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Metaphysical Tobacco
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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The Tudors: Metaphysical Tobacco
Songs and Dances by Dowland, East & Holborne
Musica Reservata, Michael Morrow; Purcell Consort of Voices, Grayston Burgess
Aufgenommen im Oktober 1967, erschienen 1968, Neuausgabe 2015
DECCA Eloquence 480 7740, im Vertrieb von Klassik Center Kassel
… Viel Pathos, viel Akademie, wenig Leben! …
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Die Aufnahme für diese CD stammt aus einer Zeit, als „Alte Musik“ noch ein Programm für Spezialisten war. Das war vor Leonhardt und Harnoncourt … aber immerhin zu Zeiten von Julian Bream mit seinen epochemachenden Aufnahmen zusammen mit Peter Pears und von Alfred Deller, der sich als Counter-Tenor sehr um das englische Repertoire des Barock verdient gemacht hat.
Vor uns liegen nun „Songs and Dances by Dowland, East and Holborne“ und zwar in Besetzungen, die damals, vor fast fünfzig Jahren, eher gepflegt wurden, als heute. Seit der ersten LP, die Julian Bream und Peter Pears im Jahr 1955 aufgenommen haben (DECCA LW 5243), waren Lautenlieder immer wieder in Konzerten und auf LP/CD zu hören, und zwar vornehmlich (bis ausschließlich) in der Besetzung Tenor und Laute, gelegentlich aber auch mit Begleitung einer Gitarre oder mit Sopranstimmen. Die Möglichkeiten, die beispielsweise folgende Besetzungsangabe in John Dowlands „First Booke of Songes or Ayres“, bietet, blieben dabei weitgehend unbeachtet: „So made that all partes together, or either of them severally may be song to the Lute, Orpherian or Viol de gambo.“
Salvoni spielt Mertz: Dances, Nocturnes, Etudes
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Caspar Joseph Mertz
Dances, Nocturnes, Etudes for six-string guitar
Graziano Salvoni, Gitarre
Aufgenommen März–April 2013, erschienen 2014
Gitarre: Johann Anton Stauffer 1827
2 CDs BRILLIANT CLASSICS 94653
… mit allem gebotenen Respekt …
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Über Graziano Salvoni und seine Bemühungen um Caspar Joseph Mertz konnten Sie hier schon lesen. Was uns bei Erscheinen der ersten Besprechung nicht bekannt war, ist, dass Graziano direkt anschließend an die erste Doppel-CD mit Bardenklängen eine zweite Sammlung mit Werken von Mertz aufgenommen hat: Dances, Nocturnes, Etudes. Hier ist sie!
Die Tänze, Nocturnes und Etüden sind, nach Opusnummern sortiert, ins CD-Programm aufgenommen worden. Es beginnt folglich mit op. 1: „Verlands Blüthen – Originelle Ungarische“. Beinahe wäre ich über diesen kryptischen Titel gestolpert und hätte aus „Verlands Blüthen“ „V[at]erlands Blüthen gemacht – hätte die Schuld für das Missverständnis also dem Notenstecher oder dem Verleger in die Schuhe geschoben. „Die beiden Buchstaben [at] sind einfach vergessen oder vom Notenstecher übersehen worden!“
In beiden großen europäischen Sammlungen mit Gitarrenmusik, der Rischel- und Birket-Smith Sammlung in Kopenhagen und der Boije-Sammlung in Stockholm, befinden sich Exemplare der Erstausgabe des Stücks und beide heißen (natürlich!) „Vaterlandsblüthen“ (s. beiliegend ein Faksimile). Graziano Salvonis Versuch einer Übersetzung des missglückten Titels entlarvt ihn dann: „In Op. 1, Verlands Blüthen [sic] – Originelle Ungarische (The Land’s Temperaments – Original Hungarian), the spirit of Hungarian music is wonderfully rendered in six dances …“ [S. 7] Er hat den falschen Titel ins Spiel gebracht und bis zum Schluss verteidigt. Einen Redakteur für Booklets scheint es beim Label nicht zu geben und so ist der Name veröffentlicht worden und – jetzt wird’s tragisch! – in unzählige Internetseiten gerutscht. Dort gibt es jetzt ein Werk von Mertz mit dem Titel „Verlands Blüthen“. Googeln Sie mal Verlands Blüthen!
