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Marijke Steinhaus: Señora Guitarra
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Marijke Steinhaus: Señora Gutarra–The Art of Female Composition
Werke von Ida Presti, Emilia Giuliani, Madame Sidney Pratten, Carmen Guzmán, Fabienne Magnant
Aufgenommen im Dezember 2014, erschienen 2016
Gitarren: Thorsten Sven Lietz, Essen; 2002 und 2012
Eigenes Label: Source of Sound Records
… Der Interpretin, Marijke Steinhaus, merkt man an, dass dies ihre Debüt-CD ist …
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Folgendes Konzept hat Marijke Steinhaus ihrer ersten CD vorangeschickt: „Der weiblichen Schöpfungskraft Ausdruck zu verleihen, ist das erste Anliegen dieser CD.“ Die Kompositionen, die folgen, sind ausnahmslos von Frauen … allerdings … auch, wenn Heinrich Christoph Koch in seinem „Musikalischen Lexikon“ 1802 meinte „Die Guitarre ist besonders zur harmonischen Begleitung des einstimmigen Gesanges geeignet, und wird am gewöhnlichsten und häufigsten in Spanien gebraucht. Bey uns hat sie sich seit einiger Zeit zum Lieblingsinstrumente der Damen zu erheben gewußt“ (Sp. 707), es gab nicht viele Gitarristinnen vor ihm, jedenfalls keine, die sich als konzertierende Musikerinnen oder Komponistinnen einen Namen gemacht hätten.
Marijke Steinhaus spielt Stücke von Emilia Emanuela Giuliani-Guglielmi (1813–1850), der Tochter von Mauro Giuliani und dessen Lebensgefährtin Anna Wiesenberger. Sie, Emilia, hat sich 1841 in Wien noch einen Namen damit gemacht, dass sie eine Spieltechnik erfunden und coram publico präsentiert hat, das Spielen von Doppelflageoletttönen nämlich, das heute zum spieltechnischen Standard gehört.
Nigel North: Varietie of Lute Lessons
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Nigel North: A Varietie of Lute Lessons
Werke von John Dowland, Anthonie Holborne, Robert Ballard, René Saman, Diomedes Cato u.a.
Aufgenommen im Mai 1998, erschienen 2000; Neuauflage 2016
LINN Records BKD 097, im Vertrieb von NAXOS
… Es lohnt sich! …
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„Varietie of Lute Lessons“ ist ein 1610 erschienener Tabulaturband, der von Robert Dowland, dem Sohn von John Dowland herausgegeben worden ist. Er enthält je sieben „Fantasies, Pavins, Galliards, Almaines, Corantoes, and Volts“, und zwar „selected out oft the best approved Authors, as well beyond the Seas as of our owne country“ … auf Deutsch: Gesammelte Lautenmusik von den nachweislich besten Komponisten vom Kontinent und von hier.
Und mehr noch: In dem Band sind ebenso „certaine Observations belonging to Lute-playing“ von Jean Baptiste Besard enthalten, wie „a short Treatise thereunto appertayning: By Iohn Dowland, Batcheler of Musicke“ … Beobachtungen zum Lautenspiel von Jean Baptiste Besard wie auch ein kurzer Exkurs zu ähnlichen Themen von John Dowland.
Das Buch war sehr erfolgreich – nicht nur, weil es alles enthielt, was ein englischer Lautenfan des frühen 17. Jahrhunderts Zeit brauchte. Es hatte auch wenig Konkurrenz! Es ist nämlich erstaunlich, dass in einer Umgebung, in der ganz offenbar das Lautenspiel sehr gepflegt wurde, sehr wenige Lautentabulaturen im Druck erschienen sind. Gedruckte Ausgaben mit Lautenliedern wurden zu Bestsellern – aber solistische Lautenmusik ist fast nur handschriftlich überliefert.
