 zwischen der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft und der von Brasilien am 8. Juli 2014. Für die Brasilianer war die WM damit zu Ende – obwohl sie sich eigentlich auf einen längeren Aufenthalt eingestellt hatten.
Jetzt wurden nur noch drei Nationalhymnen gespielt: die von Argentinien, Deutschland und die der Niederlande – am Beginn der WM-Endrunde waren es 32. Italien flog schon in der Gruppenphase raus, ebenso Spanien und England. Auch Portugal. Dafür kamen Costa Rica, Kolumbien und sogar die USA weiter, wo bis vor ein paar Jahre nicht einmal bekannt war, dass Fußbälle rund sein können. Die Marseillaise würde man also nicht mehr hören, auch nicht die Nationalhymne Spaniens … die keinen Fußballer in Verlegenheit bringt, weil sie nämlich keinen offiziellen Text hat. Muss niemand mitsingen!
NAXOS bringt seit einigen WMs und EMs Aufnahmen mit allen relevanten Nationalhymnen heraus, gespielt von Symphonie-Orchestern und nicht von Blaskapellen. Das ist korrekter und weniger emotional. Wir werden sehen, welche Hymnen am Schluss gespielt werden! Die holländische vielleicht?
Die Niederländische Hymne wird seit dem 16. Jahrhundert gesungen, offiziell ist sie aber erst 1932 als Nationalhymne eingesetzt worden. Erstmalig veröffentlicht wurde sie 1626 von Adrian Valerius in seinem „Neder-Landtschen Gedenck-Clanck“ und zwar – Achtung! – mit Harmonisierungen „vande Luyt ende Cyther“ [für Laute und Zister], notiert in den jeweiligen Tabulaturen.
Portuguese Barroque Villancicos
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Évora: Portuguese Baroque Villancicos
A Corte Musical, Rogério Gonçalves
Aufgenommen im März 2013, erschienen 2014
PAN Classics PC 10304, Im Vertrieb von Note-1
… Endlich, endlich können Musiker, wenn sie Alte Musik spielen, aus dem Bauch agieren …
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Der spanische Begriff „Villancico“ ist abgeleitet von „villano“ (= der Bauer). Was liegt näher, als hinter Kompositionen, die in Spanien als Villancicos bezeichnet worden sind, weltliche, vielleicht auch einfache wenn nicht bäuerliche Kompositionen zu erwarten? Die ursprünglichen Villancicos haben dieser Erwartung auch entsprochen – nicht aber die, die wir auf dieser CD von Corte Musical hören. Weltlich sind sie nicht durchgängig, auch nicht einfach strukturiert und schon gar nicht bäuerlich. Die (katholische) Kirche hat sich im 17. Jahrhundert die Volkstümlichkeit des Villancicos zunutze gemacht und immer mehr dieser Gesänge mit Texten, die zum Teil lokale Bezüge hatten oder sogar extemporiert wurden, in ihre Messen aufgenommen. Heute, wo die eigentliche Tradition des Villancico-Singens in Volk und Kirche nicht mehr gepflegt wird, steht der Terminus für Weihnachtslieder.
Es sind keine spanischen Kompositionen, die A Corte Musical vorführt … oder doch? Als die Tradition der Villancicos in Portugal entstand, bildeten Spanien und Portugal politisch eine Einheit, die unter der Herrschaft der Habsburger stand. Das war 1580 und wurde besiegelt durch die Schlacht von Alcântara, heute ein Stadtteil von Lissabon. König Felipe II. von Spanien, ältester Sohn des Habsburger Kaisers Karl V., wurde anschließend als Felipe I. auch König von Portugal.
Die Zeit des Zusammenschlusses von Spanien und Portugal sollte nicht lange dauern – sechzig Jahre, um genau zu sein – aber in dieser Zeit fand ein kulturell höchst fruchtbarer Austausch zwischen den ehemaligen Nachbarländern statt. Es war nämlich die Zeit, die von den Spaniern als „Siglo de Oro“ bezeichnet wurde und wird, als Goldenes Zeitalter. Ihrem Land ging es wirtschaftlich sehr gut, gleichzeitig blühte das kulturelle Leben in einem kaum erwarteten Maß.
Ein Strauß zum Muttertag!
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Konzert am 11. Mai 2014, 11 Uhr; WDR, Großer Sendesaal, Wallrafplatz, Köln
Acht Brücken – Musik für Köln
(WRO) WDR Rundfunkorchester Köln; Leitung Frank Strobel; Solisten: Evelyn Glennie, Schlagwerk; Thorsten Drücker, E-Gitarre
Werke von Eduard, Johann und Josef Strauß, Michael Daugherty, Carl Michael Zierer
Sendung: WDR3, Mo. 12. Mai 2014, 20:05h
… Chapeau! …
Am 11. Mai 2014 war Muttertag … und so begann das wie immer exzellent und festtäglich aufgelegte WDR-Rundfunk-Orchester (WRO) mit Polka und Walzer der Brüder Eduard (1835—1916) und Josef Strauß (1827—1870).
Nun hatte die Konzertreihe „Acht Brücken“ in diesem Jahr allerdings unter der Überschrift „Im Puls“ die Technisierung der Gesellschaft zum Thema. Dazu Louwrens Langevoort, Festivalleiter und Intendant der Kölner Philharmonie im Programmheft: „Anfang des 20. Jahrhunderts führten rasante Fortschritte in Wissenschaft und Technik zu einer Mechanisierung weiter Teile der Industrie. Eine euphorische Technik-Liebe breitete sich aus, die sich auch im Kunstbegriff und im Kunstschaffen niederschlug. Im Bereich der Musik hieß das: Struktur, Takt und Rhythmus gewannen an Bedeutung. Apparaturen, die Musik erzeugten, mechanische Tonwiedergaben wurden entwickelt und hielten in den künstlerischen Prozess Einzug.“
Und tatsächlich: Selbst die Vertreter der Wiener Walzer-Fraktion haben sich zum technischen Fortschritt bekannt … wenn auch zu einem zunächst bescheidenen aber dennoch folgenreichen. Das WRO unter Frank Strobel spielte von den Strauß-Söhnen erst die Schnellpolka „Hectograph“ von 1880 (Eduard) und dann den Walzer „Die Industriellen“ (1864, Josef Strauß).
Hektographen (wörtlich „Verhundertfacher“) waren die Kopiergeräte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Folgenreich sollte ihre Erfindung dadurch werden, dass sie erlaubten, für wenig Geld und ohne großen technischen Aufwand einfache Zeitschriften oder Pamphlete herzustellen. Zum Beispiel waren die Flugblätter der „Weißen Rose“ um die Geschwister Scholl hektographiert. Folgen hatte die Erfindung auch für Generationen von Schülern, die ab sofort mit hektographierten Unterrichtsmaterialien bei (guter oder schlechter) Laune gehalten wurden.
Der Walzer „Die Industriellen“ von Josef Strauss ist frei von Gesellschaftskritik, heißt auch nicht „Die Bonzen“ und überhaupt: Die Mitglieder der Walzerkönig-Familie Strauß waren keine Sozialisten. Johann und seine drei Söhne hatten international Erfolg und die feine, wenn nicht gar die Imperiale Wiener Gesellschaft gehörte zu ihrer Kundschaft.