Weiterlesen: Salvoni spielt Mertz: Dances, Nocturnes, Etudes
John Williams und Richard Harvey auf Tour
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Message to the Future
John Williams & Richard Harvey’s World Tour
The Closing Performance, EXPO 2005 Aichi/Japan
Werke von Turlough O‘Corolan, Bach, Piazzolla, van Eyck, Pedro Elias Gutierrez, Harvey u.a.
Aufgenommen am 21. September 2005, erschienen 2009
DVD ALTUS RECORDS ALU0008, Im Vertrieb von NAXOS
… dürftig …
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Nein, John Williams hat mit Richard Harvey keine Welttournee hinter sich, deren Programm jetzt als DVD vermarktet werden soll. Die beiden Musiker haben auf der EXPO 2005 in Aichi in Japan ein Weltmusik-Programm gespielt und dieses Programm liegt jetzt als DVD vor. Gespielt wird auf fünfzehn verschiedenen Instrumenten – Williams spielt Gitarre und Richard Harvey die anderen vierzehn, darunter verschiedene Flöten, Klarinette, Mandoline, verschiedene Schlaginstrumente.
Und was haben die beiden gespielt? Irgendwas zwischen Semi-Klassik und Semi-Folklore, zwischen Bach und Piazzolla, zwischen Hollywood und Kelly-Family. Williams und Harvey sind erstklassige Musiker, zweifellos, aber das Programm, das sie für das Konzert zur Weltausstellung 2005 zusammengestellt haben, ist dürftig, zusammengewürfelt aus dem, was gerade auf dem Notenständer stand. Was Harvey alles an Klängen zaubern kann, ist schon faszinierend, auch, dass John Williams das Präludium der ersten Cellosuite BWV 1007 von Johann Sebastian Bach immer noch kann. Bravo!
Invitation Française
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Quatuor Eclisses: Invitation Française
Werke von Saint-Saëns, Debussy, Fauré, Ravel und Bizet
Aufgenommen im August 2014, erschienen 2015
AD VITAM RECORDS AV150715
… Die Einladung dieses Ensembles sollten Sie jedenfalls annehmen! …
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Die fünf an diesem Programm beteiligten Komponisten entstammen einer Generation:
Saint-Saëns (1835–1921): „Danse Macabre“ von 1875
Bizet (1838–1875): Auszüge aus „Carmen“ von 1875
Fauré (1845–1924): „Barcarolle Nº 1“von 1880
Debussy (1862–1918): „Suite Bergamasque“von 1890
Ravel (1875–1937): „Alborada del gracioso“ von 1905
Sie alle sind entweder in Paris geboren oder haben lange dort gelebt und gearbeitet. Paris war zu ihrer Zeit die kulturelle Hauptstadt Europas, hier wurde man Zeuge großer Umwälzungen und Entdeckungen, hier wurde die Moderne geboren.