Seine „Observations“ hat Jean Baptiste Besard 1617 auch in Buchform als „ISAGOGE IN ARTEM/TESTUDINARIAM“ herausgegeben, „Das ist: Gründtlicher Unterricht/uber das künstliche Saitenspil der Lauten“ [s. Faksimile hg. v. Peter Päffgen, Neuss 1974]
Kleine Unterhaltungsstücke für Gitarre … Rudolf Leberl
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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CD: Rudolf Leberl: Selected Works for Guitar Solo
Fabian Hinsche, Guitar
Aufgenommen im Juli und Oktober 2013, erschienen 2016
NAXOS (2 CDs) 9.70244–245
… Und wenn sie so gespielt werden, haben sie auch im Gitarrenrepertoire eine gute Chance! …
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Ausgabe: Rudolf Leberl,
Acht Vortragsstücke Werk 46, Neun Spielstücke Werk 48 für Gitarre solo
herausgegeben von Barbara Polášek
Edition Chanterelle im Allegra Musikverlag
ECH 0758, ISMN 979-0-2047-0758-4, € 15,90
Rudolf Leberl? Bei Wikipedia ist er nicht vertreten, auch nicht in den beiden Auflagen der MGG, bei Riemann, Grove, Ragossnig … und nicht einmal bei Moser (Katalog Gitarre-Musik von 1985). Dafür weiß Amazon von einem Verzeichnis seiner Opera, das aber nicht mehr verfügbar ist, höchstens in Bibliotheken (auch privaten) oder Antiquariaten:
Thomas Englberger (Hrsg.), Systematisch-chronologisches Verzeichnis der Werke von Rudolf Leberl (1884–1952), [Veröffentlichungen des Sudetendeutschen Musikinstituts, Allgemeine Reihe, hg. v. Widmar Haser, Band 2], 1994, 194 S., ISBN 3-9803294-4-5
Das Verzeichnis verrät, dass Rudolf Leberl ein bemerkenswert großes Œuvre hinterlassen hat – allerdings sind zu seinen Lebzeiten keine Kompositionen im Druck erschienen. Viele der insgesamt 1500 Werke sind aber handschriftlich überliefert, in der ÖsterreichischenNationalbibliothek in Wien oder im Sudetendeutschen Musikinstitut in Regensburg aufbewahrt und dort auch einzusehen.
Die vorliegende neue Ausgabe von Barbara Polášek enthält eine Biographie des Komponisten, geschrieben von seiner Tochter Gertrude Leberl-Bauer. Demnach und aufgrund der Informationen im Booklet der CD, wissen wir, dass der Komponist 1884 in Hoch-Semlowitz in Böhmen geboren wurde, zur Zeit des K.u.K.-Kaiserreichs also. Er lernte von seinem Vater verschiedene Instrumente: Klavier, Violine, Orgel, Bratsche, und schließlich Gitarre. „Die Autorin (und Tochter) schreibt: „Müßig zu betonen, dass er alle diese Instrumente in Kürze beherrschte.“, Danach studierte er Musik und Komposition [?] in Prag und Wien.
Weiterlesen: Kleine Unterhaltungsstücke für Gitarre … Rudolf Leberl
Jonas Nordberg: Theorbo & Lute
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Jonas Nordberg, Theorbo & Lute
Werke von Robert de Visée, Silvius Leopold Weiss und François Dufaut
Aufgenommen im Dezember 2014 und März 2015
Barocklaute (2012) und Theorbe (1998) von Lars Jönsson
eudora records SACD 1502, im Vertrieb von Challenge Records
… Und tatsächlich: Es war nicht unmüglich! …
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Jonas Nordberg präsentiert und zelebriert zwei riesige Instrumente des Barock – riesig, was ihr Format angeht, ihre klangliche Macht und schließlich ihre musikalische Bedeutung. Beides sind Lauteninstrumente, Barocklaute und Theorbe. Wir wissen, dass diese Instrumente eine höchst gloriose Geschichte hinter sich hatten, als Weiss und de Visée für sie komponierten, wir wissen aber auch, dass sie zu dieser Zeit immer mehr an Bedeutung verloren. 1802 schrieb Heinrich Christoph Koch in seinem „Musikalischen Lexikon“ über die Laute nur noch bedauernd: „Dieses ehedem so beliebte Instrument, welches als das angenehmste unter den Saiteninstrumenten gehalten wurde, scheint seit geraumer Zeit in Vergessenheit zu sinken.“
Langer & Neges: Play Guitar in Concert
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Langer Michael und Ferdinand Neges (Hrsg.)