Der Name Maurice Ravels steht auf dem Programm ganz oben. Von ihm wird gegeben: „Alborada del gracioso“ („Morgenlied des Narren“) aus dem Zyklus „Miroirs“ („Spiegel“), das Ravel 1919 wie den Satz „Une barque sur l’ocean“ („Eine Barke auf dem Ozean“) zusätzlich zur originalen Klavierversion orchestriert hat. In dieser Fassung ist „Alborada del gracioso“ schließlich berühmt geworden und heute noch ein beliebtes Repertoirewerk. Die ursprüngliche Version für Klavier ist spieltechnisch außerordentlich anspruchsvoll und war vielleicht daher nicht nachhaltig erfolgreich. Bei YouTube kann man eine Aufnahme des Stücks mit dem West-Eastern Divan Orchestra unter Daniel Barenboim hören (London, Proms, 2014) und sich von der Wirkung des Werks überzeugen. Diese Aufnahme hat heute eine nicht vorhergesehene Aktualität, die ich erwähnen möchte. Das Orchester besteht nämlich aus jungen Israelis, Palästinensern und Arabern und wirbt nicht nur für die wunderbare Musik, die es macht, sondern auch für den bedingungslosen und unbelasteten Umgang, den man miteinander pflegt. Chapeau! Ich habe Barenboim mit dem Orchester vor einigen Monaten in der Kölner Philharmonie gehört und dort gab es Beethoven – es war nicht nur eine wunderbare Begegnung auf menschlicher Ebene, es war ansteckend vitale Musik wie auch in der Aufnahme von „Alborada del gracioso“.
Ekachai Jearakul gewinnt GFA Competition
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
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Laureate Series – Guitar
Ekachai Jearakul, 2014 Winner Guitar Foundation of America (GFA) Competition
Werke von Weiss; Mertz, Berkeley, Legnani, Brouwer und H.M. King Bhumipol
Aufgenommen im November 2014, erschienen 2015
Gitarre: Matthias Dammann
NAXOS 8.573481
… Musiker mit enormem Potential …
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Ekachai Jearakul spielt kraftvoll und virtuos; klanglich ausgewogen und kulinarisch … aber leider, seine Musik wirkt irgendwie seelenlos und weit entfernt von dem, was die Stücke seines Programms versprechen. „Wie am Schnürchen“ läuft die Musik an einem vorüber, als Töne sozusagen, die wie Perlen zu einer Kette zusammengefügt sind … nur sind es gleichgroße Perlen, die eher amorphe Reihen ergeben, als organisch gewachsene Musik. Er gehört nicht zu der Spezies Jungvirtuosen, die sich gockelhaft in ihrer eigenen Behändigkeit suhlen; auch nicht zu denen, die im selbst erzeugten und dosierten Wohlklang baden. Keineswegs! Aber Ekachai Jearakul ist nicht wirklich präzise, was, Akzentuierungen und Phrasierungen angeht. Zu oft lässt er seine Interpretationen von Aspekten der spieltechnischen Machbarkeit beeinflussen oder gar bestimmen; zu oft spielt er beispielsweise schneller, wenn’s das Stück hergibt.
The Galant Lute
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Vinícius Perez
The Galant Lute
Werke von Haydn, Kohaut, Mozart und Scheidler
Aufgenommen im Mai 2015
KLANGLOGO KL1515, im Vertrieb von NAXOS
… Seine Debüt-CD jedenfalls sollten Sie sich gönnen! …
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Diese CD nimmt für sich ein, bevor man einen Ton gehört hat! Als Titelbild ist nicht eines der überstrapazierten Lautenbilder von Caravaggio oder Bernardo Strozzi, um nur Bespiele zu nennen, verwendet worden, sondern ein Gemälde, das weitgehend unbekannt ist. Es heißt „Lady with a Lute“ und ist von Thomas Wilmer Dewing aus dem Jahr 1886 [!]; Lautenmusik der galanten Zeit ist verschiedentlich schon aufgenommen worden … nur hat sie bisher keiner im Titel der daraus entstandenen CDs auch so genannt. Die hießen eher „Spätbarocke Lautenmusik“ oder ähnlich; Und außerdem: Der Solist ist eine bisher unbekannte Größe im internationalen Geschäft und allein daher von Interesse. Außerdem kommt er aus Brasilien – für mich bisher kein „sicheres Herkunftsland“, was Lautenisten angeht!
Was ist überhaupt eine galante Laute – so heißt die CD schließlich? Ein solches Instrument hat es, genau genommen, nie gegeben. Ein „Galant Homme“ zu sein galt hingegen im 18. Jahrhundert als äußerst erstrebenswertes Ziel … dabei wusste niemand genau, was damit gemeint war. Christian Thomasius („Von [der] Nachahmung der Franzosen“, Leipzig 1687) beklagte sogar, das Wort galant sei „bey uns teutschen so gemein und so sehr gemißbraucht worden, daß es von Hund und Katzen, von Pantoffeln, von Tisch und Bäncken, von Feder und Dinten, und ich weiß endlich nicht, ob nicht auch von Äpffel und Birnen zum öfftern gesagt wird. So scheinet auch, als wenn die Frantzosen selbst nicht einig wären, worinnen eigentlich die wahrhafftige galanterie bestehe …“
Bald ist Weihnachten!
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- Geschrieben von Markus Grohen
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Sebastian Müller (Hrsg.)
Das Weihnachtsliederbuch für Alt und Jung
70 leicht arrangierte Weihnachtslieder für Gesang und Gitarre
Mainz u.a., 2014, Schott
ED22026, ISBN 978-3-7957-4904-0, € 14,99
Über das Fetenbuch für Alt und Jung ist hier schon berichtet worden. Jetzt steht das Fest vor der Tür (gemeint ist nicht der 11.11.!) … und damit wird das Weihnachtsliederbuch, das schon vor einem Jahr erschienen ist, hier aber nicht besprochen werden konnte, wieder aktuell. Die Ausstattung ist die gleiche, wie bei den Fetenliedern, das Programm umfasst die deutschen Traditionals wie „Alle Jahre wieder”, „Am Weihnachtsbaume, die Lichter brennen” oder „Es ist ein Ros' entsprungen”, dazu aber auch die neudeutschen Christmas-Songs: „Happy Xmas”, „Jingle Bells” oder „Rudolph, The Red-Nosed Reindeer”. Alles, was man braucht!
Tampalini spielt Tárrega
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Francisco Tárrega: Guitar Edition
Giulio Tampalini
Aufgenommen im März 2014, erschienen 2015
Gitarre: Philip Woodfield 2010
BRILLIANT CLASSICS 4 CD 94336
… eloquent und in purstem Wohlklang …
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CD bei Amazon bestellen?
Dies ist nicht die erste Einspielung sämtlicher Werke von Francisco Tárrega – und es ist nicht einmal die erste von Giulio Tampalini. Er selbst hat, so heißt es im Booklet, im Jahr 2003 schon einmal alles eingespielt, was damals von Tárrega bekannt und verfügbar war (Francisco Tárrega, Complete Works for Guitar, Concerto Editions CD2001-2), gut elf Jahre vor der jetzt vorliegenden neuen Edition. Damals, 2003, waren es zwei CDs, jetzt sind es vier. Hinzugekommen sind Transkriptionen: Chopin, Schumann, Beethoven, Schubert, Bach, Mozart, Haydn, Händel, Mendelssohn, Bizet, Wagner und diverse andere.
Die beiden ersten CDs der neuen Aufnahme (Originalkompositionen) enthalten – wie kann es anders sein – weitgehend die gleichen Stücke wie die CDs von 2003. Ein paar sind anders einsortiert, zugeschrieben oder kommentiert; einige Trouvaillen der letzten Jahre, sind hinzugekommen.
Francisco Tárrega hat nur für Gitarre komponiert. Er hat auch viele Stücke, die eigentlich von anderen Komponisten für andere Besetzungen geschrieben waren, für sein Instrument eingerichtet – und das oft, ohne expressis verbis anzugeben, dass es sich um Transkriptionen handelte und wer die Urheber der jeweiligen Originalwerke waren. Dass beispielsweise Tárregas Prelude „Oremus“ „eigentlich“ von Robert Schumann stammt und bei diesem „Phantasietanz“ (op. 124, Nº 5) geheißen hat, ist erst lange nach Tárregas Tod bekannt geworden. Angelo Gilardino, der Autor des sehr informativen Begleittextes zu der CD-Sammlung von Tampalini, berichtet weiter von Tárregas „Jota aragonesa“, von „La Cartagenera (sobre temas populares murcianos)“ oder der „Fantasía sobre motivos de La traviata.“ Auch bei diesen Werken von Tárrega haben Kollegen mitgearbeitet.