Play Guitar in Concert, 70 ausgewählte Gitarrensolos, leicht bis mittelschwer, didaktisch gereiht. Bekanntes und Neues aus 6 Jahrhunderten von Komponisten wie Leo Brouwer, Roland Dyens, Carlo Domeniconi, Andrew York, Pat Matheny
Learn and Play inklusive MP3-CD
Manching, Dux-Verlag, 2015
ISMN 979-0-50017-428-8, ISBN 978-3-868839-274-3, € 26,80
Ausgabe bei Amazon bestellen?
Anthologien mit Stücken „aus x Jahrhunderten“ oder „von diesem und jenem Komponisten“ sind im Editionswesen nicht Neues. Streng genommen hat es so etwas schon in der Zeit der frühesten Notendrucke überhaupt gegeben, im 16. Jahrhundert nämlich. Nehmen wir beispielsweise den ersten Tabulaturdruck, in dem Stücke des „Göttlichen“ Francesco da Milano enthalten waren: „INTABULATURA DI LIUTO DE DIVERSI, CON LA | BATAGLIA ET ALTRE COSE BELLISSIME, DI M. FRANCESCO DA | MILANO, STAMPATA NUOVAMENTE PER FRANCESCO | MARCOLINI DI FORLI“ von 1536. Gut, eine CD mit Aufnahmen in MP3 oder WAV war nicht enthalten, dafür aber das, was vor knapp fünfhundert Jahren musikalisch en vogue war, darunter ein Tabulatursatz der berühmten Chanson „la Bataglia“ von Clément Jannequin und andere wunderschöne Stücke. Die meisten dieser Kompositionen waren so berühmt, dass die Drucker (und Verleger) der Ausgaben nicht einmal deren Komponisten angeben mussten.
Was die Anthologien mit Gitarrenmusik angeht, die immer wieder neu herauskommen: Die meisten dieser Ausgaben bestehen weitgehend aus gemeinfreiem Material, das heißt, aus Stücken, an denen kein Urheberrecht besteht. Gemeinfrei wird ein Werk siebzig Jahre nach dem Tod des Urhebers. Das heißt, dass Werke, deren Komponisten länger als siebzig Jahre tot sind, kostenlos abgedruckt werden dürfen – für alle anderen müssen die Verlage oder Herausgeber Gebühren bezahlen … und das versuchen sie zu vermeiden. Daher gibt es so viele Sammelausgaben mit Stücken von Aguado, Giuliani oder Fernando Sor – und so wenige mit Leo Brouwer, Roland Dyens oder Andy York.
John Dowland: „In darknesse let mee dwell“
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- Geschrieben von Maria Mittler
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John Dowland: In darkness
Michael Chance, countertenor; Paul Beier, lute
Aufgenommen zwischen 2011 und 2014, erschienen 2015
Laute: Michael Lowe 1979
Stradivarius STR 33914, im Vertrieb von Note-1
… unaufdringlich dem jeweiligen Werk folgend …
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Von betörender Schönheit ist Michael Chance’s Stimme! Betörend schön, klar und unaufdringlich. Paul Beier, sein Begleiter, führt ihn durch das Programm, das zur Hälfte aus Solostücken besteht, zur anderen aus Lautenliedern.
Das Motto der CD, „In darkness“ geht zurück auf den Text des ersten Liedes des Programms: „In darknesse let mee dwell“ aus Dowlands „Musicall Banquet“ von 1610.
In Finsternis will ich hausen, Betrübnis sei das Fundament
Das Dach Verzweiflung, die jeden frohen Lichtstrahl hemmt;
Die Wände schwarzer Marmor, der Nässe schwitzt und weint;
Und höllisches Gekreisch sei die Musik, die mir den freundlichen Schlaf vertreibt.
Und so, mit meinem Leid vermählt und in mein Grab gebettet,
So lasst mich lebend sterben, bis dass der Tod mich rettet.