La guitarra dels Lleons
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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La guitarra dels Lleons
Xavier Díaz-Latorre, guitarras; Pedro Estevan, percussión
Werke von Isaac Albéniz, Gaspar Sanz, Fernando Sor, Santiago de Murcia und Francisco Guerau
Aufgenommen zwischen 2011 und 2013 im Museu de la Música de Barcelona
Gitarren von Antonio de Torres; anon. Guitarra de los Leones ca. 1700; Josef Pagés; anon. Guitarra italiana ca. 1700 (alle Instrumente aus dem Besitz des Museu de la Música de Barcelona
CANTUS C9623, im Vertrieb von Note-1
… Die Gitarren sind die Stars! …
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Vor ein paar Tagen ist hier die Besprechung einer CD mit Musik von Gaspar Sanz veröffentlicht worden. Als Resümee hieß es an deren Ende: „So geht Alte Musik!“ Die Interpreten waren Xavier Díaz-Latorre und Pedro Estevan. Gespielt haben sie auf Rekonstruktionen historischer Instrumente.
Die gleichen Interpreten haben auch die „heutige“ CD eingespielt … und die hat’s in sich! Das Programm beginnt mit einem Schlachtschiff des internationalen Gitarrenrepertoires, einem Schlachtschiff zudem, das ursprünglich nicht für Gitarre, sondern für Klavier komponiert worden ist: „Asturias“ von Isaac Albéniz … oder „Leyenda“? Auch zum Thema Fernando Sor werden Alte Kameraden herbeizitiert: Mozart-Variationen und – nun gut, das ist eine nicht ganz so oft gehörte Preziose – „Marlbrough s'en va-t-en guerre“ op. 28. Dazwischen Sanz, Santiago de Murcia und Guerau!“
Warum hat es diese CD nun „in sich“? Was ist speziell? Freilich nicht das Repertoire!
Soundboard, Ausgabe XLI/2015/Nº 2, „Iran and the Guitar“ und Soundboard Scholar, Nº 1/2015
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- Geschrieben von Redaktion
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Die nachfolgenden Bemerkungen zu den Ausgaben von Soundboard XLI/2015/Nº 2 verstehen sich nicht als Rezensionen! Es sind ausschließlich knappe Zusammenfassungen des Inhalts der Hefte. Soundboard und Soundboard-Scholar können hier bestellt oder abonniert werden: www.guitarfoundation.org
[Hier eingegangen: 2015/10/16]: Soundboard, Ausgabe XLI/2015/Nº 2, „Iran and the Guitar“
Die Besonderheit dieser neuesten Ausgabe der Zeitschrift „Soundboard“ ist, dass sie zusammen mit der ersten Ausgabe der neuen Zeitschrift „Soundboard Scholar“ geliefert wird. Soundboard Scholar erscheint jährlich und ist ein „Peer-Reviewed Journal of Guitar Studies“, also eine Zeitschrift, die nur wissenschaftlich orientierte Artikel zum Thema Gitarre enthalten soll. Die einmal jährlich erscheinende Ausgabe von „Soundboard Scholar“ ist im Abonnement auf Soundboard enthalten.
Die reguläre Ausgabe von Soundboard enthält verschiedene Beiträge zum Thema „Iran and the Guitar“. Robert Ferguson, der momentane Chefredakteur der Zeitschrift, erklärt, warum ihn gerade die musikalische Entwicklung im Mittleren Osten und da besonders im Iran besonders interessiert. Er spricht über Mesopotamien und die historische Bedeutung dieses vorderasiatischen Landes für die Entwicklung westlicher Musik und westlicher Musikinstrumente. Dass der Landstrich, der als Zweistromland oder Mesopotamien in die Geschichte eingegangen ist, heute fast deckungsgleich mit dem Irak ist und dass amerikanische Präsidenten (Bush & Bush) gegen dieses Land und auf seinem Territorium zwei Kriege geführt haben, erwähnt er nicht … und das gehört vielleicht tatsächlich nicht hierher.
Boccherini G451 und G448
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
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Luigi Boccherini: Guitar Quintets‘
José Miguel Moreno, La Real Cámera
Aufgenommen im Juni 2000, erschienen 2024
Sechschörige Gitarre: (Instrumentenbauer nicht angegeben)‘
GLOSSA cabinet GCD C80305, im Vertrieb von Note-1
… höchst vergnüglich! …
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Es gibt viele Aufnahmen der Gitarrenquintette von Boccherini auf dem internationalen Schallplattenmarkt. Emilio Moreno, Geiger und Bruder des beteiligten Gitarristen, meint im Booklet vorliegender CD, die LP von Narciso Yepes mit dem Cuarteto Clásico de Madrid de Radio Nacional de España aus dem Jahr 1960 (Zafiro Z-L 31) sei „eine der ersten“ gewesen und speziell diese LP hätte für die Brüder insofern besondere Bedeutung gehabt, als ihr Vater, der Geiger Emilio Moreno, an dieser Aufnahme beteiligt gewesen sei.
Aber freilich sind die Aufnahmen, um die es hier geht, weitaus jünger, als die von Narciso Yepes und seinen Kammermusik-Partnern. 2014 sind sie erschienen, aufgenommen wurden sie schon im Jahr 2000. Vor fünfzehn Jahren! Die technische Qualität ist exzellent, auch die musikalische.
Jan Depreter spielt alles von Joaquín Turina
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- Geschrieben von Tom Michels
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Joaquín Turina: Complete Guitar Music
Jan Depreter, Guitar
Aufgenommen im Januar 2015
Gitarre: Romanillos
Brilliant Classics 94973
… selbstverständlich makellos, klangschön und sicher …
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Joaquín Turina (1882–1949) wurde in Sevilla geboren und hat, so sein Biograph Federico Sopeña Ibáñez, seine Heimatstadt nie verlassen – auch, wenn er im Alter von zwanzig Jahren fortgezogen ist und nie wieder in Sevilla gelebt hat. Turina lernte Klavier und konnte früh Erfolge als Pianist feiern. Mit der Partitur seiner ersten Oper „La sulamita“ unter dem Arm ging er – gerade achtzehnjährig – nach Madrid, um dort sein Glück zu versuchen. Aber als junger Musiker aus der Provinz in der Hauptstadt Karriere zu machen, war schwierig. Immerhin lernte er Manuel de Falla (1876–1946) kennen, mit dem ihn eine lange Freundschaft verbinden sollte.
1905 ging Turina nach Paris und studierte bei Vincent d’Indy, und – natürlich, möchte man fast sagen – bei dem die Musikwelt beherrschenden Claude Debussy. Anlässlich eines Konzerts traf er Isaac Albéniz, der ihm die Idee nahebrachte, spanische Volksmusik in Kompositionen zu verwenden.