[Übersetzung von Christian Kelnberger, Text und Musik bei John Dowland, Passau 1999, S. 411]
Zoran Dukić: Balkan Muses
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Balkan Muses
Zoran Dukić, Guitar
Werke von Bogdanović, Ourkouzounov, Tadić, Ivanović, Papandopulo, Paraskevas
Aufgenommen im November 2013, erschienen 2014
GHAClassical 126.068, im Vertrieb von New Arts International
… Für mich ist er die Idealbesetzung!…
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Mit „Six Balkan Miniatures“ von Dušan Bogdanović beginnt Zoran Dukić sein Programm, mit sechs Stücken von jeweils maximal anderthalb Minuten Dauer und quirliger musikalischer Vielfalt. Sie, diese Vielfalt, wird dadurch generiert und unterstützt, dass dezidiert kurze, kontrastierende Elemente gegenübergestellt werden, deren Grundmaterial aus der Folklore der Länder des ehemaligen Jugoslawien stammen, die lange als aus einer ethnischen Gruppe stammend verkannt worden sind. Die Volksrepublik Jugoslawien, die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet worden war, zerfiel im Anschluss an die Kriege von 1991 und später wieder in Einzelrepubliken … deren Künstler und Intellektuelle sich wieder ihrer vielfältigen Traditionen besannen. Auch der musikalischen!
Begonnen werden die „Balkan Miniatures“ mit einem Morgentanz („Jutarnje Kolo“), gefolgt von einem getragenen Lamento („Žalopojka“). Der dritte Satz, „Vranjanka“, ist – nach Auskunft des Komponisten – der einzige des Zyklus; der auf eine tatsächlich vorhandene Melodie oder auf ein Thema der Volksmusik Bezug nimmt. Die anderen Sätze hätte Béla Bartók „folklore imaginaire“ genannt oder Eduardo Falú „komponierte Folklore.“ (Falú ist übrigens, wie ich im Laufe der Recherchen für diese Besprechung leider erst viel zu spät erfahren habe, am 9. August 2013 im Alter von neunzig Jahren in Córdoba in Argentinien gestorben. Geboren war er am 7. Juli 1923).
Havana – Rio – Moscow
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Havana–Rio–Moscow
Stein-Erik Olsen, Academy of St. Martin in the Fields, Terje Mikkelsen
Werke von Leo Brouwer, Heitor Villa-Lobos und Nikita Koshkin
Aufgenommen (Abbey Road Studios, London) im Juni 2013, erschienen 2014
SIMAX PSC Classics 1313, im Vertrieb von NAXOS
… exzellent instrumentiert …
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Etwas Besonderes: Drei Konzerte für Gitarre und Orchester; keines davon von Joaquín Rodrigo; erstklassige Interpreten, und zwar auf beiden Seiten des Wettstreits.
Bekannte, etablierte Orchester sind nicht unbedingt Gitarren-affin, hier nun hat die bekannte Londoner Academy of St. Martin in the Fields mitgewirkt, ein Orchester, das „eigentlich“ auf ältere Musik spezialisiert ist, auf Barockmusik, um präzise zu sein, allerdings auf Aufführungen mit modernem Instrumentarium. „HIP“ nennt man das, „historically informed performance (practice)“. Neville Marriner hat das Orchester gegründet und viele Jahre geleitet. Jetzt, für vorliegende Aufnahme, stand Terje Mikkelsen am Pult: Norweger, studiert in Oslo, Helsinki und St. Petersburg.
Seit einiger Zeit orientiert sich die Academy hin zu „neuerer“ Musik, sprich, zu Musik, die nach der Barockzeit entstanden ist. Seit Harnoncourt, Leonhardt und Reinhard Goebel, um nur drei Exponenten zu nennen, spielen die Spezialensembles nicht mehr nur „HIP“, sie gehen weiter: historische Instrumente, striktes Festhalten an Erkenntnissen aufführungspraktischer Forschung usw. So weit wollten die Musiker der Academy dem Trend nicht folgen, seitdem spielen sie auch Musik des 20. und sogar des 21. Jahrhunderts … aber Nikolaus Harnoncourt dirigiert schließlich auch Smetana, Brahms und Gershwin, nur sitzt nicht der Concentus Musicus mit Barockinstrumenten vor ihm, sondern das Chamber Orchestra of Europe und der Arnold Schoenberg Chor.