Turina und de Falla gingen 1914 zurück nach Madrid und eine bemerkenswerte Karriere schloss sich für Joaquín Turina an. Er schrieb Werke für großes Orchester, darunter eine „Sinfonia sevillana“; Kammermusik für diverse Besetzungen; eine Oper mit dem Titel „Jardin de oriente“; mehrere Zarzuelas; Klaviermusik usw. Die Gitarre war ihm vertraut … aber nur insofern, als er aus Sevilla stammte und dort der Flamenco gepflegt wurde. Als klassisches Konzertinstrument wurde sie nicht in Ehren gehalten … bis Andrés Segovia kam. Der war dabei, eine internationale Karriere als Gitarrist zu machen und dafür auf der Suche nach neuem, präsentablem Repertoire für sein Instrument. Er stieß dabei unter anderen auf Joaquín Turina, der für den Maestro dann auch folgende Stücke schrieb:
1923: Sevillana (Fantasia), op. 29
1925: Fandanguillo, op. 36
1930: Ráfaga, op. 53
1931: Sonata, op. 61
1932: Homenaje a Tarrega, op. 69
modern iraqi maqam music for oud and percussion
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Florilegium
Dreams: Ahlam Babiliyya
modern iraqi maqam music for oud and percussion
Saif Al-Khayyat & Nora Thiele
Erschienen 2014
Oud von Fouad Jihad; Perkussion von Eckermann
Talanton TAL 90015, im Vertrieb von Raumklang
… Arabesken …
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Moderne irakische Musik für Oud und Percussion? Die Musik, die Saif Al-Khayyat und Nora Thiele uns hier vorlegen, ist für fast alle von uns terra incognita. Ihr Herkunftsland dagegen ist keineswegs unbekanntes Terrain, und das nicht nur wegen zweier amerikanischer Präsidenten namens Bush und der Kriege, die sie angezettelt haben. Nein, der Irak liegt auf dem Gebiet des legendären Zweistromlands zwischen Euphrat und Tigris (Mesopotamien), das eine der frühesten Hochkulturen der Menschheit war und heute gern als Wiege der Zivilisation bezeichnet wird. In Bagdad, der im Jahr 762 gegründete Hauptstadt, blühten bald Kunst und Wissenschaften und zwar in einem Maß, mit dem sich europäische Metropolen nicht messen konnten.
Als die Berber nach der Schlacht bei Jerez de la Frontera im Jahr 711 die iberische Halbinsel und angrenzende Gebiete eroberten, hatten sie ihre Kultur im Reisegepäck … auch ihre Musik und Musikinstrument, darunter der Rabāb und die Laute. Außerdem gab es berühmte Musiker, die uns heute sogar noch namentlich bekannt sind: Ziryab (vollständiger Name: Abu l-Hasan ‘Ali Ibn Nafi‘) lebte als Sklave am Hof in Bagdad unter Kalif Harun al-Rashid und war als Oud-Spieler so berühmt, dass er sich frei entscheiden durfte, wo er tätig sein wollte. Ziryab ging nach 822 nach Córdoba, um dort am Hof des Sultans zu leben und zu arbeiten, und zwar mit allen Privilegien eines freien Mannes.
Weiterlesen: modern iraqi maqam music for oud and percussion
Cantar de Amor: Juan Hidalgo and 17th-Century Spain
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Florilegium
Cantar de Amor: Juan Hidalgo and 17th Century Spain
Juan Sancho, Tenor
Accademia del Piacere, Fahmi Alqhai
Aufgenommen im Januar 2015
GLOSSA GCD P 33204, im Vertrieb von Note 1
… zweifellos etwas Besonderes …
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Juan Hidalgo (1614–1685) war für die Musik am spanischen Hof im 17. Jahrhundert eine wichtige, wenn nicht gar dominante Person. Er war Madrilene und wurde schon 1631, Harfenist und Cembalist am Königlichen Hof in seiner Heimatstadt … ein Posten, den er zeit seines Lebens innehaben sollte. Zur gleichen Zeit standen auch Musiker wie Cristobál Galán, Juan del Vado und José Marín im Dienst des spanischen Königs – aber Hidalgo, heißt es, war der am höchsten geschätzte.
Zusammen mit dem Dichter Pedro Calderón (1600–1681) verfolgte Hidalgo das Ziel, eine spanische Operntradition zu gründen und zu verfolgen – es ist den beiden Künstlern nicht gelungen. Ihre Zusammenarbeit brachte zwar zahlreiche musikalische Bühnenwerke hervor, aber keines davon traf den Geschmack des spanischen Publikums … das sich nicht damit anfreunden konnte, dass die komplette Handlung einer Oper gesungen und nicht (mindestens teilweise) gesprochen wird. Zwei (erfolglose) Opern entstanden und schließlich Zarzuelas, deren Handlung weitgehend rezitativisch vorgetragen wurde.