Avi Avital: Vivaldi
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- Geschrieben von Maria Mittler
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Avi Avital: Vivaldi
Werke von Antonio Vivaldi
Avi Avital, Mandoline; Juan Diego Flórez, Tenor; Mahan Esfahani, Cembalo; Ophira Zakai, Laute; Patrick Sepec, Cello; Venice Baroque Orchestra
Aufgenommen im Dezember 2014, erschienen 2015
Mandoline: Arik Kerman (1998) und „Mandolino lombardo“ von Federico Gabrielli
Deutsche Grammophon 479 4017
… ein Wunder an Zartheit und klanglichem Ausgleich …
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Nein, der Mandolinenklang ist nicht jedermanns Sache: hart, metallen, nuancenarm. Aber das Instrument liefert Farbe, iItalienische Farbe, die überall da zu hören ist, wo die Zuhörer nach Italien entführt werden sollen. Nino Rotas Filmmusik zu Francis Ford Coppolas epochalem Film „The Godfather“ (Der Pate) mag als Beispiel dienen aber auch das Mandolinenkonzert C-Dur (RV 425) von Antonio Vivaldi, das oft Italien-Bilder illustriert … besonders Venedig-Bilder. Antonio Vivaldi war Venezianer (geboren ebendort am 4. März 1741), aber er war Geiger und nicht Mandolinist. Außerdem hat er die Mandoline nicht häufig verwendet – umso erstaunlicher ist Avi Avitals Einschätzung, Vivaldis kleines Mandolinenkonzert RV 425 (es ist dreisätzig und gerade einmal sieben Minuten lang!) sei das „Alte Testament“ oder einer der „Grundpfeiler im Repertoire des Instruments“.
Das Testament wird mangels Masse ergänzt durch das Largo aus dem Konzert RV 443 für Flautino, der Trio-Sonate RV 82 (Original für Violine und Laute), dem „Sommer-Konzert“ RV 315 aus den „Vier Jahreszeiten“ und schließlich dem venezianischen Volkslied „La biondina in gondoleta“, gesungen in venezianischem Dialekt von dem Peruaner Juan Diego Flórez.
Paul Kieffer: Jacques Le Polonois
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Jacques le Polonois (ca. 1545/1555–ca. 1605): Pièces de Luth
Paul Kieffer, Laute
Aufgenommen im Mai 2015
Laute von Grant Tomlinson, Vancouver 2014
Ævitas, Æ12157
… ein Vergnügen …
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Die meisten Musikfreunde, die sich mit dem Lautenspiel befassen möchten, machen ihre ersten praktischen Erfahrungen mit „Renaissance-Lauten“. Das sind Lauten in der Gitarre-ähnlichen Quart-Terz-Stimmung mit zwischen fünf und maximal zehn Chören. Für diese Auslegung des Instruments ist – beginnend mit dem frühen 16. Jahrhundert – „hundert Jahre Repertoire“ überliefert … mit der Wende zum 17. Jahrhundert sollte eine neue Zeit anbrechen, allgemein musikalisch und, was die Laute angeht. Sie war nun mindestens acht- bis zehnchörig; ihre Musik wurde nur noch in französischer Tabulatur aufgeschrieben und veröffentlicht und: Die „alte Stimmung“ wurde zwar noch benutzt, sie wich aber zunehmend einer neuen in der Grundstimmung d-Moll. Intavolierungen, die zwischen 1500 und 1600 einen beträchtlichen Anteil des Repertoires ausgemacht hatten, verschwanden und neue, mehrsaitige Mitglieder der Lautenfamilie behaupteten sich: Theorbe, Chitarrone und die „Barocklaute“.
Zum Schluss der gloriosen Zeit der „Renaissance-Laute“ – genau zwischen 1594 und 1617 – erschien eine Reihe umfänglicher, großformatiger Anthologien mit Lautenmusik, herausgegeben beispielsweise von Jean-Baptiste Besard, Robert Dowland, Joachim van den Hove oder Georg Leopold Fuhrmann. In ihnen finden sich Hinweise auf einen Komponisten, der manchmal „Jacob Reis“, bei Dowland „the most famous Iacobus Reis of Augusta“ genannt wird und gelegentlich nur „Jacob“ oder „Mr Iacques Pol[l]onois“.
Anton Baranov: Divina Mancha
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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First Prize 2013 Tárrega International Guitar Competition Benicassim
Anton Baranov: Divina Mancha
Werke von Tárrega, Llobet, Eduardo Sáinz de la Maza, Manjón, Moreno Torroba
Aufgenommen im März 2014
Gitarre: Sakurai-Kohno
Contrastes Records CR 6201406, im Vertrieb von NAXOS
… Er zelebriert die Dekadenz auf professionelle Art …
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Anton Baranovs Debüt-CD ist hier vor ein paar Tagen besprochen worden: Latin American Guitar Sonatas, aufgenommen im Oktober 2013. Rund ein halbes Jahr später hat er eine weitere Solo-CD eingespielt, die wie die Debüt-CD im Zusammenhang mit einem Gitarrenwettbewerb entstanden ist. Dieses Mal war es der Francisco Tárrega International Guitar Competition in Benicàssim, Spanien.
Das Repertoire der vorliegenden CD stellt eine Reminiszenz an Francisco Tárrega (1852–1909) dar, den Namensgeber des Wettbewerbs. Einige Stücke sind von ihm selbst, eines von einem Zeitgenossen, Antonio Jiménez Manjón (1866–1919), und mehrere weitere schließlich von Eduardo Sáinz de la Maza (1903–1982) und Federico Moreno Torroba (1891–1982), zwei Komponisten, die, so schreibt Javier Suárez-Pajares im Booklet, nicht mehr dem 19., sondern dem 20. Jahrhundert angehört haben. Dazwischen steht – als Brücke sozusagen zwischen den beiden Polen innerhalb der Gitarrengeschichte – eine Komposition von Miguel Llobet (1878–1938), einem geschätzten und erfolgreichen Schüler von Maestro Tárrega. Federico Moreno Torroba ist der einzige Nicht-Gitarrist unter den Komponisten, die im Übrigen ausnahmslos Spanier waren – das haben sie gemeinsam. Moreno Torroba war als junger Komponist erfolgreich mit Zarzuelas, deren Popularität aber dahinschwand. Später ist er durch Andrés Segovia an das Schreiben für Gitarre gekommen … und dem ist er fünfzig Jahre treu geblieben. Seine „Aires de la Mancha“ sind auf der CD „Divina Mancha“ zu hören.
Anton Baranov: Latin American Guitar Sonatas
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
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Laureate Series Guitar:
2013 Winner Guitar Foundation of America (GFA) Competition
Anton Baranov
Latin American Guitar Sonatas
Werke von Máximo Diego Pujol, Javier Bravo, Eduardo Angulo und Guido Santórsola
Aufgenommen im Oktober 2013
Gitarre: Masaki Sakurai
NAXOS 8.573306
… Was kann man mehr verlangen? …
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Dies ist Anton Baranovs Platten-Debüt! Er ist 1984 in St. Petersburg geboren, hat dort auch studiert und schließlich die angesehensten Gitarrenwettbewerbe gewonnen. 2013 war für den Sieger des GFA (Guitar Foundation of America)-Wettbewerbs in Louisville/Kentucky neben Geld- und diversen anderen Sachpreisen die Produktion dieser CD ausgeschrieben. Baranov hat gewonnen, sein Landsmann Artyom Dervoed, von dem hier schon die Rede war, wurde Zweiter.
Baranov spielt auf seiner Debüt-CD ausschließlich lateinamerikanische Gitarrenmusik … und unter den Werken, die er ausgesucht hat, ist nicht eines, das, sagen wir, zu den überstrapazierten Opera gehört. Die „Sonata Porteña“ von dem Argentinier Javier Bravo (geb. 1972) ist sogar eine Ersteinspielung.
Die Vokabel „porteño/porteña“ geht zurück auf das spanische „puerto“ (= Hafen) und bezeichnet unter anderem Menschen, die in Hafenstädten geboren sind oder leben – speziell in der Hafenstadt Buenos Aires. Wir kennen das Wort aus den „Estaciones Porteñas“ von Astor Piazzolla, den „Vier Jahreszeiten von Buenos Aires“.