Weiterlesen: Cantar de Amor: Juan Hidalgo and 17th-Century Spain
Fetenbuch für Alt und Jung
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- Geschrieben von Markus Grohen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Sebastian Müller (Hrsg.), Das Fetenbuch für Alt und Jung. 100 Lieder und Hits zum Mitsingen, leicht arrangiert für Gesang und Gitarre …
Mainz u.a., Schott Music,168 S., kart. Fadenheftung
ISBN 978-3-7957-4458-8, ISMN 979-0-001-15711-7, € 15,—
Bücher mit Schlagern, Liedern und/oder Chansons mit Noten der jeweiligen Melodien, Akkordsymbolen und Schlagmustern für die Gitarrenbegleitungen herauszugeben, ist keine sensationell neue Idee. Allein die „Kultliederbücher“ „Das Ding“ (s. Besprechung!) der Edition Dux, von denen bisher vier Bände auf dem Markt sind, decken, meint man jedenfalls, das Repertoire weitgehend ab. Von diesen Bänden sind jeweils zwei Versionen herausgekommen, eine nur mit allen Texten und den entsprechenden Akkordsymbolen, eine andere auch mit den Noten der Melodien. Da Leute, die solche Lieder singen möchten, deren Melodien kennen und nur die Texte aller Strophen und (vielleicht) die Harmonisierungen brauchen, sind die Bände mit Noten, die zudem nicht einmal jeder eventuelle Benutzer lesen kann, nicht jedermanns Sache. Hier reichen Texte und Akkordsymbole.
Jetzt ist der vergleichsweise „ehrwürdige“ Schott-Verlag auch mit einem Bändchen der Machart des „Kultliederbuchs“ mit Noten herausgekommen. Unterschiede liegen fast nur in der Repertoireauswahl – wobei es natürlich Überschneidungen gibt. Aber die sind von marginaler Bedeutung. Das Buch bei Schott ist, rechnet man es auf „Preis pro Titel“ herunter, deutlich teurer … dafür aber handlicher. Die „Dinger“ von DUX sind per Spiralen gebunden, das Buch von Schott in klassischer Fadenheftung.
Luis Milan: El Maestro Libro I
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Luys Milán
El Maestro, Libro I (1536)
José Antonio Escobar, Vihuela de mano
Aufgenommen im Mai 2014, erschienen 2015
Vihuela: Julio Castaños, Málaga
NAXOS 8.573305
… sehr klangbewusst und eloquent …
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Das Tabulatur- und Unterweisungsbuch „El Maestro“ ist das älteste überlieferte Werk seiner Art. 1536 ist es in Valencia gedruckt worden und sollte die einzige Sammlung mit Kompositionen bleiben, die wir von Milan haben. Zwei weitere Bücher hat er geschrieben bzw. herausgegeben, aber sie enthalten keine musikalischen Werke. Das erste hieß „El Cortesano“ und war ein Text, der in der Tradition des berühmten „Libro del Cortegiano“ von Baldassare Castiglione (1478–1529) stand. Der Titel des zweiten lautete „Libro de motes de Damas y Caballeros“ und erschien 1535, also ein Jahr vor dem „El Maestro“.
José Antonio Escobar spielt auf seiner ersten Milan-CD alle Stücke des ersten Buches des „EL Maestro“ und zwar exakt in der Reihenfolge wie in der Quelle von 1536: 22 Fantasias und 6 Pavanas. Ob es klug war, die Fantasien in dieser Reihenfolge zu spielen, darüber kann man geteilter Meinung sein. Milan hat sie nach Tonarten geordnet und insgesamt nach Schwierigkeit, eine zyklische Darstellung war aber sicher nie vorgesehen. Es ist knapp eine Stunde Musik höchster Dichte, die beim Zuhören Konzentration voraussetzt.