Dušan Bogdanović: Guitar Music
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Bogdanović: Guitar Music
Angelo Marchese, guitar
Aufgenommen im Januar 2015
Gitarre: Giuseppe Guagliardo (Kopie der Gitarre von Hermann Hauser aus dem Besitz von Andrés Seogvia)
Brilliant Classics 95194
… aus dem Vollen geschöpft …
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Foto: Dušan Bogdanović am 13. Februar 2009 beim Unterrichten in Belgrad, © by Peter Päffgen
Dušan Bogdanović wurde 1955 in Belgrad/Serbien geboren. Studiert hat er in Genf bei Maria Livia São Marcos – heute lehrt er ebendort an der Haute École de Musique Genève. Aber so geradlinig – von Serbien in die Schweiz – war sein Lebensweg nicht. Als ich ihn kennenlernte – das war 1990 in Pasadena/Kalifornien anlässlich eines Gitarrenfestivals – lebte Dušan in den USA und spielte in dem Ensemble De-Falla-Guitar-Trio zusammen mit Terry Graves und Kenton Youngstrom. Das Programm war – auch, wenn unter anderem eine Transkription der Pulcinella-Suite von Igor Strawinsky auf dem Programm stand – Jazz-geprägt. Bogdanović war in Amerika angekommen, lebte und arbeitete dort.
Zu seinen Lehrern in Genf gehörten nicht nur Maria Livia São Marcos, sondern auch Pierre Wissmer und Alberto Ginastera. Bogdanović kümmerte sich nicht nur um sein Instrument, die Gitarre, er studierte auch Komposition und Instrumentierung und als Komponist haben wir ihn hier, von Europa aus, auch später hauptsächlich wahrgenommen. Immer mehr Stücke erschienen, immer mehr Kompositionen wurden von Dušan selbst, aber auch von zahlreichen Kollegen eingespielt – Kammermusik und Werke für Gitarre solo. Dazwischen waren immer wieder Kompositionen, die international Beachtung gefunden haben … Beispiele dafür sind die „Canticles“ für Gitarrenduo, die Gruber und Maklar eingespielt haben.
Als Dušan in die USA ging, hat er den Jazz aufgenommen und verinnerlicht, aber er hat auch etwas in seine neue Heimat mitgenommen. In vielen seiner Gitarrenstücke hört man seine Herkunft, den Balkan, und oft wird sie auch in den Titeln schon erwähnt: in „Levantine Suite“ zum Beispiel oder in den sehr bekannten „Balkan Miniatures“, die man oft in Konzerten oder auf CD gehört hat und hört.
Mozart für Gitarre
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
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a Mozart Tribute
Fantasien, Transkriptionen und Variationen des frühen 19. Jahrhunderts
Martin Hegel, Romantische Gitarre
Werke von Mozart, Mertz, Sor, Diabelli, Molitor u. a.
Aufgenommen im März und September 2015
Gitarre: Bernard Enzensperger (1788–1866), restauriert von Erik Pierre Hofmann
Acoustic Music Records 319.1548.2
… keineswegs als Rampensau …
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Notenausgabe: Mozart for Guitar
32 Bearbeitungen für Gitarre herausgegeben von Martin Hegel
Mainz u.a., 2015, Schott
ED 21856, € 16,–
Nein, Wolfgang Amadeus Mozart hat nie für Gitarre komponiert. Kein Stück! Und doch taucht sein Name in der Gitarrenmusik des frühen (und auch späteren) 19. Jahrhunderts immer wieder auf … als Lieferant von Themen für Variationssätze oder als Komponist von Werken, die Gitarristen in Form von Paraphrasen für ihr häusliches Musizieren genutzt haben. Klavierauszüge wurden zur gleichen Zeit populär (Mozart hat – nebenbei bemerkt – selbst Sätze aus eigenen Werken für Klavier bearbeitet und herausgegeben) … aber das Modeinstrument der Zeit, die Gitarre, erfreute sich in den Salons besonderer Beliebtheit.
Natürlich war Musik zu dieser Zeit, vor rund zweihundert Jahren, nur live erlebbar. Musikfreunde mussten ins Konzert gehen, in die Oper oder die Stücke selbst spielen. Konserven gab’s nicht … es sei denn, man zählt die gedruckten Notenausgaben, die für verschiedene Besetzungen und in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden erschienen, dazu. Die sechssaitige Gitarre hatte, wie wir wissen, in kurzer Zeit einen Siegeszug durch die Salons hauptsächlich von Paris und Wien vollzogen. Dort war sie in einem derartigen Maß en vogue, dass sogar kolportiert wurde, eine Krankheit namens „Guitaromanie“ habe sich ausgebreitet, der viele Musikfreunde zum Opfer gefallen seien.
La Bataille d’Amour
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
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La Bataille d’Amour – Tabulatures and Chansons in the French Renaissance
Alice Borciani, Sopran; Dominique Vellard, Tenor; Vincent Flückiger, Laute; Murat Coşkun, Perkussion; Maria Ferré, Gitarre, Laute und Leitung
Werke von Gregoire Brayssing; Adria Le Roy, Guillaume Morlaye und anderen
Aufgenommen im Oktober 2014, erschienen 2015
Lauten und Gitarren von Julian Behr, Wyhlen; Stephen Murphy, Mollans Sur Ouveze und Marcus Wesche
COVIELLO Classics COV 91507, im Vertrieb von Note-1
… ein exquisites, unterhaltsames Programm …
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Die vierchörige „Renaissance-Gitarre“ war in Frankreich gegen Mitte des 16. Jahrhunderts extrem populär. 1556 hieß es in Poitiers in einem „Discours non plus melancoliques“: „… duquel [le lutz] en mes premiers ans nous usions plus que la Guiterne: mais depuis douze ou quinze ans en ça, tout noste monde s’est mis a Guiterner …“ [Früher haben wir mehr Laute als Gitarre gespielt, aber seit zwölf, fünfzehn Jahren spielt hier jeder Gitarre]. Die Gitarre, oder „Guiterne“, wie sie in Frankreich hieß, war für eine Zeit dabei, der Laute den Rang abzulaufen … aber die Begeisterung für das neue Instrument war nicht von langer Dauer. Die Gitarre geriet wieder in Vergessenheit, um nicht zu sagen in Misskredit.
Aber zur Zeit ihrer Hochblüte in Frankreich erschienen für die Gitarre in rascher Folge Tabulaturbände, die uns einen Einblick in das erlauben, was auf dem Instrument gespielt wurde. Der Noten- (oder hier: Tabulatur-Druck) war ein noch recht junges Handwerk und die Pariser Verleger Granjon & Fezandat, und Le Roy & Ballard, (um nur zwei zu nennen) übten sich in der neuen Kunst engagiert und mit offenbar künstlerischem wie wirtschaftlichem Erfolg. Dabei half ihnen, dass die Stücke, die sie veröffentlichten, allgemein bekannt waren – auch aus Tabulaturen für Laute. Es waren autonome Instrumentalwerke wie Fantasien und Tanzsätze. Und es waren Vokalkompositionen, hauptsächlich Chansons von Komponisten wie Jacques Arcadelt (ca. 1507–1568) oder Pierre Certon (ca. 1510–1572), intavoliert von berühmten Instrumentalisten wie Simon Gorlier, den die Drucker und Verleger Granjon & Fezandat namentlich erwähnen.
Kammermusik mit Gitarre
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Kammermusik mit Gitarre
Werke von Haydn, Paganini und Hermann Ambrosius
Alois Kottmann, Violine; Robert Nettekoven, Violoncello; Heinz Teuchert, Gitarre
Aufgenommen (RIAS, Rundfunk im amerikanischen Sektor) 1966, erschienen 2015
Musicaphon M59002, im Vertrieb von Klassik Center, Kassel
… eine Rarität allein insofern, als Heinz Teuchert (1914–1998) auf ihr als Gitarrist mitwirkt … und das hört man nicht oft …
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Ganz bescheiden kommt diese CD daher, ohne Jewelcase; nur in einen Pappschuber gesteckt, der mit den notwenigsten Informationen bedruckt ist; kein Booklet … wie Archivmaterial! Die Aufnahme ist fast ein halbes Jahrhundert alt und eine Rarität allein insofern, als Heinz Teuchert (1914–1998) auf ihr als Gitarrist mitwirkt … und das hört man nicht oft.
Das Programm wird begonnen mit der „Cassation C-Dur Hob. III:6“ von Joseph Haydn, im Original „Cassationa per il Liuto Obligato, Violino & Violoncello del Sig. Giuseppe Haydn à Vienne“ überschrieben und 1959 oder 1960 herausgegeben von Karl Scheit bei Doblinger (Reihe Gitarre Kammermusik Nº 31).
Allgemein wird davon ausgegangen, dass die Handschrift Ms. II/4088/Fétis 2913 der Bibliothèque Royale in Brüssel – das ist die Quelle für die Cassation – nicht von Haydns Hand ist, dass die Bearbeitung also von einem Zeitgenossen stammt.